Seit September 2013 ist der Gasthof Bahnhof geschlossen. Während mehr als drei Jahren suchte Eigentümerin Astrid Schaer nach einem Käufer für die Liegenschaft. Diesen Frühling ging es dann plötzlich ganz schnell. Innert kürzester Zeit war der Verkauf unter Dach und Fach. Die neue Eigentümerin ist die Nerinvest AG. Welche Pläne sie mit dem Gasthof hat, darüber herrscht Stillschweigen. Eines ist aber klar: Die Träume der Genossenschaft Gasthof Bahnhof Schwarzenburg (GGBS) haben sich damit in Luft aufgelöst.
Denn wäre es nach den Initianten der Genossenschaft gegangen, hätten sie dem 110-jährigen Gasthof neues Leben eingehaucht. Sie träumten davon, einen Kultur- und Gastrobetrieb zu errichten. Der Standort wäre ideal gewesen –
im Dorfzentrum und gleich gegenüber des Bahnhofs der BLS. Mit seinem grossen Saal hätte er zum Treffpunkt für Kultur sowie für Vereine werden und das Dorf-
leben wiederbeleben können. Ein Ort, an dem die Bewohner gemütlich zusammensitzen und sich austauschen sowie im Anschluss Musik unterschiedlichster Richtungen geniessen können.
Um diesen Traum zu verwirklichen, wurde vor knapp einem Jahr die GGBS gegründet mit dem Ziel, in den nächsten Jahren rund 2,5 Millionen Franken aufzutreiben. Damit sollte der Betrieb gekauft und renoviert werden. «Wir sehen den ‹Bahnhof› als Ort der Gastfreundschaft für Jung und Alt sowie als Belebung für das Herz von Schwarzen-
burg», betonte Vizepräsident Urs Rohrbach noch letzten Winter gegenüber dieser Zeitung. Das Vorhaben stiess auch bei der Bevölkerung auf Zustimmung. Diesen Frühling belief sich das Kapital auf etwa eine Viertelmillion Franken.
Genossenschafter erhalten
Geld zurück
Bei der GGBS ist nach wie vor Enttäuschung spürbar. So heisst es etwa auf deren Website: «Der Gasthof Bahnhof gehört zu Schwarzenburg. Wir wollten ihn mit den SchwarzenburgerInnen wiederbeleben. Es hätte sich viel verwirklichen lassen. Daraus wird nun wohl nichts.» Die GGBS wird daher voraussichtlich im Herbst aufgelöst und das Kapital zurückbezahlt.
Für Präsident Philipp Baumann ist klar, dass damit gerechnet werden musste, dass ein Käufer gefunden werden kann. Konsterniert hat ihn jedoch die Art und Weise: «Weshalb konnte der Verkauf so rasch abgewickelt werden? Weshalb interessierte sich der Käufer erst jetzt? Die Pläne der Genossenschaft sind seit knapp einem Jahr bekannt.» Die neue Inhaberin kontaktierte mittlerweile die Genossenschaft. Zu einer Zusammenarbeit im kulturellen Bereich wird es aber höchstwahrscheinlich nicht kommen, deutet Baumann an, dass «Nerinvest» andere Pläne habe.
Verbittert ist Baumann nicht: «Wir blicken auf ein spannendes Jahr zurück und haben viel gelernt», betont er. Schade findet er die Entwicklung dennoch: «vor allem für das aktive Dorfleben. Ein kultureller Treffpunkt für Jung und Alt hätte dieses gefördert.» Bedauerlich nicht zuletzt auch deswegen, weil im Dorf gemunkelt wird, dass der Gasthof Wohnungen oder einer gemischten Nutzung weichen soll. Diese Annahme ist nicht weit hergeholt: 2015 kaufte die Immobilienfirma Nerinvest den Gasthof Bären in Schwarzenburg und veranlasste eine teilweise Umnutzung in Wohnungen. Auf die Frage, welche Pläne das Unternehmen mit dem Gasthof Bahnhof hat, gab «Nerinvest» auf Anfrage keine Auskunft.