Nach dem überraschenden Rücktritt von Roger Stirnemann aus dem Rüeggisberger Gemeinderat nimmt neu Sebastian Eugster Einsitz. Weil auf der Liste der SVP/Gewerbeverein keine Ersatzleute vorhanden waren, wurde der 44-Jährige gefragt und vom Gewerbeverein nominiert. An der Gemeinderatssitzung am 6. Dezember 2017 wurde er als neuer Gemeinderat bestätigt. Dies vorerst bis zu den Gesamterneuerungswahlen im November 2018.
Obschon Eugster kein Gewerbler ist, will er deren Interessen im Rat vertreten. «Unser Haus haben wir mit lokalen Gewerblern umgebaut. Das gab mir den Einblick, wie sehr das Dorf von diesen Betrieben lebt. Ohne Gewerbebetriebe und deren Arbeitsplätze wäre die Zukunft in der Region nicht vorstellbar», erläutert der neue Gemeinderat. So gesehen sei dieses neue Amt eine Supergelegenheit, die er sich nicht entgehen lassen wolle. Sebastian Eugster ist parteilos. Politisch ist seine Gesinnung eher links der Mitte. Aber der Gewerbeverein sei ja keine politische Partei.
Vom Toggenburg auf den Längenberg
Sebastian Eugster kommt aus dem oberen Toggenburg. Im Sommer 2012 ist er mit seiner Familie nach Rüeggisberg ins erworbene Heim gezogen. So konnte er den ländlichen Charakter als Wohnort behalten, worüber sich die ganze Familie freut. Anders als bei seiner Frau und den beiden schulpflichtigen Kindern, die den heimischen Berner Dialekt sprechen, ist beim Vater seine Herkunft aus der Ostschweiz klar auszumachen. Eugster hat in Bern Geographie studiert und arbeitet heute beim Bund als stellvertretender Abteilungsleiter der humanitären Hilfe der DEZA (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit) für Lateinamerika und die Karibik. Am Anfang dieser Tätigkeit vor 14 Jahren war er mehrere Jahre in Asien und Südamerika tätig. Er betreute Projekte und so ergaben sich Kontakte zu den lokalen Behörden.
Damals habe das Interesse für die Lokalpolitik angefangen. «Ich lernte das Funktionieren, aber auch die Probleme einer Gemeinde besser zu verstehen und es weckte mein Interesse, wie das in der Schweiz läuft. Obschon ich noch viel lernen muss, werden mir diese Erfahrungen sicherlich helfen», verdeutlicht Sebastian Eugster.
Freude und Respekt
Einerseits freut sich der neue Gemeinderat auf sein Amt und auf das Kennenlernen der übrigen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, anderseits hat er Respekt. Denn das Ressort «Umwelt und Betriebskommission» ist für ihn Neuland. Das neue Amt und den Beruf zeitlich unter einen Hut zu bringen, werde sicher eine Herausforderung werden. «Trotz allem, ich freue mich auf diese Aufgabe und damit auch der Gemeinde dienen zu können. Rüeggisberg werde ich sicher von einer anderen Seite kennen lernen. Das wird spannend», so Eugster. Freude, aber auch zusätzliche Motivation bereiten ihm die zahlreichen, durchwegs positiven Reaktionen und Glückwünsche aus der Bevölkerung. Auch schätzt er die Offenheit der Leute. Hier fühle sich die Familie integriert. «Gerade in der Nachbarschaft haben sich freundschaftliche Kontakte entwickelt. Und die Arbeit im Kulturverein «Klostersommer» macht die Integration wesentlich einfacher», untermauert der 44-Jährige.
Angefangene Projekte weiterführen
Obschon Rüeggisberg mit dem ÖV gut erschlossen ist, fährt Eugster meistens mit dem Elektro-Bike zur Arbeit nach Bern. Das hilft ihm den Arbeitstag vorzubereiten, aber auch zu verdauen und so die Gedanken zu sortieren. Die angefangenen Projekte seines Vorgängers weiterzuführen werde für den neuen Gemeinderat Priorität haben. Das ist vor allem der Umbau des Schulhauses, dann ist auch die gemeindeübergreifende Wasserversorgung ein grosses Vorhaben. Denn im Bewusstsein der Klimaveränderung müsse die Basisversorgung angepasst werden. «Wir müssen uns den Veränderungen stellen, die unsere Gesellschaft und Umwelt mit sich bringen», blickt Sebastian Eugster optimistisch in die Zukunft.