1934 hatte Robert Zbinden das Fotogeschäft von seinem älteren Bruder Rudolf übernommen und 1975 an die Kinder Peter und Ruth übergeben. Diese führten es erfolgreich bis zu ihrer Pensionierung 2015 weiter. Wenn nun die Arbeit von vier Fotografen seit den 1920er-Jahren zusammenkommt, dann gibt es viel zu sehen. Ruth Clalüna-Zbinden schätzt, dass bereits ihr Vater bis zu 50’000 Bilder hinterlassen hat, meist in Form von Negativen. In den letzten Jahren ist die Menge der Bilder (vor allem durch die digitale Entwicklung) nochmals deutlich in die Höhe geschnellt. Peter Zbinden kommt zum Schluss: «Zusammen haben wir grob geschätzt eine halbe Million Fotos.»
Lange Zeit war der Dorffotograf die einzige Person mit einer Kamera. Da der Süden des Kantons Bern fotografisch ansonsten eher spärlich bedient wurde, ist die Zbinden-Sammlung von historischem Wert und wird 2019 dem Staatsarchiv geschenkt. Bevor die Fotos in die Hauptstadt wechseln, soll eine Auswahl zunächst in einer Ausstellung und in einem zweiten Schritt als Fotoband der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Ausstellung auf Initiative des Schlossvereins
In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule und dem Naturpark Gantrisch findet die Werkschau ab dem 10. Mai im Schloss und dem benachbarten Pflegezentrum statt. «Der Schlossverein ist im Vorsommer 2017 mit der Idee einer Ausstellung auf uns zugekommen», erzählt Peter Zbinden. Aus einer halben Million potentieller Sujets eine Auswahl zu treffen, ist keine leichte Aufgabe, denn viele Fotos sind mit Erinnerungen verbunden und haben einen sentimentalen Wert. «Wir würden uns in alle vier Himmelsrichtungen verlieren», bestätigt Ruth Clalüna-Zbinden, «und deshalb suchten wir Unterstützung bei einer wissenschaftlichen Fachexpertin.» Seit Monaten sind die beiden mit Unterstützung der Fotohistorikerin Nora Mathys in ihrem Archiv am Sichten, Arrangieren und Zusammenstellen. Es geht um einen Rückblick auf die Geschichte der Region Schwarzenburg sowie des angrenzenden Deutschfreiburg und seiner Bevölkerung, aufgeteilt in ein knappes Dutzend Themen wie «Einblicke ins Fotostudio Zbinden», «Leben in der Region» oder «Verkehr».
Nora Mathys hilft, indem sie als Kuratorin der Ausstellung und des Buches mit einem neutralen Blick die Auswahl begutachtet, einordnet und den Umfang begrenzt. Rund 170 Bilder sollen ausgestellt werden. Das älteste Foto datiert um 1920, das neueste aus den letzten Jahren. Im Zentrum steht die Zeit von 1934 bis 1975, als Robert Zbinden zusammen mit seiner Frau Nora in Schwarzenburg und Plaffeien aktiv war. Ausgestellt werden teils Originalabzüge, teils Neuabzüge dank den noch vorhandenen Negativen.
Ein Fotoband als Nachlese
Im Frühjahr 2019 sollen die Fotos der Ausstellung in einem Buch veröffentlicht werden, begleitet von Texten des Schwarzenburger Archäologen Urs Rohrbach. In welchem Verlag es erscheint und wie umfangreich es wird, ist noch nicht festgelegt. Die Grösse des Bildbandes wird zum Teil von den finanziellen Mitteln bestimmt. «Wir sind immer noch auf der Suche nach Sponsoren», erklärt Peter Zbinden.