Doch das ist eine schwierige Mission. Die Bürgerlichen und die Linken haben entschieden, dem Volk für die Regierungsratswahlen je ein Viererticket vorzulegen. Beiden geht es darum, die Mehrheit zu erlangen. «Warum will man das? Damit man die anderen überstimmen kann. Das stört mich. In meiner Vorstellung soll der Regierungsrat so zusammengesetzt sein, dass niemand die Mehrheit hat, alle am Tisch sitzen und zusammenarbeiten müssen, um eine Mehrheit zu erlangen», kommentiert er. Eine Art Zauberformel also, dem Bundesrat nicht unähnlich. Damit bringt er sich als Kandidat, der auf keinem der beiden Tickets ist, natürlich wieder ins Gespräch. Gekonnt schiebt er ein zweites Argument hinterher: «Auf den beiden Tickets sind nur vier Stimmen zu vergeben; man hat als Wählerin und Wähler jedoch sieben zur Verfügung.» Aus Sicht der beiden Lager aus gutem Grund. Würden sie alle sieben Plätze belegen, würden sie sich selbst konkurrenzieren, also schreiben sie genauso viele Namen auf das Ticket, wie sie Plätze holen möchten. Für von Arx bedauerlich: «So gibt es eine Wahl ohne Auswahl.»
Der Tüftler
Entsprechend hinterfragt er das Wahlsystem und sieht Änderungspotential. Willkommen in der Welt des Mathematikers. Schon oft tüftelte er an Lösungen. Je dicker der gordische Knoten, desto eifriger scheint er daran arbeiten zu wollen. Die befristete Steuererhöhung als Lösungsansatz für die Finanzprobleme in Köniz? Eine Idee von Casimir von Arx. Wobei nicht alles, was er vorschlägt, gelingt. Er nimmt es gelassen in Kauf und leitet gekonnt über auf das Parteiprogramm. «Mit dem Dualismus von Rechts/Links kann man die GLP nicht fassen. Wir bringen eigene Lösungen, welche die Bedürfnisse abholen, abwägen und manchmal neue Ansätze verfolgen», klingt er wie ein Brückenbauer. Das Könizer Parlament hat eine starke Mitte, in der die GLP diese Rolle schon vermehrt spielte. «Dieses Modell schwebt uns auch für den Kanton vor», argumentiert der kantonale Parteipräsident. Klingt ein wenig nach Gerhard Pfister und der Partei «die Mitte». Diese haben sich jedoch für das bürgerliche Ticket entschieden, das ja bekanntlich nicht unbedingt mittig, sondern halt eher ein wenig rechts davon liegt. Von Arx zuckt mit den Achseln, naja, das ist nicht sein Problem, «aber schade ist es schon, dass die drei Mitteparteien GLP, EVP und die Mitte nicht selbst ein gemeinsames Ticket gemacht haben», kommentiert er.
Der Gestalter
Würde er denn viel tüfteln und ändern wollen in der Kantonalpolitik, mal angenommen es gelänge, die beiden mächtigen Lager zu sprengen und Einsitz im Regierungsrat zu nehmen? «Die grossen Entscheide fällt das Parlament oder das Volk, in der Exekutive kann man aber viel vorgeben, Themen setzen, das Timing wählen und hat Verwaltungsressourcen im Rücken», nennt er einiges, was ihn motiviert, und fasst es anschliessend noch etwas rhetorisch pointierter zusammen: «Die Berner Politik ist ja nicht gerade bekannt dafür, Veränderungen besonders schnell voranzutreiben; deshalb lautet mein Motto: Gemeinsam neue Wege beschreiten.»
Der Veränderer
Doch da wäre noch etwas, woran von Arx gerne «tüfteln» würde: an der Wahrnehmung der Kantonalpolitik, die nur allzu oft zwischen Stuhl und Bank, zwischen nationale und kommunale Themen fällt. «Wenn man die Steuerrechnung anschaut, erkennt man, dass die meisten Franken an den Kanton gehen. Er hat also viel Einfluss», zeigt er auf. Die traktandierten Themen klingen aber allzu oft nicht sehr emotional oder ideologisch, eigentlich verursachen sie eher Naserümpfen als Lust auf Politik. «Kommunale Themen sind nah bei den Leuten, sie produzieren in überschaubarer Zeit Resultate, die man sieht. Man kennt die Akteure und hat Zugang. In der Bundespolitik geht es um mehr Geld sowie Entscheidungen von grosser Tragweite. Die emotionalen Themen sind oft hier angesiedelt, da interessiert man sich aus politinhaltlichen Gründen», ordnet er den Ist-Zustand ein. Das sei aber zu kurz gefasst: «Die kantonale Politik hat spürbaren Einfluss auf unseren Alltag. Regelungen im Bauwesen, Betreuungsstrukturen, Bildung, Verkehrsinfrastruktur sind nur ein paar Beispiele», gibt er zu bedenken. Sie ist also gewissermassen beides, ähnlich konkret wie die kommunale, gleichzeitig jedoch von grösserer Tragweite. Das Spannungsfeld und Bindeglied zwischen den Gemeinden und dem Bund oder etwas pathetisch: Gralshüter des Föderalismus.
Der Grossrat Casimir von Arx kandidiert für den Regierungsrat mittendrin zwischen dem bürgerlichen und dem linken Ticket. Favorit ist man auf diesem Weg nicht, aber das bremst einen wie ihn nicht. «Unsere Chance ist es, diese beiden Blöcke aufzubrechen und die Bürgerinnen und Bürger zu animieren, sieben Namen auf die Liste zu schreiben. Wenn man nämlich eher auf die linke oder die rechte Seite tendiert, wird man zum Füllen der restlichen drei Plätze nicht einfach jemanden vom anderen Extrem nehmen, sondern eher aus der politischen Mitte.» Strategisch clever, mathematisch richtig, typisch von Arx. Die Rhetorik bringt der Könizer hier auch noch unter, wenn er den Grund nennt, weshalb man seine Partei wählen sollte: «Wir sind die pragmatischen Grünen und die Liberalen mit Verantwortungsbewusstsein.» Eine Aussage, welcher die Grünen und die FDP wohl kaum beipflichten würden. Sie zeigt aber, wie der 40-jährige agiert: als furchtloser Veränderer.