Eine Bank verteilt Wurfkörper

Eine Bank verteilt Wurfkörper

Der Blick in eine Bienen-Wabe verspricht in den Sommermonaten meist: emsiges Treiben zu bestaunen. Ganz ähnlich war es am Forum der Spar- und Leihkasse Riggisberg im Schlosssaal von Riggisberg. Der Vortrag, die Diskussion und die Kulinarik verschmolzen zu einem gelungenen Abend, wie der Nektar zu Honig.

Als Daniel Müller, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Bank SLR, erwähnte, dass der Referent Peter Neumann nicht anwesend sei, war der Saal erstmals schon mitten drin im aktuellen Thema des Bienensterbens. Der Professor wurde nach Brüssel zitiert, um als Experte Auskunft zu geben. Sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Lars Straub sprang in die Bresche und fesselte die Menschen im Saal von der ersten Minute an, in dem er die Biene mit dem Eisbär gleichstellte. Nicht weil beide bedroht sind, sondern um aufzuzeigen, dass beide Tiere Symbol-Charakter haben für eine ganze Reihe weiterer Lebewesen ihrer Gattung, deren Überleben aufgrund vieler nahezu identischer Stressfaktoren unsicher ist.

Die 4 Probleme
Während die domestizierten Honigvölker der Imker weitestgehend eine gesicherte Population darstellen, geht es vor allen Dingen um den Rückgang der wilden Verwandten. Pro Jahr nimmt die Zahl der Wildbienen um 10 Prozent ab. Eine rapide Entwicklung, die eigentlich wenig Zeit lässt, um zu handeln. 4 Probleme sind laut Forschung dafür verantwortlich: Das Fehlen von genügend ausgewogener Nahrung, die Pestizide, der immer kleiner werdende Genpool, um die Fortpflanzung sicher zu stellen, sowie dass es durch Monokulturen, Überbauung und Rodung immer weniger Nistmöglichkeiten gibt.

Insektizide schädigen Insekten
Straub erforscht die sogenannten subletalen Effekte der Pestizide und damit die Gründe für das verzögerte Sterben der Bienen als Folge der Pestizide. Er fand heraus, dass diese Pflanzenschutzmittel die Sperma-Menge der männlichen Bienen – den sogenannten Drohnen – signifikant verschlechtert und verringert. Die Königin kann damit nicht genügend Eier produzieren, das Volk kann seinen Fortbestand nicht mehr sichern. Und nun war der Vortrag mitten in der Politik und hautnah bei der Pestizidinitiative.
Nicht nur, weil Professor Neumann in Brüssel eben genau diese Pestizid-Problematik als Experte beurteilt, sondern auch, weil der Referent Straub in Riggisberg den Leuten klar aufzeigte, wie mager die Blumenwiese geworden ist und wie schlecht es dem Boden geht, weil dieser am meisten von diesen Pflanzenschutzmitteln abbekommt. Und wo so oft am Ende eines Vortages kaum Wortmeldungen entstehen, herrschte im Schlosssaal nun plötzlich emsiges Fragen. Politiker mit der Bitte, die Pestizide zu differenzieren und die Situation der Produzenten zu verstehen, Imker, die sich mehr Unterstützung wünschen, und mitten drin die Schulklasse 9b aus Riggisberg, die sich ein wenig wie in der Sendung «Arena» fühlen musste. Den Schlusspunkt setzte ein Imker, der meinte: «Ja, das Problem ist komplex, aber nichts zu tun sei schliesslich auch keine Lösung.» Er erntete Applaus und Daniel Müller konnte den spannenden Abend in den kulinarischen Teil überleiten.
Die Bank SLR sorgte für ein Forum, das wie ein Bienenstich noch Tage später wirken wird. Nur angenehmer. Und weil eines der Probleme für die Bienen die fehlende Nahrung ist, schenkte die Bank SLR jedem Gast einen «Seedball», einen kleinen Ball voller Samen, den man dort hinwerfen kann, wo zu wenig Blumen wachsen. Eine Bank verteilt Wurfkörper. Nicht um zu schaden, sondern im Gegenteil, um Leben zu retten. Das Leben der Bienen und vieler anderer Insekten.

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