Viele Menschen leiden momentan, auch finanziell, unter den Folgen der Pandemie. Sei es aufgrund von Kurzarbeit, weil der Nebenjob wegbricht, sie die Stelle verlieren usw. Für manche ist es aber auch eine Chance, etwas Neues zu entdecken. Einer davon ist Pascal Gugler. Er hat sich über die Jahre vier Standbeine aufgebaut: Hochzeitsfotografie, Unterricht, Fotografieren auf Kongressen und Events sowie Baustellenfotografie. Letzteres ist das Einzige, was in dieser Zeit noch uneingeschränkt möglich ist. «Erwachsenenunterricht ist weiterhin verboten, Veranstaltungen gibt es seit einem Jahr nicht mehr», erklärt der Taferser. Bei den Hochzeiten sei es so, dass hier die stärksten Monate von Mai bis Oktober sind. «Daher hatte ich letztes Jahr Glück, dass die Massnahmen zu dieser Zeit lockerer waren. Auch für dieses Jahr habe ich schon Buchungen. Wenn die Trauungen stattfinden, dann ist der Sommer gerettet», zeigt sich Gugler zuversichtlich.
Neue Wege
Während er sich in den warmen Jahreszeiten also vor allem auf Hochzeiten konzentriert, liegt der Fokus vom Herbst bis April auf dem Unterrichten von Erwachsenen und beim Fotografieren von Kongressen, Tagungen und Events. «Da das alles wegfällt, musste ich mir etwas Neues überlegen», erzählt der 45-Jährige. Vor seiner Selbstständigkeit, die er Mitte 2019 startete, war Gugler bei der «Inselgruppe» als Fotograf und Gestalter angestellt: «Bei den OP-Shootings fiel mir immer auf, dass man durch das Maskentragen nur die Augen sieht. Sie sind das Tor zur Seele, die Öffnung zum Menschen. Das hat mich schon immer fasziniert.» So kam er auf die Idee, Iriden zu fotografieren.
Vom Versuch zum Kunstwerk
Anfangs war es viel probieren, erst im Selbstversuch und dann mussten seine Frau und die drei Kinder als «Versuchsobjekte» herhalten. «Ich habe mich unter anderem von -Videos inspirieren lassen, ein Tischstativ gebastelt, ein Gestell wie beim Optiker gekauft, damit der Kopf fixiert ist… Es war , hat aber Spass gemacht die Technik zu perfektionieren», erzählt Pascal Gugler, der sich vorher nicht gross mit Makrofotografie beschäftigt hatte. Das Bildermachen selbst benötigt nur zwischen 15 und 20 Minuten, danach folgt die «Hauptarbeit» das Bearbeiten. Wer will, kann sich die Fotos in verschiedenen Grössen auf Acryglas, Leinwand oder Alu-Dipond drucken lassen. Auch Collagen sind möglich. Schliesslich lautet das Motto des Fotografen: «Deine Iris – dein Kunstwerk.»
Leidenschaft
Fotografie ist das Leben von Pascal Gugler ¬– Hobby und Beruf zugleich. Während er Kongresse und Co. als Arbeit empfindet, ist das bei Hochzeiten – trotz 12-Stunden-Tagen – nicht der Fall: «Da habe ich gewisse Freiheiten und kann meine künstlerische Ader ausleben.» Bei Iriden fasziniere ihn, dass jede anders ist. «Die Leute sind fasziniert, wenn sie ihre Iris das erste Mal so detailliert sehen – das », erzählt der Künstler und ergänzt: «Wenn man etwas, dass die Grösse eines 50-Rappen-Stücks hat, auf einmal in DinA4 sieht, dann beeindruckt das. Es macht Spass in diese Welt einzutauchen.» Für ihn ist es spannend, etwas zu produzieren, das man vorher noch nicht so gesehen hat. Als Metapher verwendet er das Beispiel, dass er sechs Jahre lang die Schule in Tafers besuchte, aber er könne nicht sagen, wie viele Fenster diese auf der Strassenseite hat. Gleich sei es mit der Iris: «Man nimmt sie wahr, aber die Struktur erkennt man erst, wenn man sich so ausgiebig damit beschäftigt.» Jeder, der einmal bei ihm gewesen ist, wird ihm zustimmen können.
Kirstin Burr