«Es ist schlecht, wenn Geld wichtiger ist als Talent»

«Es ist schlecht, wenn Geld wichtiger ist als Talent»

Der Bobsportler Pascal Moser wollte seinen regionalen Sponsoren eine Plattform bieten, damit sie sich präsentieren können. Aus der Idee des heimatverbundenen Bobfahrers ist das Projekt «Pro Sport Gan- trisch» entstanden.

Die Problematik der Sponsorensuche kennt jeder Sportler, der am Anfang seiner Karriere steht. So erging es auch Pascal Moser, der als Anschieber im Bobsport im B-Kader steht: «In den Gesprächen kam immer die Frage auf, was ich bieten kann. Meine Sponsoren sind regional verankert und oft 1- bis 10-Mann-Betriebe, deren Kundschaft hier aus der Gegend kommt. Sie haben wenig davon, wenn man ihr Logo im Fernsehen bei der Übertragung eines Weltcups in Kanada sieht.» Das brachte den Rüeggisberger auf die Idee anzufragen, ob es eine Möglichkeit gäbe, eine Plattform zu erhalten, wo er sich und seine Sponsoren in den Vordergrund stellen kann: «Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, dass ich einen Vortrag beim ‹Gantrischforum› halte. So kann ich mich präsentieren und, wenn im Publikum vielleicht 2 bis 3 auf die Idee kämen, mich zu unterstützen, hätte ich schon viel gewonnen. Aber auf jeden Fall würde ich auf meine Sponsoren und mich aufmerksam machen.»

Anfänglich verstanden nicht alle seine Idee und glaubten, er möchte klassisch Geldgeber finden. «Das war gar nicht meine Absicht. Mir ging es um eine Plattform», erklärt Moser. Die Verantwortlichen des «Naturparks Gantrisch» verstanden seine Idee jedoch auf Anhieb und liessen sich auf ein Gespräch ein. «Wir erstellten ein ‹Mindmap› und überlegten uns, welche anderen Sportler als Aushängeschilder der Region in Frage kommen», führt der Bobfahrer weiter aus. Mit Lydia Plüss, Projektleiterin beim «Naturpark» im Bereich Parkinnovationen, habe er sich auf die Suche nach weiteren Sportlern gemacht. Überzeugen liessen sich die beiden Schwinger Fabian Staudenmann und Severin Schwander, Eishockeyspieler Stefan Rüegsegger und die auf Ende Saison zurückgetretene Beachvolleyball-Spielerin Dunja Gerson. «Wir bilden quasi das Kernteam, den Kopf. Wir haben eine Vorbildfunktion für viele Jugendliche, die sagen, sie möchten auch erfolgreich im Sport sein», erläutert der 23-Jährige Moser. «Es gibt viele Ideen. Zum Beispiel eine regionale Sporthilfe. Da man erst gefördert wird, wenn man etwas erreicht hat, braucht es einen langen Atem. Das ist je nach Sportart unterschiedlich und viele müssen schon vorher aufgeben. Ich habe das Glück, dass ich selbst entscheiden kann, wie viel ich investiere. Aber wenn das Geld wichtiger ist als das Talent, dann ist das nicht förderlich für den Sport.»

Pascal Moser suchte das Gespräch mit «Prosport Sigriswil». Diese fördern seit 24 Jahren den Nachwuchs, haben aber auch Spitzensportler als Aushängeschild. Das Projekt «Pro Sport Gantrisch» dagegen ist etwas ins Stocken geraten. «Zum Startgespräch im letzten Jahr sind die anderen 4 gekommen, aber wahrscheinlich auch mir zuliebe. Wir haben alle unterschiedliche Voraussetzungen. Sei es der Hintergrund, die Tatsache, dass man einen Vertrag hat oder die Sponsoren Schlange stehen», meint der Wintersportler. «Für mich aber ist es ein Herzensprojekt. Ich möchte die Sache zum Fliegen bringen und mir ist klar, dass man es mit einer Firma vergleichen kann. Man muss erst investieren.» Er habe schon viele Leute und Unternehmen gefragt, wie das Projekt ankommt. Die Resonanz war positiv, doch es fehlen diejenigen, die bereit sind, Zeit zu investieren, damit der Startschuss fallen kann. Moser selbst ist mit Beruf und Training zu stark absorbiert. «Es braucht jemanden, der hinsteht. Der ‹Naturpark Gantrisch› unterstützt die Idee und hilft bei diesem Projekt. Engagieren müssen sich aber Private.»

Ein Schwarzenburger zeigte Interesse einzusteigen, doch dann kam die Coronakrise, «die hat uns den Wind aus den Segeln genommen». Die Idee hinter «Pro Sport Gantrisch» ist, dass ehemalige Sportler und Personen, die gut vernetzt sind, dass «Ruder übernehmen». Der Nachwuchs soll unterstützt werden, nicht nur mit Geld, sondern auch mit Tipps für die Sponsorensuche und -pflege, Imagepflege etc. Denn gerade bei denen, die noch ganz am Anfang der Karriere stehen, mangelt es an Know-how und Support. «Unternehmen wollen nicht mehr unbedingt Einzelsportler sponsern, sie werden ständig angefragt. Aber ein Pool, mit dem mehreren Sportlern aus der Region geholfen wird, ist interessant», fasst der Rüeggisberger zusammen, «Ich kenne viele Einzelpersonen, die zum Beispiel Beat Feuz in seiner Jugend mit einem kleinen Betrag unterstützt haben. Die sind heute noch stolz, weil sie ihn unterstützt haben. Wenn jeder hier aus der Region 1 Franken dazugeben würde, hätte man schon eine ordentliche Summe pro Jahr zusammen.»

Es soll einen Mix aus Sommer- und Wintersportarten geben, sodass das ganze Jahr über «Resultate» geliefert werden. Die Kriterien für eine Förderung stehen noch nicht fest, denkbar wäre zum Beispiel eine bestimmte Kaderzugehörigkeit oder eine «Swiss Olympic Talent Card», aber zuerst einmal müssen Leute gefunden werden, die sich engagieren und Verantwortung übernehmen und das Projekt in die Hand nehmen. Schliesslich geht es um Sportler, die heimatverbunden sind. «Auch wenn wir international unterwegs sind, kommen wir gerne wieder heim. Wir präsentieren unsere Region und das ist gerade in der jetzigen Situation sehr wichtig», sagt Pascal Moser abschliessend.

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