Schon in seinen jungen Jahren wurde Hansruedi Guggisberg aus Riggisberg vom «Virus» des Oldtimer-Restaurierens gefangen. Er besitzt mit dem Peugeot 301, Jahrgang 1932, und dem Peugeot 203, Jahrgang 1954, zwei wertvolle Veteranen-Fahrzeuge. Bis sie da standen, wie Hansruedi Guggisberg sie haben wollte, vergingen etliche Jahre. Das erste Fahrzeug, den Peugeot 301, habe er in jungen Jahren erworben. «Das war eine Ruine. Durchgerostete Blechteile am Unterboden und der Karosserie wurden erneuert. Und alle mechanischen Komponenten mussten in aufwändiger Arbeit revidiert werden», erzählt Guggisberg. Eigentlich habe er das Gefährt in einem Jahr fertig haben wollen. Aber schlussendlich seien 20 Jahre daraus geworden. «Als junger Familienvater fehlte mir plötzlich das Geld. Ich musste die angefangenen Arbeiten unterbrechen und alles auf die Seite stellen», so der 72-Jährige.
Nachdem die beiden Kinder langsam selbstständig wurden, war nicht mehr das Geld, sondern die Zeit das Problem. Das Reparieren der Autos aus seinem Bekannten- und Verwandtenkreis gab er zugunsten seines Oldtimers auf. Die Restauration dauerte dann immer noch fünf Jahre. Dies auch darum, weil Guggisberg auf Qualität setzt. Beim Anblick seiner Oldtimer-Fahrzeuge kommt sogar der Fachmann zum Staunen, und es kommt zum Ausdruck, dass für Hansruedi Guggisberg wirklich nur das Beste gut genug ist. Er kennt keine Kompromisse, sei es in der Qualität, der Arbeit noch in der dafür beanspruchten Zeit. Die Restauration des Peugeots 301 beanspruchte unglaubliche 4000 Stunden. Mit welcher Ausdauer, Ehrgeiz und Geduld, aber auch Fachwissen und handwerklichem Geschick muss dieser Mensch ausgestattet sein? «Das Wichtigste ist die Freude an allem. Und dann die Ausfahrten mit diesen Fahrzeugen – dies ist ein herrliches Gefühl», schwärmt der gelernte Maurer.
Wertvolle Gemeinsamkeit
Das Interesse an alten Fahrzeugen liegt bei Guggisbergs wohl in den Genen. Denn mittlerweile ist bereits die dritte Generation vom Oldtimer-Virus besessen. Mit dem Peugeot 403, Jahrgang 1957, und dem Opel Commodore, Jahrgang 1972, besitzt Sohn Martin zwei wertvolle Kostbarkeiten. Und kürzlich hat er sich mit dem Chevrolet aus dem Jahre 1957 einen langersehnten Traum erfüllt. Seit Kurzem ist sogar der Enkel, Ivo Guggisberg, zum Team gestossen. Drei Generationen arbeiten nun in ihrer Freizeit gemeinsam an ihren Fahrzeugen. Eine wertvolle und dankbare Gemeinsamkeit, wie sie sagen. Während Martin Guggisberg beruflich als Bauverwalter in Riggisberg amtet, ist Ivo der Einzige, der mit der Lehre als Karrosserie-Spengler ins Autogewerbe eingestiegen ist. Als erst 17-Jähriger kann er es kaum erwarten, bis er den Führerschein machen kann. Im Moment arbeiten alle am zukünftigen Auto von Ivo, einem älteren Peugeot 205, den früher die Mutter von Ivo gefahren hat.
Erfolg am Oldtimer- und Teilemarkt
Entgegen dem Klischee vieler Leute, dass vor allem das Geld die Oldtimer-Szene beherrsche, verneinen Guggisbergs vehemmt. «Vielmehr ist es eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung und die Begeisterung der Technik vor vielen Jahren. Alles ist noch ohne Elektronik, darum können wir es auch selber reparieren», sind sich alle drei einig. Einen schönen Erfolg erlebten Guggisbergs am letztjährigen Oldtimer- und Teilemarkt im Forum Freiburg. Im Auftrag des Oldtimer-Clubs Bern hat Martin Guggisberg den Clubstand organisiert. An diesem Stand waren dann vor allem die Fahrzeuge von Guggisbergs ausgestellt. Und mit Zubehör wie einer Tanksäule aus den fünfziger Jahren wurde der Stand bereichert. Dieser wurde dann als schönster Clubstand an dieser Ausstellung ausgezeichnet. Ihrer Leidenschaft, der unermüdlichen Arbeit und ausdauernden Geduld einiger Idealisten ist es zu verdanken, dass manches alte Vehikel vor dem Verschrotten bewahrt wurde. Diese Leute haben mit ihren Fahrzeug-Restaurationen ein Kulturgut sondergleichen geschaffen.