Gemeinsam trauern statt mauern

Gemeinsam trauern statt mauern

Mit einer grossen Präsenz vor Ort haben die Medien die vorsätzliche Tötung des achtjährigen Mädchens bei Niederwangen abgehandelt. Für die Kinder der Schule Ried und die Menschen im Papillon-Quartier eine zusätzliche Belastung. Gegensteuer gaben die Behörden und die Polizei.

«Es muss schnell gehen», sagte Gemeinderat Hans-Peter Kohler, als er vom tragischen Ereignis erfuhr. Noch am selben Tag überlagerten sich die verschiedenen Massnahmen. Die Polizei bot das «Care Team Kanton Bern» auf. In der Akkutphase versorgt dieses notfallpsychologisch die Betroffenen in den ersten Stunden. Parallel reagierten die Schule und die Gemeinde genauso schnell. Zum einen schrieb die Schulleitung Wangental die Eltern aller schulpflichtigen Kinder an, zum anderen wandte sich die Gemeinde an alle Erziehungsberechtigten und Eltern in Köniz. In beiden Schreiben wurde unter anderem auch darum gebeten, den Medien keine Auskunft zu erteilen, aus Pietätsgründen, wie es hiess, und «so konnten die Anfragen kanalisiert werden», erklärt Kohler, welcher neben der Medienstelle der Polizei einzige Auskunftsperson war.

Die Ängste
Der Schock im Quartier ist auch ohne Medienpräsenz gross genug. Die Betroffenheit spürbar. «Aus Schutz für die Menschen vor Ort bin ich deshalb für TV-Interviews nie an den Standort gegangen», betont der Bildungsdirektor weiter. Die Fragen, die ein solcher Fund eines toten Mädchens im Wald auslöst, sind angst­einflössend. Es ist der Kantonspolizei Bern zu verdanken, dass man die Aufklärung schnell auf das familiäre Umfeld eingrenzen konnte. Eine erste kleine Beruhigung konnte sich einstellen. «Es wäre deutlich schlimmer gewesen, wenn man über Tage und Wochen nach einer unbekannten Person hätte fahnden müssen», sagt der Gemeinde-
sprecher weiter.

Die Trauer
Das Mädchen war eine Mitschülerin, eine Kameradin, eine Freundin. Der Verlustschmerz im Umfeld ist spürbar. Eine gemeinsame Trauerphase und Verarbeitung kann beginnen. Dank dem Intervenieren der Behörden mit eingedämmter Medienpräsenz. Im Schulhaus konzentriert man sich genau auf diese Aufgaben. «Wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten, dass sich die Betroffenen gut aufgehoben fühlen, das beruhigt uns natürlich», meint Kohler.

Die Erinnerung
Wenn die Verarbeitung für manche noch weitere Bedürfnisse auslöst, bieten die Fachstellen in Köniz Hand. Sie waren im Brief als Anlaufstellen bereits aufgeführt. Dieser tragische Fall zeigt auf, wie wichtig solche von der Gemeinde eingerichtete Fachstellen sind. Das Care Team ist nicht für die Nachbetreuung zuständig, womit diese ins Zentrum rückt. Wie wertvoll diese Arbeit ist, vermag ein anderer Umstand aufzuzeigen. Solche Tötungsdelikte sind in dieser Gegend glücklicherweise äusserst selten. Was dennoch bleibt, sind die schmerzlichen Erinnerungen, dort wo der Stuhl leer bleibt, wo einst das Mädchen sass, auf dem Schulweg oder beim Spaziergang im Könizbergwald. Sie sind Teil der Trauer und des Nichtvergessens.

Polizei, Kanton und Gemeinde haben alles Menschenmögliche gemacht, damit der Vorfall schnell aufgeklärt wird, die Trauer stattfinden und eine gewisse Beruhigung einkehren kann. Man mag diesen Stellen in politischen Traktanden ab und an gewisse Unregelmässigkeiten vorwerfen, aber es ist auch wichtig auszudrücken, dass sie in dieser Stunde der Not vorbildlich und einfühlsam reagiert haben. Es ist diesem Umstand zu verdanken, dass die Menschen im Papillon-Quartier nun trauern können, statt mauern zu müssen.

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