Es eilt, es eilt, es gelingt

Es eilt, es eilt, es gelingt

Geburtenstarke Jahrgänge wachsen in Wabern quasi drohend heran. Mit zwölf Schulzimmern, einer Turnhalle und jeder Menge Nachhaltigkeit für 28 Mio. Franken soll genügend Schulraum geschaffen werden. Doch es eilt, weshalb das Parlament einem Kredit zu einem Wettbewerbsverfahren zustimmen musste, das schon läuft.

Da steht jenes Kind am Glacé-Stand und bestellt sich zufrieden ein Eis. Im Cornet natürlich, damit kein Abfall entsteht, Schokolade muss sein, auf die zweite Kugel verzichtet es, damit seine Bestellung nicht zu teuer wird. Der Mann am Gelateria-Stand übergibt den «mobilen Coupe» dem Jungen und versucht zu erraten, wer in der Kolonne wohl der bezahlende Elternteil sein könnte. Doch bereits läuft der Junge zufrieden von dannen und beisst unverzüglich, dafür um so genüsslicher in die kühlende Köstlichkeit. So ähnlich stand es im Parlament um das Traktandum «Morillon Wabern; Schulhauserweiterung Wettbewerb». «Wir sprechen hier einen Kredit für einen Wettbewerb, der schon läuft», betont Casimir von Arx (GLP). In beiden Fällen jedoch, mit einem Happy-End. Das «Gotti» des Jungen eilt herbei und bezahlt die Zeche, das Parlament spricht den Kredit. «Wir stimmen aus zeitlichen Gründen zu, weil der Raum fehlt und die Zeit drängt», fasst Franziska Adam (SP) zusammen. «Es macht den Anschein einer Hauruckübung, das darf man, hilft aber nicht», kommentiert Adrian Burren (SVP). «Wir stimmen zu, weil wir keine Verzögerungen wollen, aber das Vorgehen war schlecht», kritisiert Dominic Amacher (FDP).
Weitsichtig
Arealentwicklungen erzeugen Bevölkerungswachstum und dieses erfordert Schulraumerweiterung. Bereits im Jahr 2025 erreicht Wabern die Kapazitätsgrenzen in den Schulen. Unbestritten ist, dass gebaut und erweitert werden muss. Es ist aber nicht nur die Dringlichkeit, die diesem «Eiltraktandum» verhilft, im Parlament zu bestehen, es ist in erster Linie die weitsichtige Art und Weise, wie der Gemeinderat das zu tun gedenkt, die viel Lob erntet. «Das ist ein mutiges, zeitgerechtes Projekt, ein Meilenstein für die Nachhaltigkeit, ressourcenschonend, CO2-neutral und mit einem hohen Grad an Autarkie. Das ist nicht nur ‹nice to have›, sondern auch ‹very smart›», meint etwa Simon Stocker (Grüne). Bereits die Geschäftsprüfungskommission bestätigt das und verweist auf das clevere System, wie Wasser zurückgehalten werden kann. Der Sprecher der Kommission, Adrian Burren (SVP): «Das Projekt kostet gleich viel wie der Neubau Ried, sorgt aber für doppelt so viel Schulraum sowie eine Turnhalle.» Sogar die sonst so kritische FDP spricht von einem Leuchtturmprojekt und einer notwendigen Investition, damit die demografische Entwicklung aufgefangen werden könne. «Die Schülerzahlen entwickeln sich stotzig, wir bauen für die nächsten Jahrzehnte, das erklärt die hohe Summe», befürwortet Dominic Amacher.

Verfeinernd
Kritik gab es dennoch. «Köniz ist geübt, jetzt kommt die nächste grosse Kiste», beginnt Sandra Röthlisberger (GLP) ihr Votum. Sie gewinnt den Eindruck, dass einige wichtige Punkte noch fehlen, ein Nutzungsrecht, ein Päda-
gogikkonzept und sie stellt die Frage: «Geht man sorgsam mit den Ressourcen um?» Um das sicherzustellen, wollen einige Parteien Änderungen einbringen. Die SP, die Mitte sowie die GLP haben das bereits angekündigt. Gemeinderat Thomas Brönnimann (GLP) hat dafür nur bedingt Verständnis: «Es trifft mich, wenn bei so vielen ökologischen Zielsetzungen das Haar in der Suppe gesucht wird. Das sorgt für einen faden Beigeschmack.» Zudem sorgen solche Eingriffe schnell einmal für Verzögerungen. «Das Ziel muss aber sein, das sportliche Terminprogramm einzuhalten», streicht auch Beat Biedermann (die Mitte) heraus. Ein Wettbewerb in einem Wettkampf gegen die Zeit und die demografische Welle.

Begrenzend
Köniz hat kein Geld, braucht aber dringend Schulraum. Der Wettbewerb kommt deshalb wie gerufen, um den Kostenrahmen als Bedingung festzulegen. «Eine Inflationswelle könnte das Projekt mit voller Wucht treffen, die Verwaltung ist sich dessen aber bewusst und sichert sich mit Musterverträgen ab», lobt GPK-Sprecher Burren. «Die Teuerung muss vertraglich sinnvoll geregelt werden», fordert Amacher. Der Gemeinderat hat die Kostensicherheit zu einer Wettbewerbsbedingung gemacht und das kommt gut an. «Das Projekt ist vorbildlich, aber spät. Eine umfassende Schulhausplanung in Köniz ist bitter nötig. Jetzt dürfen wir nur noch abnicken, weil es eilt und das ist unsäglich», vereint Stocker (Grüne) alle Punkte. Ein Traktandum, das den Ruf nach einer Baukommission wieder laut werden lässt.

Das Glacé ist bezahlt, aber das «Gotti» hat das Verhalten des Jungen thematisiert. Der Wettbewerbskredit über 370’000 Franken ist vom Parlament an-
genommen. Dass dieser aber schon läuft und erst jetzt ins Parlament kommt, findet von links bis rechts kritische Worte. Für die Kinder von Wabern aber lautet die frohe Kunde: Der Wettlauf mit der Zeit hat die erste Hürde genommen. «Nun sind es Anträge und Einsprachen, die noch zu Verzögerungen führen könnten», weiss Brönnimann. Es eilt, es eilt, es gelingt. Zumindest bis jetzt.

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