Ein waschechtes Hobby?

Ein waschechtes Hobby?

Was als lustige Idee unter Freunden begann, ist heute das Hobby von Adrian Gammeter. Er braut Zuhause zusammen mit seiner Partnerin sein eigenes Bier. Für das «Sense Pale Ale» sammelt er Hopfen, der an der Sense entlang wächst.

Ein Mehrfamilienhaus in ruhiger Lage, mit schöner Terrasse und Pflanzen im und ums Haus – auf den ersten Blick ein ganz normales Zuhause. Sieht man in der Garage jedoch den mit Bierflaschen gefüllten Kühlschrank und ein «Garagenverkauf»-Schild, merkt man, dass Adrian Gammeter ein Fan des Hopfengetränks ist. Geht man weiter in den Keller und lässt sich erklären, was die beiden silbernen Brautanks und die unzähligen Harassen neben den Waschmaschinen zu bedeuten haben, wird einem schnell klar: Dieses Haus dient nicht nur zum Wohnen, sondern auch zum Brauen.
Gammeter stellt seit 2018 das Neuenegger Bier mit dem Namen «NewCornerBeer NCB» her. Begonnen habe alles mit einer Idee eines Arbeitskollegen und ihm, zusammen ein Bier zu brauen. So kauften sie sich ein vorgefertigtes Set und erstellten, mit Hilfe eines grossen Kochtopfs und einem Gasbrenner, ihr erstes Getränk nach Rezept. Zusammen mit ihren beiden Partnerinnen veranstalteten die beiden «Brautage». Was am Anfang noch sporadisch war, wurde immer häufiger. Dies führte zu infrastrukturellen Engpässen, bis der Unternehmensberater im Bereich «Medizinprodukt-Zulassung» für sich entschied: «Das ist mein Hobby, für das ich bereit bin, Geld auszugeben.» So kaufte er sich eine elektrische 20-Liter-Bierbrauanlage, dann einen Edelstahl-Gärtank, bis schliesslich immer mehr «professionelles» Material dazukam. Als die Produktion einen Level erreichte, der den Eigenkonsum überstieg, entschied er, sie offiziell als Brauerei zu registrieren. Mittlerweile sind seine Produkte im Neuenegger Dorfladen «Feinwerk&CO.» und in der «Chäsi Thörishaus» zu kaufen.
Seine Leidenschaft für Bier teile er mit seiner Partnerin, mit der er gerne an Degustationen oder Festivals gehe und die ihn bei der Produktion unterstützte. «Als wir vor ein paar Jahren die Brauerei besuchten, war ich von deren Bier hell begeistert. Da ist meine Liebe zu Craft-Bier entstanden», erzählt Gammeter. Darunter versteht man Biere, die meist von einer kleinen Brauerei hergestellt, unabhängig von der jeweiligen Nachfrage produziert werden und nur regional erhältlich sind. Weiter mag er IPA-Biere, also solche mit einem hohen Hopfenanteil und somit einem dominierenden Hopfengeschmack, gerne. «Für meine Partnerin allerdings, schmeckt es beispielsweise wie Geschirrspülwasser», lacht der 46-Jährige. Das «NewCornerBeer NCB» sei ein im «New England IPA Stil» gebrautes Bier und ist daher auch ein IPA-Bier. Auf die Frage, woher der Name stamme, antwortet er schmunzelnd: «Als wir neu hierhin gezogen waren, fragte mich ein Freund, wann wir uns in «New Corner», also Neuenegg auf Englisch, treffen würden. Da unser Bier hier produziert wird, gaben wir ihm schliesslich diesen Namen, der aus einem Witz entstanden ist.»

Der Hobbybrauer erklärt, was es mit den Pflanzenkisten vor dem Haus auf sich hat. Es seien gezüchtete Hopfen-Setzlinge, die bei genug Sonnenlicht, Wasser und Dünger die ganze Hauswand entlang hochwachsen würden. Wilde Hopfen sind oft an stickstoffreichen Standorten mit höherer Bodenfeuchte, also häufig in der Nähe von Flüssen, anzutreffen. «Nachdem mich Freunde darauf aufmerksam gemacht hatten, sammelte ich letztes Jahr zusätzlich zu den Zuchtsorten im eigenen Garten, wilde Hopfendolden entlang der Sense ein», erklärt Gammeter. Diese stellen die wilde Form von echten Hopfen dar. Ausserdem enthalten sie das Blütenpulver Lupulin, das dem Bier als Aromaträger den typischen Geschmack verleiht und für die Haltbarkeit und den Schaum verantwortlich ist. Einen Teil der frisch geernteten Dolden setzte Gammeter direkt in einen Sud ein, den anderen trocknete und vakuumierte er, um ihn anschliessend in seinem Kühlschrank zu konservieren. Für das Trocknen benutzte er seine Sauna, die er dazu auf 70 Grad Celsius erwärmte. «Die Sorte ist unbekannt, da die Hopfen aus der freien Natur stammen», so Gammeter. Das Bier trägt passend zur Region den Namen «Sense Pale Ale».
Für die Zukunft habe er noch viele Pläne, bemerkt der Neuenegger begeistert und ergänzt: «Einerseits würde ich das Bier gerne in Fässer abfüllen, damit es gezapft werden kann. So wäre ein Ausschank an Events und in Bars möglich.» Sein Ziel sei es, den bisherigen Vertrieb seiner Biere beizubehalten und gelegentlich Verkäufe in seiner Garage und zusammen mit dem Laden «Feinwerk&Co.» auf dem Dorfplatz durchzuführen: «Vielleicht werde ich sogar auf kleine Bier-Festivals gehen, mal schauen.» Doch trotz Verkauf sowie grossem zeitlichem und finanziellem Aufwand für die Herstellung des Malzgetränks, sei Gammeters Ziel nicht, einen Profit daraus zu schlagen. Er betont schliesslich: «Das Brauen und die Bierwelt sind meine Leidenschaft und mein Hobby. Das wird auch so bleiben.»
Nadia Berger

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Ein waschechtes Hobby?»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2