Eine kleine Umschau im Schweizer Alltag

Eine kleine Umschau im Schweizer Alltag

Bauprojekte haben es hierzulande nicht einfach, Einsprachen sind die Regel. Dann und wann ist Staunen angesagt, wenn man zum Beispiel erfährt, wie schwer es eine kleine Katzentreppe zum ersten Stock in einem Mehrfamilienhaus haben kann, weil eine bauliche Massnahme. Kürzlich auf www.svit.ch zu lesen: «Rechtlich gesehen handelt es sich um einen luxuriösen Anbau, weil der Tierhalter einen zusätzlichen Nutzen von der Gemeinschaft erhalten will, der in erster Linie seiner Katze dient.» Will heissen: Ein einstimmiges Einverständnis aller Mitbewohner ist erforderlich, sonst läuft da nichts. Schon gar nicht die Katze über ihre kleine Treppe.

Im Dezember 2016 führt Pathé Westside eine Aktion «5 für 4» durch, für 2017. In der letzten Dezemberwoche will ich mir «Sully» ansehen, habe einen der Gutscheine bei mir. «Es tut mir leid, der Gutschein ist erst in einigen Tagen gültig.» Sofort schaue ich mich nach der versteckten Kamera um. Die Dame bleibt bei ihren Anweisungen, erklärt mir wie eine Anwältin, weshalb ich im Unrecht bin. «Pathé» nimmt später zu meiner Mail offiziell Stellung, «versteht meinen Ärger», sieht aber keinen Grund, diese kleinliche und wenig kundenfreundliche Einstellung zu ändern, schliesslich ist man juristisch im Recht. Beneidenswert, wer sich eine solche Einstellung leisten kann.

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Sie erinnern sich: Im Dezember 2016 ist Schnee in den Skigebieten Mangelware, die wenigen offenen Pisten zwischen Wanderwegen nur dank Schneekanonen befahrbar. Die Bergbahnen Lenk vermelden «Pulver gut». Ich frage bei den Verantwortlichen, ob «Kunstschnee fahrbar» nicht ehrlicher wäre? Antwort an den «Werten Herrn Bornhauser»: «Jedermann ist sich wohl bewusst, dass unsere Pisten momentan aus technischem Schnee bestehen. Der von Ihnen gewünschte Eintrag ist im Schneesportbericht nicht verfügbar.» Schon wieder etwas gelernt (siehe Foto).

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Kürzlich habe ich von einer mir unbekannten «AHV-Stelle» einen Brief erhalten. Und obwohl vermutlich nicht der dümmste Zeitgenosse in diesem Kanton, habe ich auch nach dem dritten Lesen nicht verstanden, was die Leute von mir wollen. Also geht der Brief an meine eigentliche Ausgleichskasse mit der Bemerkung, dass ich wohl zu einfach strukturiert bin, um dieses Beamtendeutsch zu verstehen. Ob man mir helfen könne? Das war vor drei Monaten, gehört habe ich nichts mehr, womöglich weil man auch dort überfordert ist.

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Unsere Post. Ein Fall für sich, in mancherlei Beziehung (ich werde mich hüten, darüber zu klagen, dass A-Post-Briefe regelmässig zu spät eintreffen). Neulich habe ich einen Brief erhalten, der vom Absender mit 30 Rappen zu wenig frankiert wurde. Was jetzt? Die Frage erübrigte sich, denn Tage später erhalte ich eine Karte der Post mit der Aufforderung, eine 30 Rappen-Marke aufzukleben und die Geschäftsantwortkarte zu retournieren, was ich prompt auch tue (wobei ich nur eine 85er-Marke zur Hand habe – ob ich jetzt eine 55-Rappen-Gutschrift zugesprochen erhalte?). Insgeheim frage ich mich, ob die «Apparatschiks» in der ehemaligen DDR ihre «Mühewaltungskosten» auch so in Rechnung stellten?

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In der Migros kaufe ich kleine Holzwürfel, mit denen Kinder stempeln können. Auf der Rückseite ist zu lesen, dass für die Herstellung Buchenholz aus Deutschland verwendet wurde. Ganz klein, aber auch «Made in China». Heisst das, dass Baumstämme nach China verschifft werden, um dann verarbeitet als Spielzeug zurückzukommen? Es scheint so. Antwort der Migros: «Der Lieferant bestätigt, dass das Holz aus Deutschland kommt und die Stempel in China produziert werden. Die Beschaffung des Holzes findet aus Qualitätsgründen in Deutschland statt.»

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Jaja, doch, doch: Es gibt sie auch, die positiven Erlebnisse. Beispiel Globus Westside. Eine von sechs dort gekauften Flaschen «Bindella» ist verzapft, ungeniessbar. Ich bringe sie zurück. Einzige Frage der Mitarbeiterin: «Möchten Sie den Betrag ausbezahlt oder Ersatz?» Mit entschuldigenden Worten händigt sie mir eine neue Flasche aus, erklärt, dass sowas halt passieren könne. Liebe Leute im Pathé: So etwas nennt man Dienst am Kunden, beweist ihm, dass man ihn ernst nimmt.

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Aber, ehrlich gesagt, ich kann auch anders, als nur zu hinterfragen. Jaja, ich teile nämlich noch lieber… Lob aus, wenn jemand einen guten Job gemacht hat. Unternehmen, Restaurants, Institutionen. Und eines sage ich Ihnen: Nichts ist so frustrierend, als wenn – wie in den meisten Fällen – keine Reaktion kommt. Namen nenne ich hier keine. Kein «Das hat uns gefreut», kein «Wir freuen uns, Sie wiederzusehen», kein «Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns zu schreiben». Das wird mich jedoch nicht daran hindern, auch weiterhin Komplimente per Mail zu verschicken.

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