Seit 21 Jahren organisieren Roland Röthlisberger und sein Luzerner Geschäftsfreund das «Coop Open Air Cinema Murten». Ursprünglich war ein Standort am Thunersee geplant, aber es wurde kein geeigneter gefunden. Murten erwies sich als Glücksgriff. «Von Anfang an unterstützte uns die Stadt toll. So können wir bei Problemen einem Gemeinderat selbst am Wochenende eine E-Mail schreiben und erhalten eine Antwort», erzählt Röthlisberger, der beim Kulturhof Schloss Köniz zur Betriebsleitung gehört.
Fanden die ersten Open Airs noch am See statt, mussten die Filmaufführungen während der Landesausstellung an den Stadtgraben verlegt werden. Das stellte sich als idealer Standort heraus. Und so wird das Gelände beim Berntor jedes Jahr für 35 Tage zum Veranstaltungsort für das «Open Air Cinema Murten». «Die Leute nutzen die Gelegenheit, vor dem Kinobesuch im Stedli essen zu gehen oder etwas zu trinken. Viele sagen, ein Besuch bei uns sei wie ein Sommerabend in den Ferien. Es gefällt ihnen», sagt Röthlisberger stolz. Die Besucher wissen es auch zu schätzen, dass er und sein Team jeden Kinogänger persönlich verabschieden. Murten biete ein vielfältiges Angebot an Restaurants für jeden Geldbeutel, erklärt der Niederwangener. Für den kleinen Hunger gibt es auch das Bistro des Openairs mit dem (obwohl es Sommer ist) beliebten Raclette, dem berühmten «Nidlechueche» und weiteren kleineren Snacks. Eine Lounge wird es ebenfalls wieder geben und ein Zelt, das grössere Gruppen für private Anlässe mieten können. Durch den begrenzten Platz wird sich am Aufbau nichts verändern. 700 Plätze sind für Zuschauer vorhanden und auch wenn manche Filme ausverkauft sind, müssen die Leute meist nicht enttäuscht werden. Einige Filme werden an mehreren Tagen gezeigt. «Da unser Open Air in den Sommerferien stattfindet, wollen wir Familien, die in den Urlaub fahren, die Möglichkeit geben, besondere Filme auch sehen zu können. Und ausserdem ist es immer öfter zu beobachten, dass die Leute nicht mehr bereit sind, Untertitel zu lesen. Dem entsprechen wir, indem wir einige Filme noch einmal in deutsch ohne Unterlegung zeigen», erklärt Roland Röthlisberger. Bei der Filmauswahl wird darauf geachtet, dass für jeden etwas dabei ist. Neben Familienfilmen, gibt es Blockbuster, Schweizer Produktionen und Filme, die vielleicht keine Publikumsmagnete sind, aber gut ins Programm passen. «Ich habe Freude an unser Auswahl. Es ist eine coole Mischung. In diesem Jahr sind vor allem Musikfilme wie ‹Rocket Man›, ‹A star is born› und ‹Bohemian Rhapsody› angesagt. Mein persönlicher Tip ist ‹A star is born›, ein toller Film», erklärt Röthlisberger. Auf «Yuli» wurde er im letzten Jahr in London aufmerksam. Nachdem das Plakat sein Interesse geweckt hatte, recherchierte er und nahm den Film über den ersten schwarzen Tänzer, der es geschafft hat ins «English National Ballett» aufgenommen zu werden, ins Programm. «Ein besonderer Leckerbissen für die Berner ist ‹Tscharniblues 2›. Fast 40 Jahre nach dem Erfolg des ersten Films über die Hochhaussiedlung Tscharnergut versammelt der Regisseur Nick Aron die Freunde wieder, um zu erfahren, was aus ihnen geworden ist. Dieser ist dann am 16. Juli auch bei uns zu Gast und wird über den Film erzählen», so der Organisator. «Free Solo» wollte er ebenfalls unbedingt zeigen: «Ich habe eine Dokumentation darüber, wie der Film entstanden ist, gesehen. ‹Free Solo› ist einfach beeindruckend und atemberaubennd.» Für Familien empfiehlt Röthlisberger «Pets 2» und «Drachenzähmen leicht gemacht». Ein guter, lustiger Schweizer Film sei «Wolkenbruch», der in Originalsprache in jüdisch mit Untertiteln gezeigt wird. «Es ist eine Mischung aus schwyzertütsch und jiddisch, nach ungefähr 10 Minuten versteht man aber alles auch so», erklärt der Organisator lachend. Als Perle im Programm bezeichnet er «The Wife»: «Es werden wohl keine 700 Leute kommen um den Film mit Glenn Close zu sehen, aber ich möchte eine Mischung aus Kassenschlagern und Perlen bieten. Manchmal wird man auch überrascht. Im letzten Jahr zeigten wir einen Film übers Köhlern. Es kamen 250 Leute. Das zeigt, dass die Zuschauer daran interessiert sind, Neues zu entdecken. Und ‹The Wife› ist ein toller Film mit einer grandiosen Schauspielerin.»