«Gschpüri» ist das «A und O»

«Gschpüri» ist das «A und O»

Wer mit dieser selbstsicheren Frau – ständig mit einem Schuss Schalk in den Augen – spricht, kann kaum glauben, dass sie als Zwanzigjährige ganz «schüüch» war, sich als DJ nicht einmal selber traute, einer tanzenden Gesellschaft zum Schluss der Veranstaltung zu sagen, dass sie jetzt die letzte Platte auflegt. Das musste der Wirt für sie übernehmen.

«Es ist aber so», stellt Pia Liniger aus Flamatt unmissverständlich fest, «in der Schule habe ich mich sozusagen immer hinter den anderen versteckt», um gleich lachend hinzuzufügen, «ohne aber eine Hinterbänklerin zu sein!» Das hätte sie gar nicht zu erwähnen brauchen, auf diesen Gedanken kommt niemand. Es sei ihre Liebe zur Musik gewesen, der sie ihre Selbstsicherheit verdankt.

«Stones» forever
Gelernt hat die heutige VBS-Frau ursprünglich Bäckerin-Konditorin, im Laufe der Jahre habe sie aber festgestellt, dass sie den Arbeitsbeginn um 3 Uhr nicht bis zur Pension durchziehen wolle, obwohl ihr erlernter Beruf «wirklich toll» sei und eine enorme Kreativität erlaube. Heute kennen sie viele Leute als «DJ Pia», nicht bloss aus dem «Quasimodo», der ehemaligen «Glogge» in Bern, sondern vor allem von den Oldies-Abenden im Sternen Neuenegg, die jeden ersten Freitag im Monat stattfinden (siehe Kasten).

Woher aber kommt ihr Faible für die Musik der «Rolling Stones» – von denen sie, wie ihre Mutter, ein totaler Fan ist –, den «Beatles», «Led Zeppelin», «Eagles» oder Michel Delpech («Pour un flirt», kürzlich verstorben), denn mit Jahrgang 1977 hat sie die beste Zeit dieser Musik verpasst. «Meine Eltern haben diese Hits immer wieder gehört, bei uns zu Hause, das war ansteckend!» Fachsimpelt man(n) mit ihr – der Schreibende hat Ende der Sechziger unter dem Namen «DJ BoBo» (!) ebenfalls auf DJ «gemacht», seinerzeit mit Singles und einem tragbaren Lenco-Plattenspieler unterwegs, dessen Deckel als Lautsprecher diente… –, so stellt sich schnell heraus, dass Pia Liniger weiss, worüber sie spricht. Julie Driscoll («Wheels On Fire») ist ihr nämlich ebenso ein Begriff wie Barry Ryan («Eloise») oder Scaffold («Lilly The Pink»), von den Grossen der ganz Grossen ganz zu schweigen.

«ABBA», Aretha Franklin, «Cats»?
Schwarze Vinylscheiben hat DJ Pia nie aufgelegt, sondern von Beginn an mit CDs gearbeitet, heute zusätzlich mit Computer und Sticks. Auffallend, wenn sie den Motor im Kaltstart-Modus anwirft, also die ersten Songs vor einem erwartungsfrohen Publikum zu spielen beginnt: Das kommt wie ein Gemischtwarenladen daher. Zu Beginn «SOS», gefolgt von «Respect» und «One Way Wind». Fehlt zur Abrundung eigentlich bloss noch «Highway To Hell» von «AC/DC». Weshalb denn das? Sie lacht: «Selbst wenn es im Publikum viele Leute gibt, die ich inzwischen kenne, sie sind niemals gleich aufgelegt, weshalb ich zu spüren versuche, was ich an diesem Tag auflegen soll, jedenfalls zu Beginn», antwortet sie mit einer passenden Wortspielerei.

Und in der Tat: Nach einigen Luftballons – auch dieses Lied von Nena hat DJ Pia griffbereit – spürt sie das Publikum, mehr und mehr Leute wagen sich auf die Tanzfläche, zögerlich erst, um sich dann vollständig auf jene Epoche einzulassen, da man in San Francisco «flowers in your hair» trug oder wie ein «Jumpin‘ Jack Flash» herumhüpfte (der Titel des Songs hat übrigens nichts mit Drogen zu tun, sondern ist auf die Art zurückzuführen, wie der Gärtner von Keith Richards sich zwischen den Blumenbeeten bewegte).

Plattenwünsche? Ja, gerne!
«Ein DJ muss das Publikum spüren, er oder sie soll sich auf die Leute einlassen können», stellt Pia Liniger fest. Das tönt beinahe wie die Bibel für DiscJockeys. Ist es auch. Denn was ist von einem DJ zu halten, der sich an der gespielten Musik ergötzt, derweil das Publikum sitzend und gelangweilt herumsitzt?

Und wie steht es mit Wünschen? «Diese erfülle ich extrem gerne, denn das ist eine weitere Möglichkeit, das Ambiente auf positive Art zu beeinflussen.» Es gilt aber: Ein Musikwunsch darf niemals das Geschehen unterbrechen. Für DJ Pia heisst das: Wenn jemand nach «ELO» und «Roll Over Beethoven» in der langen 7-Minuten-Version fragt, wo im Moment doch gerade «Santo California» die Slow-Tanzenden mit ihrem Nahkampfsong «Tornero» beschäftigen, wird der Fragende vertröstet: «Gerne das Electric Light Orchestra, allerdings etwas später, und leider nur in der Kurzform, vier Minuten». Ähnliches gilt für «Mama» und «Heintje» im umgekehrten Sinne.

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