«Es bleibt zwar neu, aber es rostet»

«Es bleibt zwar neu, aber es rostet»

Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, Küchenkräuter wie Petersilie, Schnittlauch und Co. in Töpfen zu kaufen. Das war nicht immer so: In den 60er-Jahren war Konrad Munz einer der Ersten, der begann, Küchenkräuter selbst zu ziehen und in Töpfen am «Berner Märit» zu verkaufen - mit Erfolg. Der 85-jährige blickt zufrieden auf 70 Jahre Gartenglück zurück.

Der gelernte Gärtner leistete mit dem Verkauf von Küchenkräutern in Töpfen Pionierarbeit, erntete zu Beginn jedoch kritische Stimmen. «Jetzt spinnst du aber wirklich», spottete ein Berufskollege, wie sich Munz heute schmunzelnd erinnert. Der experimentierfreudige Naturfreund liess sich nicht einschüchtern und schon bald war die Nachfrage so gross, dass er sich selbstständig machte und zusammen mit seiner Frau Monika in Einigen eine Gärtnerei pachtete. Nach fünf Jahren kaufte sich das Paar ein Grundstück am Rande von Neuenegg und erbaute darauf ihr Wohnhaus sowie eine eigene Gärtnerei.

Selbstregulierung
Das wachsende Sortiment verkaufte sich gut. «Wir durften den Grossverteiler Coop bis ins Baselgebiet beliefern und versorgten den Anbieter Samenvatter viele Jahre mit Kräutern», erzählt der Vater von drei Töchtern stolz. Angetrieben von seiner Vision, mit der Natur nachhaltig umzugehen, scheute er keinen Aufwand, um die Qualität seiner Pflanzen hochzuhalten. Dabei machte er sich das ausgeklügelte System der Natur zu nutzen. «Je nach Kombination schützen und ergänzen sich Pflanzen und halten so alles im Gleichgewicht. Es ist gar nicht nötig, mit Spritzmitteln reinzupfuschen», erklärt er stirnrunzelnd und seine Frau nickt zustimmend. Neben Küchenkräutern, Gewürz- und Teepflanzen produziert die Gärtnerei mehrjährige Blütenstauden, Polsterpflanzen und Sommerblumen. Auch neue Blumensorten züchtet Konrad Munz leidenschaftlich gerne und erhielt dafür schon Auszeichnungen. 1997 wurde die Gärtnerei mit einem Laden für den direkten Verkauf erweitert. Mittlerweile wurde dieser erfolgreich zu einem Selbstbedienungsladen umgerüstet. In der Saison fährt Konrad Munz, begleitet von seiner Frau und den Töchtern, zum Berner Wochenmarkt, wo sie seit 1966 einen Marktstand betreiben. Heute wird die Gärtnerei von den drei Töchtern geführt, doch das Ehepaar arbeitet immer noch tatkräftig im Betrieb mit.

Ein gutes Team
Neben dem 50-jährigen Jubiläum der Familien-Gärtnerei freut sich das Ehepaar über ein weiteres Jubiläum. «In diesem Jahr feiern wir unseren
60. Hochzeitstag», erzählt Munz mit einem Leuchten in den Augen. Auf die Frage, ob die beiden die gemeinsame Leidenschaft für das Gärtnern verbindet, nickt er, hebt die Augenbrauen und sagt geheimnisvoll: «Es ist aber noch viel mehr als das.» Er führt seine Hand auf sein Herz und fügt mit einem verschmitzten Lächeln hinzu: «Amore». Doch die Liebe allein reiche nicht, meint er und macht deutlich: «In einer Beziehung ist es ein Geben und Nehmen. Zudem muss man auch die Eigenheiten des anderen annehmen und akzeptieren.» Einem wichtigen Grundsatz seien sie zudem ein Leben lang treu geblieben: «Nach einem Streit sollte man niemals ins Bett gehen, ohne sich vorher noch ausgesprochen zu haben, sonst gibt es ein böses Erwachen.»

Lebenswerk
Munz und seine Frau haben ihr Leben der Gärtnerei gewidmet und diese mit viel Herzblut und Leidenschaft geführt. Grossen Freiraum für Ferien gab es nicht, doch dies war nie ein Problem. «Wir machten mit den Kindern gerne Wanderausflüge oder verbrachten Zeit in der Natur mit unseren Hunden. Wir hatten nie das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen», erläutert Monika Munz und ihr Mann ergänzt: «Im Gegenteil, wir fühlen uns befreit von dem Zwang, vom Alltag aussteigen zu müssen.» Die beiden blicken dankbar und zufrieden auf ihr Lebenswerk zurück und wünschen sich, die Gärtnerei irgendwann in guten Händen zu wissen. «Langsam machen sich 70 Jahre schwere körperliche Arbeit bei jeglichen Wetterbedingungen bei uns in den Gliedern bemerkbar», so Munz und grinst: «Viel arbeiten hat jedoch noch niemandem geschadet. Es ist wie mit dem Werkzeug, wenn man es nicht braucht, bleibt es zwar neu, aber es rostet.»

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
««Es bleibt zwar neu, aber es rostet»»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2