Kaum waren die Motoren des Gurnigelbergrennens verstummt, hatte am vergangenen 15. September lautstarkes Herdengeläute die Oberhand. Rund 600 Tiere der vier Bergschaften Stierenhütte, Brändli sowie Oberwirtneren und Obernünenen wurden von ihrer Sömmerung ins Tal nach Riggisberg getrieben. Freudig und mit Liebe wurden die Tiere dann von ihren Besitzern in Empfang genommen. Die Strapazen dieses rund sechsstündigen Marsches zeichneten die Tiere. Alle waren froh, dass die letzte Etappe nach Hause schonender in Viehtransportern organisiert war. Zahlreiche Schaulustige verfolgten an der Strecke die Rinder mit ihrem klangvollen Zügelgeläute und reichlichem Blumenschmuck. In der von den Männern und deren Frauen des «Jodlerklubs Alpenrösli» geführten Festwirtschaft erinnerten sich die Älpler, Bauern und Gäste an manch freudiges Erlebnis des vergangenen Sommers zurück.
Für die vier Älplerfamilien hat das Tagwerk am Zügeltag bereits kurz nach vier Uhr begonnen. Als erstes seien die Kühe gemolken worden. «Um fünf Uhr dann, haben wir die Rinder auf der Weide zusammengetrieben. Für die lange Reise haben sie vorgängig noch fressen können», berichtet Klaus Zwahlen von der Alp Obernünenen. Nach dem Umhängen des Zügelgeläutes und des Blumenschmuckes gingen die rund 160 Rinder, begleitet von 30 Personen, auf die lange Reise. Klaus Zwahlen meint, dass die Tiere schon vor dem Zügeltag merken, was passieren wird. «Mit dem Bereitstellen des Zügelgeläutes, der Reinigung der Tiere und der damit verbundenen Unruhe im Stall wird es den Tieren bewusst, dass die Alpsömmerung vorbei ist. Auch ihr Gefühl der Jahreszeit, dass der Herbst Einzug hält, nehmen die Tiere wahr», ist der Älpler überzeugt. Die Familie Zwahlen wird jetzt noch rund 14 Tage auf der Alp verbringen. Dann geht es zurück auf den eigenen Hof nach Guggisberg. Und mit jedem neuen Tag wird die Sehnsucht nach der kommenden Älplerzeit immer grösser.