«Im Winter sind wir mit den Skiern oder mit den Schlitten zur Schule und danach wieder mit der Bahn hochgefahren», erinnert er sich. Damals, das war in den 1960er Jahren, als es auf dem Gurten noch einen Skilift gab. Heute bräuchte es wohl Schneekanonen, damit Schlittel- oder Skifahrten in die Schule möglich wären.
Der Polit-Tisch
Geradezu abenteuerlich und lange war der Schulweg, «die Eltern waren entsprechend besorgt», erinnert sich Salzmann. Neben der Schulzeit war Mithilfe auf dem landwirtschaftlichen Betrieb angesagt. Mit Milchkühen und Ackerbau gab es immer etwas zu tun. «Ich war etwas mehr auf dem Betrieb als in der Badi», schaut der Ständerat zurück. Er will das aber nicht als strenge Kindheit verbucht haben, ganz im Gegenteil: «Es war eine ausgesprochen schöne Jugendzeit, mitten auf dem Land und doch so nah an der Stadt», fasst er zusammen. Eine Zeit voller Politik. Jung-Werner hat damals mit der Suppe gleichzeitig die Politik gelöffelt. «Mein Vater war schon in der Könizer Gemeindepolitik, wir Kinder sind am Tisch immer wieder mit der Politik in Berührung gekommen.» 50 Jahre später ist Werner Salzmann Ständerat, sein Bruder Grossrat und seine Schwester im Kanton Solothurn politisch aktiv.
SVP ist Familiensache
Der Vater hat die Polit-Suppe nicht versalzen, er hat sie – im Gegenteil – so gut zubereitet, dass Jahrzehnte später die Kinder weiterpolitisieren und diese Faszination ihrerseits weitergeben. «Es war für niemanden von uns eine Frage, in welcher Partei wir uns engagieren wollen», meint der bald 60-Jährige. Die Berner SVP ist seit mehr als einem halben Jahrhundert durch die Familie Salzmann geprägt. Der Vater war Präsident der Ortspartei in Köniz und mit Werner Salzmann erreicht eines seiner Kinder nicht nur das nationale Parkett, sondern übernimmt tragende Verantwortung im Ständerat. Und die nächste Generation? Die steht am Start; der Politiker ist vierfacher Vater und zweifacher Grossvater.
Köniz von aussen
Heute lebt er nicht mehr im Gurtendörfli. Der damalige Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Bern hat sich verändert, das Land teilen sich die benachbarten Bauern, im Bauernhaus lebt noch sein Onkel Ernst «Aschi» Salzmann. Auch er kein Unbekannter, vor allen Dingen in den «Rösseler-Kreisen» und als wichtige Stütze des – aus der Kavallerie entstandenen – «7ner Chörli». So verfügt der Ständerat über eine Innen- und Aussensicht auf die Könizer Politik. Und sein Fazit? «Die ländlichen Teile der Gemeinde sind nach wie vor eher bürgerlich geprägt, die städtischen dafür links der Mitte. Die Politlandschaft hat sich in den vergangenen Jahren etwas verschoben, die Linken sind in der Mehrheit», analysiert er. Ein Abbild einer nationalen Entwicklung, dem er aber entgegenhält: «Es ist erstaunlich, wie viel Gewicht die Bürgerlichen immer noch haben und wie gut sie in Köniz dagegenhalten.» Es folgen einige Namen aus der Lokalpolitik, die er ohne zu überlegen nennt, manche kennt er persönlich, andere beobachtet er auf deren politischen Weg. Irgendwo zwischen Ukrainekrieg, nationalen Gesetzesentwürfen und Coronamassnahmen findet er immer wieder Zeit, die Könizer Politik zu verfolgen. Muss oder sollte Köniz irgendwann mit Bern fusio-
nieren, Herr Salzmann? «Nein», kommt die Antwort postwendend und die Erklärung folgt auf dem Fusse: «Köniz ist eine wichtige Gemeinde im Kanton Bern. Sie hat die Grösse, um nicht zu fusionieren. Generell halte ich nicht viel von grossen Konstrukten, sie werden schnell schwammig und die Bevölkerung interessiert sich dann nicht mehr, was entschieden wird», meint er.
Es erstaunt, mit welcher Bewandtnis Werner Salzmann in den kommunalen Geschäften navigiert, wie viele Namen er aus der Kindheit ohne grosses Nachdenken nennen kann und welch grosses Interesse er heute noch an jenem Ort hat, dem er eine schöne Jugendzeit verdankt. Mit einem wichtigen Tisch in der Küche des Bauernhauses. Es will schon was heissen, wenn ein Ständerat sagt: «Ich bin hier politisiert worden.»