Bereit zur Verarbeitung sind all die im Atelier gestapelten, einheimischen Hölzer, der aufgerollte Saitendraht aus Bronze sowie alle denkbaren weiteren Materialien und Utensilien, die es zum Bau von Hackbrettern und ähnlichen Instrumenten braucht. Augenfällig ist die von Marc Ramser eigenhändig konstruierte Saitenspinnmaschine. Schön anzusehen sind die fixfertigen Einzelanfertigungen. Erwachsene jeden Alters, Kinder, Musiker, Musiktherapeuten und Hackbrett-Liebhaberinnen bilden den Kundenstamm seines Kleinunternehmens. «Ich baue Instrumente auch nach individuellen Kundenwünschen, beispielsweise ein Bass-Hackbrett, eine persische Santur oder ein weissrussisches Cimbali. Und Klangbetten, die in der Klangtherapie Anwendung finden», so der multitalentierte Firmeninhaber. Der Bau einer Einzelanfertigung kann bis zu 200 Stunden in Anspruch nehmen. «Eine solche Arbeit lässt sich bezüglich des Verkaufspreises nicht mit einem üblichen Stundensatz bewerten. Idealismus, Freude und Leidenschaft gehören in einem solchen Prozess einfach dazu. Zufrieden bin ich dann, wenn mir ein unverwechselbares Unikat gelingt, das möglichst keine Kundenwünsche mehr offen lässt», sagt Marc Ramser.
Der englische Begriff «hammered dulcimer» für dasselbe Instrument geht auch auf das lateinische Wortpaar «dulce melos» zurück und heisst frei übersetzt «lieblicher Klang». Eher «brachial» klingt hingegen die deutsche Bezeichnung «Hackbrett» für dieses filigrane Instrument, von dessen Besonderheit sich Marc Ramser schon immer stark angezogen fühlte. «Die Weiterentwicklung dieser Art Instrumente war von Beginn an meine Vision», erklärt der Musikexperte, der 1954 in Olten geboren, in Niederbipp aufgewachsen und später ins Schwarzenburgerland gezogen ist. Gestartet hat er seine Berufslaufbahn als Turnlehrer. Doch kaum war diese Ausbildung abgeschlossen, wandte er sich beruflich ganz anderen Tätigkeiten zu: nämlich der biodynamischen Landwirtschaft, dem Instrumentenbau und der Musik. «Erworben habe ich das ganze erforderliche Wissen und Können durch ‹learning by doing›. Antworten und Lösungen auf offene Fragen und Probleme zu finden, macht meine Arbeit erfinderisch, abwechslungsreich, kreativ und hochinteressant», erläutert der wissensdurstige Marc Ramser.
Ein Meilenstein in seiner Laufbahn war das Engagement bei «Klangkörper Schweiz» an der Weltausstellung «Expo 2000» in Hannover. 10 Jahre lang war er Hackbrett-Lehrer an der Musikschule Konservatorium Zürich, zusätzlich ab 2008 und bis heute auch an der Musikschule Köniz. «Mein ehemaliger Schüler Nayan Stalder studierte im Anschluss an den Unterricht bei mir ‹Hackbrett mit Master-Abschluss› an der Musikhochschule Luzern. Zurzeit noch mit einem Zusatzstudium ‹Master of Jazz Performance› an der Hochschule der Künste Bern beschäftigt, wurde er eben erst zu meinem Nachfolger an der Musikschule Köniz gewählt», so Ramser. Nebenbei vermietet er noch sogenannte «geodätische Dome» – von ihm konstruierte stabile Zelte für Anlässe.
Was ist das Faszinierende am Hackbrett? «Das Hackbrett ist in einem sowohl Melodie- wie Begleit- und sogar Rhythmusinstrument. Die Verbindung mit dem speziell obertonreichen Klang macht wohl die Faszination für Spielerinnen und Zuhörer aus», so der Instrumentenentwickler. Hackbrettklänge werden längst nicht mehr ausschliesslich dem Genre Volksmusik zugeordnet. Das Instrument ist unterdessen praktisch in allen Musikstilen anzutreffen. Ein optional eingebautes, elektronisches Tonabnehmersystem sowie eine pedalgesteuerte Dämpfung tragen zur Anwendbarkeit auch in moderner Musik das Ihrige bei.
Wobei: Wohlklingend musizieren konnte man mit einfach gebauten Hackbrettern, anfänglich bloss mit wenigen Darmsaiten ausgestattet, schon im Mittelalter. Moderne, in der Regel trapezförmig gebaute Hackbretter sind mit bis zu 160 Saiten aus Bronze und Stahl besaitet. Angeschlagen werden diese mit sogenannten Klöppeln oder Ruten. «Spezielle Toneffekte lassen sich dem Instrument auch durch Zupfen entlocken», sagt Marc Ramser. Die vor mehr als 35 Jahren eigens entwickelte «systematisch-chromatische» Tonanordnung ermöglicht es selbst Anfängern jeden Alters, sich schnell in allen Tonarten zurechtzufinden.