«Einmal Pfarrer, immer Pfarrer»

«Einmal Pfarrer, immer Pfarrer»

Ein begnadeter Prediger ist er, charismatisch, aber auch umstritten: André Urwyler. Nun hat der ehemalige Könizer Pfarrer ein Buch mit seinen Erinnerungen veröffentlicht.

«Nein, das Buch ist keine Abrechnung», macht André Urwyler in der «Aarestube» im Kellergeschoss seines Hauses zuunterst in der Berner Altstadt deutlich. «Einmal Pfarrer, immer Pfarrer», heisst das Werk. Es sind Erinnerungen an seine Kindheit und sein Berufsleben. Auf 178 Seiten erzählt er Geschichten von Begegnungen und Begebenheiten, die bereichernd, traurig oder lustig waren und ihn zum Nachdenken brachten. «Ich möchte damit zeigen, wie spannend und vielfältig der Beruf des Pfarrers ist», erklärt André Urwyler. Eine Liebeserklärung sei es deswegen aber nicht, winkt er auf die entsprechende Frage ab. «Es ist aus Dankbarkeit entstanden.»

Aus Pfader wird Pfarrer
«Einmal Pfarrer, immer Pfarrer». Dem Buchtitel geht natürlich eine Geschichte bzw. eine Erinnerung voraus. «Ich war mit Leib und Seele bei der Pfadi. Auch während meines Theologiestu­diums», berichtet André Urwyler. Er hatte damals einen Aufkleber auf seinem Etui, den ein Mitkommilitone während einer Vorlesung umgestaltet habe. «Auf diesem stand eigentlich ‹Einmal Pfader, immer Pfader›. Mein Studienkollege strich aber das D durch und ersetzte es durch zwei Rs», lacht André Urwyler. Das Titelcover hat es ebenfalls in sich: Neben dem Grafiker wirkten auch Urwylers Ehefrau Ursula und der Pfarrer selbst mit. Während seine Frau die Idee mit dem an der Wäscheleine hängenden Talar hatte, verlangte André Urwyler, dass sich die Friedenstaube auf dessen linker Schulterpartie erleichtern solle. «Das soll ja schliesslich Glück bringen», meint Urwyler mit einem Augenzwinkern.

Eigentlich kein Buch schreiben
«Einmal Pfarrer, immer Pfarrer»: Es ist ein Buch, das er überhaupt nicht schreiben wollte. Und weshalb kam es trotzdem zustande? «Mein jüngster Sohn schenkte mir zum 66. Geburtstag einen Einband mit leeren Seiten und zwei Kugelschreiber. Dies verbunden mit der Bitte, dass ich die unzähligen erzählten Geschichten zu Papier bringen möge, damit der Sohn, seine zwei Geschwister und die Enkelkinder diese lesen können.» Er mochte dieser Bitte erst einmal nicht Folge leisten. «Ein Interview bei Radio Berner Oberland änderte diese Einstellung. Ich sollte dabei von meiner Arbeit erzählen. Da dachte ich bei mir: ‹Wenn du schon eine Stunde lang reden kannst, solltest du eigentlich auch ein Buch für deine Familie schreiben können.›» Gedacht, getan. Er benutzte dafür aber nicht etwa das Geschenk seines Sohnes und schrieb von Hand. «Am Computer ging das viel schneller», lacht André Urwyler.

1,5 Seiten für Kirchenstreit
«Einmal Pfarrer, immer Pfarrer»: Natürlich gehört der Konflikt mit der Kirchgemeinde zu diesen Erinnerungen, die in dem Buch festgehalten sind. «Auf gerade mal 1,5 Seiten», stellt André Urwyler klar. Dabei füllte der «Kirchenstreit», der dazu führte, dass der beim Kirchenvolk beliebte Pfarrer nach 22 Jahren Köniz verlassen musste und seiner Berufung fortan im Regionalpfarramt Biel-Seeland folgte, unzählige Zeitungsseiten. Darunter ebenfalls die Berichterstattungen über seinen Abschiedsgottesdienst im November 2011. Die Kirche war damals mit über 500 Besucherinnen und Besuchern brechend voll – ein eindrückliches Zeugnis für die Wertschätzung, die Urwyler bei den Kirchgängerinnen und Kirchgängern erfuhr. Obwohl weg aus Köniz, blieb der «begnadete Prediger» in vielen Herzen. Dieser Umstand führte dazu, dass er immer wieder Gastrecht in seiner ehemaligen Pfarrgemeinde genoss. Auf Wunsch bzw. auf Gesuch von Kirchengliedern durfte er an seiner früheren Wirkungsstätte noch Trauungen oder Abdankungen halten – und er macht dies heute noch, wenngleich nicht mehr so oft wie noch vor ein paar Jahren… 

«Ich bin aus tiefster Überzeugung Pfarrer», sagt Urwyler. Auch heute noch, mit 68 Jahren und nach über 40 Jahren Berufstätigkeit. 1972 hielt er seinen ersten Gottendienst – in der Thomaskirche in Köniz-Liebefeld. «In vier Jahren hätte ich mein 50-Jahr-Kanzeljubiläum», sinniert er, der dann 72-jährig wäre. Und es scheint so, als würde er diesen Anlass gerne aktiv feiern wollen, und zwar genau dort, wo alles begonnen hat, und obwohl er eigentlich ja schon lange im Ruhestand sein sollte. Aber eben: «Einmal Pfarrer, immer Pfarrer»…

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