Gelebte Regionalität

Gelebte Regionalität

Es ist augenfällig. Die verschiedenen Bankenhäuser der Region erfreuen in diesen Tagen ihre Kundinnen und Kunden mit positiven Geschäftsabschlüssen. Ist das ein Indiz für funktionierende regionale Strukturen? Eine Bilanz über diese Bilanzen.

Zirka eine Million Franken beträgt der Gewinn der verschiedenen Regionalbanken in unserem Verteilgebiet. Das Eigenkapital ist solide und die Hypotheken und Kundengelder wachsen weiter an. Auf der anderen Seite wütet ein Virus, der wie ein Orkan Schäden in Milliardenhöhe in der Wirtschaft verursacht. Weshalb trotzen die regionalen Bankhäuser dem Unwetter und was bedeutet das aus wirtschaftlicher Sicht für die Region?

Treue in der Krise
Offensichtlich wechseln Kunden nicht ohne weiteres ihre Bank. Zumindest dort nicht, wo der persönliche Kontakt und die Beratung noch möglich sind und nicht durch ständig wechselnde Ansprechpartner und Hotlines abgelöst sind. Regionale Banken verfügen über mehr Kundennähe. Sie beraten individuell und die Vertrauensperson ist oft über lange Jahre dieselbe. Wenn also eine Krise ausbricht, räumen die Kunden nicht gleich das Feld, sondern vertrauen im Gegenteil umso mehr auf Bewährtes. Ein Beispiel, dass über die Banken hinaus Schule machen sollte. Würde eine Region in allen Belangen diese Treue in der Krise leben, könnte manch Unternehmen besser dem Orkan trotzen. Statt McDrive der Takeaway des Restaurants, statt Online-Shopping, das Abholangebot des vertrauten Geschäfts vor Ort hiesse konkret die Devise. Oder aber ein gezielter Konsumverzicht, bis der Laden des Vertrauens wieder seine Türen öffnen darf. Das alles wäre Treue in der Krise à la Regionalbanken.

Zusammenspannen
Natürlich sind Hypotheken ein wichtiger Bestandteil des Bankerfolgs. Es sind langanhaltende Verträge und deshalb zum Wechsel wenig geeignet. Doch selbst da können Ableitungen für die restliche Wirtschaft gezogen werden. Wenn es um grosse Summen geht, sind langfristige Bindungen oft die Konsequenz. Die Langfristigkeit ist es, die in einer digitalen und schnellen Welt an Wichtigkeit verliert. Dabei sorgen sie für Verlässlichkeit in der Krise. Den Mut sich lange zu binden bedeutet zudem, dass man zusammenspannt, Probleme bespricht und sich nicht gleich trennt. Langanhaltend statt kurzatmig, auch wenn jemand anders einmal ein paar Franken günstiger ist. Zusammenarbeit ist eben auch ein Wert.

Breit aufgestellt sein
Die Zinsmargen sind klein und die Banken können in gewissen Bereichen kaum noch zulegen. Andere hingegen florieren. In diesem Jahr haben Hypotheken und Kundengelder für schwarze Zahlen gesorgt. Die Regionalbanken verfügen über verschiedene Angebote und bauen diese stetig aus. Sie gehen mit der Zeit, ohne dabei den Fokus auf die Region zu verlieren. Mitunter passen sie ihre Möglichkeiten diesem gar an. Wer breit aufgestellt ist, der hat eine gute Chance, dass der Sturm nicht gleich alles wegfegt. Breit aufgestellt sein und neue Angebote danach prüfen, was der Region dienlich sein kann. So hat der regionale Verkäufer vielleicht eine Schneeschleuder, die auch im Gefälle einer Guggisberger Strasse noch zurechtkommt und die Ketten schon fest aufgezogen hat, weil er eben weiss, was der «Bergler» braucht, damit er nicht in aller Frühe des morgens vor dem Hause feststeckt.

Erhöhte Chancen
Nun sind Treue, Zusammenspannen und breit Aufgestelltsein keine Garanten für Erfolg. Vielleicht im Einzelfall nicht mal umsetzbar. Doch sind sie Chancenmacher. Die Regionalbanken profitieren von Treue, spannen aber mit den Kunden zusammen und stellen sich breit und kreativ auf. Das Resultat sind Gewinne trotz Krise. Das können aber längst nicht alle Betriebe auf sich münzen. Doch gerade dieses Faktum ist ein weiterer Grund für regionales Denken. Wer zusammenhält, der geht nicht fremd. Die regionalen Anbieter haben es verdient, dass man sie berücksichtigt oder zuwartet, bis man sie wieder beehren darf. So gelingt es, dass sich eine Region gegenseitig unterstützt, ergänzt und zum Erfolg verhilft. Je mehr Menschen konsequent diese Werte leben, desto mehr Firmen können durch die Krise kommen. Im Jahresbericht der «Bank Gantrisch» zeigte sich diese besorgt über die wirtschaftlichen Konsequenzen der Pandemie. Als Region kann man dieser bevorstehenden wirtschaftlichen Welle mit gelebter Regionalität entgegentreten. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl, dass man übrigens selbst mit Maske erleben kann. Die Banken in unserem Gebiet zeigen auf, dass mit regionalem Zusammenhalt auf alle Fälle vieles möglich ist. Nun sind wir gefordert.
Sacha Jacqueroud

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