«Ich würde mich freuen, wenn die Fusion am 25. Juni zustande kommen würde», äussert sich der Rümliger Gemeindepräsident Martin Studer.
Die Schule bleibt
Das ist ein gut ausgewogenes Votum, denn Rümligen sichert sich im Falle einer Fusion mit Riggisberg sein Schulhaus und den Fortbestand der Primarschule im Dorf. «Das war uns sehr wichtig», ergänzt der Präsident. Ab der Oberstufe werden die Kinder wie bis anhin nach Riggisberg gehen. Die Feuerwehr funktioniert ebenfalls schon in fusionierter Form. Riggisberg und Rümligen, das passt also, würde man meinen. Aber ganz so blau ist der Himmel dann doch nicht. Bei einer Fusion würde der Steuerfuss von Riggisberg auch auf Rümligen angewendet und damit leicht erhöht werden. «Das ist natürlich ein Wermutstropfen», sagt Michael Bürki, «Das bewegt sich jedoch im marginalen Bereich, und man darf nicht vergessen, dass die Gebühren und die Liegenschaftssteuer dafür niedriger ausfallen», fügt er hinzu.
Riggisberg als Zentrum
Dass die Steuerwolke den blauen Fusionshimmel gänzlich bedeckt oder sogar zu einer Gewitterwolke werden könnte, dafür spricht jedoch wenig. «Wir haben natürlich Gegenstimmen in unserer Gemeinde», weiss Martin Studer aus der letzten Gemeindeversammlung zu berichten. Aber wie schwer es ist, als kleine Gemeinde alle Chargen zu besetzen, alle Aufgaben zu bewältigen und dabei die Kosten im Griff zu haben, das sei den Bürgerinnen und Bürgern von Rümligen ebenfalls bewusst. Nicht zuletzt auch, weil der Kanton Bern seine Finanzspritzen für kleine Gemeinden nicht mehr soweit aufzieht und damit den Druck für Fusionen erhöht. Das alleine wäre für Rümligen sicherlich kein Grund. Vielmehr aber die Tatsache, dass Riggisberg sich seit Jahren als regionales Zentrum engagiert. Zuletzt mit dem Angebot, die Betreuungsgutscheine für die umliegenden Gemeinden zu bearbeiten, dem Schulzentrum «und einem ÖV, der ab nächstem Jahr im Halbstunden-Takt verkehrt», verrät Bürki erfreut. «Wir wollen diese Rolle zugunsten unseres Gebietes einnehmen und haben hierfür investiert und verschiedene Vorleistungen getroffen», erklärt Bürki die proaktive Haltung der Gemeinde. Das Resultat sind viele junge Familien, die sich in der aussichtsreichen Gemeinde niedergelassen haben.
Rümligen erhalten
Aussichtsreich wohnen auch die Rümliger. Könnte also Rümligen von dieser Attraktivität profitieren? Die Analyse der Fusionsauswirkungen sind auf dem Tisch, die finanziellen Auswirkungen sind marginal und die ersten Abstimmungen haben beide Gemeinden gutgeheissen. Wenn also Gegenstimmen aufkommen, so geht es laut Martin Studer weniger um den Steuerfuss, sondern eher «um die Sorge, dass Riggisberg das Zentrum von Rümligen vernachlässigen könnte». Michael Bürki nimmt sich diese Befürchtung zu Herzen und meint: «Der Dialog im Vorfeld soll dazu dienen, solche Punkte miteinander anzuschauen und vor allen Dingen zu lösen.»
Die Vorzeichen für ein Ja am
25. Juni und die Umsetzung der Fusion per 1. Januar 2021 stehen gut. Dennoch bleibt ein Restrisiko. Das zeigen zumindest gescheiterte Fusionen wie etwa in der benachbarten Gemeinde Seftigen. Auch hier deutete im Vorfeld wenig auf ein Nein hin. Was bleibt, ist eine gute Wettervorhersage und eine Bevölkerung, die angehört wird. Die beiden Gemeindepräsidenten leben diesen konstruktiven Dialog vor. Riggisberg ist mitten im Prozess hin zu einem regionalen Zentrum. Bereiche wie Schule, Sozialwesen oder Feuerwehr sind bereits so ausgelegt. Auf der Webseite von Riggisberg steht: «Riggisberg – im Herzen des Gantrischgebietes». Ob das Herz um die 440 Einwohnerinnen und Einwohner von Rümligen anwächst oder nicht, wird die Abstimmung weisen. «Wir sind zuversichtlich», meinen die beiden Gemeindepräsidenten einstimmig.