Hotline «malreden»

Hotline «malreden»

Seit rund eineinhalb Jahren ermöglicht der Verein Silbernetz Schweiz eine Gesprächs-Hotline für Seniorinnen und Senioren – eine Bilanz.

Ein abgedunkeltes Zimmer, Kinderlärm, der durchs Fenster dringt, und Staubfäden in den Zimmerdecken: Viele Menschen kennen solche Situationen, sie gehören zum Leben, manchmal mehr, manchmal weniger. Wenn solche Momente auf das Gemüt drücken, hilft allenfalls ein Gespräch.

Kompetente Gesprächspartner

An diesen Punkt knüpft das Telefon-Angebot «malreden» des Vereins Silbernetz an – und das mit Erfolg. Seit April 2021 führten Hotline-Mitarbeiter anonym und vertraulich rund 5000 Gespräche durch. Die Freiwilligen am Telefon sind beispielweise Rentnerinnen oder Studenten. «Alle Freiwilligen werden vorgängig geschult. Wichtig ist, dass sie empathisch sind, sich gut abgrenzen sowie im Gespräch adäquat reagieren können», so Co-Geschäftsleiterin Eve Bino. Wie sie sagt, litten schweizweit rund ein Drittel der Seniorinnen und Senioren unter den Folgen von Einsamkeit. Und Vereinspräsidentin und emeritierte Professorin für Entwicklungspsychologie, Pasqualino Perrig-Chiello, ergänzt: «Soziale Isolation kann gesundheitliche Folgen haben. Studien zeigen, dass Einsamkeit genauso schädlich sein kann, wie der Konsum von 15 Zigaretten täglich.» 

Vielseitige Lösungen

Die Initianten trafen mit ihrer Idee einen Nerv – doch auch ihr Angebot hat Grenzen. Bino betont, dass Gespräche Lebensumstände nicht von heute auf morgen veränderten. Dennoch schafften sie häufig einen Perspektivenwechsel, beispielsweise dank einem Blick aus dem Fenster – ein solcher ermöglicht auch neue Sichtweisen auf die eigene Situation. Oft verstärken allzu starre Ansichten und Gewohnheiten selbstschädigende Verhaltensmuster. Ein häufiges Thema der Anrufer sei auch, wie sie sozialen Anschluss finden, etwa im Jassclub oder im Quartierverein. Hier empfählen die Freiwilligen Angebotsvermittlungen, wie die der Pro Senectute. Wer mehr als ein spontanes Gespräch will, wechselt ins «Tandem» – bei diesem Angebot ruft einmal die Woche jeweils die gleiche Gesprächspartnerin die ältere Person an. «Die Gespräche dauern länger als an der Hotlline und es kann eine vertiefte Beziehung aufgebaut werden», erklärt Bino. Und falls die Hotline-Freiwilligen bei einer Anfrage nicht mehr weiterwissen, leiten sie die Hilfesuchenden an bestehende Fachstellen weiter.

Viele wollen helfen

Und wie gehen die Mitarbeiter mit ihrer persönlichen Gesprächs-Wahrnehmung um? Bino betont, dass die Freiwilligen vorgängig eine interne Schulung besuchten, an der sie schwierige Situationen üben. Zudem bestehe die Möglichkeit zur Supervision, an der Weiterbildung und Teamaustausch. Mittlerweile erreichen über 500 Anrufende pro Monat die Hotline für ein Gespräch – und auch freiwillige Gesprächspartnerinnen und -partner finden sich leicht: «Wir erhalten laufend neue Anfragen von Interessanten. Es zeigt, dass das Thema persönlich berührt und das Angebot als sinnvoll empfunden wird», sagt Co-Initiantin Sylviane Darbelley. Momentan engagieren sich rund 40 Personen für die Telefonangebote. Auch die Anpassung der Öffnungszeiten tragen der steigenden Nachfrage Rechnung: Seit diesem Frühling erreichen Interessierte die Hotline täglich von 9 bis 20 Uhr.

INFO:

www.malreden.ch

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