«Ich möchte konkret helfen»

«Ich möchte konkret helfen»

Seit 13 Jahren unterstützt Doreen Bieri ein Projekt für ihr Heimatland, um den Mädchen und Frauen dort bei der Beschaffung von Hygieneartikeln zu helfen. Sie spricht über das interessante Vorhaben sowie über ihre Erfahrungen und wichtige geschichtliche und kulturelle Hintergründe. 

Als im Ausland lebende Afrikanerin verfolgt Doreen Bieri mit grossem Interesse, was auf ihrem Heimatkontinent passiert. Seit 17 Jahren ist sie nun in der Schweiz beheimatet. «Es liegt mir am Herzen, die soziokulturellen Werte von Afrika zu fördern und bei Bedarf zu helfen», erklärt die Schliernerin. In Kamerun sammelte die ausgebildete IT-Spezialistin mit Bachelorabschluss in englischer Literatur parallel zu ihrem Studium journalistische Erfahrung bei der Arbeit für die nationale Radio- und Fernsehgesellschaft. Später schloss sie in der Schweiz ihre Krankenpflegeausbildung an der «BFF Bern» ab und arbeitet heute als Fachfrau Gesundheit im Bereich Geriatrie.

Situation in ihrer Heimat
«Als ich 2016 im Berner Inselspital meine Tochter zur Welt brachte, starb zur gleichen Zeit mein Vater in Kamerun», berichtet die engagierte 42-Jährige nachdenklich von diesem bedeutenden Wendepunkt in ihrem Leben und den Anfängen ihres Engagements, «Ich konnte damals leider nicht an der Beerdigung teilnehmen. Als ich 3 Jahre später sein Grab besuchte, traf ich viele Kinder und Jugendliche, die er als Lehrer mangels eines Schulhauses in unserem Esszimmer gratis unterrichtet hatte.» Bieri, deren Ledigname Ngafor ist, gründete als Andenken an ihren Vater die «Cho Ngafor Foundation»: «Jedes Jahr zu seinem Geburtstag organisiere ich in Kamerun Aktivitäten für Kinder und Jugendliche. 2017 hörte ich von 2 Mädchen, denen man es aufgrund ihrer Menstruation verwehrte, daran teilzunehmen», fährt sie bewegt fort: «Man schickte die beiden von der Schule nach Hause, und es war ein grosses Tabu, über die Gründe dafür und die Zusammenhänge zu sprechen.» In der Kultur und Religion von Kamerun ist Blut, wie es zum Beispiel beim weiblichen Zyklus auftritt, immer noch ein schwieriges Thema. Das sei für sie persönlich unfassbar, daher möchte sie etwas tun, um konkret zu helfen.

Waschbare Hygieneartikel
Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz begann Doreen Bieri bei der Spitex, für die sie damals in der Krankenpflege arbeitete, die nicht benötigten Damenbinden zu sammeln. «2 Jahre später konnte ich 322 Mädchen in 3 Dörfern 2 Monate lang mit diesen wichtigen Hygieneartikeln versorgen», berichtet sie vom anfänglichen Erfolg, der aber nicht von langer Dauer war: «Schnell wurde mir bewusst, dass das keine ausreichende Lösung sein konnte. Ich konnte es mir finanziell nicht länger leisten und brauchte andere Alternativen.» Im Februar 2019 kam ihr dann die Idee, waschbare Binden zu nähen.

Bieri besuchte früher selbst einmal einen Nähkurs für Migrantinnen der Reformierten Kirche in Bern-Bethlehem und knüpfte dort Kontakte. Heute nähen dort sowie in der katholischen Kirche in Köniz Helferinnen für sie und ihr Projekt. Sie selbst und einige Freiwillige fertigen aus­serdem bei sich zu Hause die Hygieneartikel an, die aus dünnen Baumwollstoffen (wie zum Beispiel von alten Hemden oder Bettlaken) sowie Flanell-, Molton- oder Frotteeresten für die Füllung gefertigt und mit einem Druckknopf fixiert werden können. «Bis jetzt konnten wir so 1311 Mädchen und Frauen in verschiedenen Dörfern in Kamerun mit unserer Erfindung versorgen», sagt sie. Ende Februar begann die engagierte Pflegefachkraft aus­serdem damit, Nähkurse für ihre Erfindung vor Ort in Kamerun zu organisieren. Selbstverständlich gibt es auch eine mit Fotos illustrierte, detaillierte Nähanleitung.

Kulturelle Tabus brechen
Mit ihrem Projekt möchte Doreen Bieri nicht nur materielle und möglichst langfristige Alltagshilfe vor Ort leisten, sondern vor allem auch dazu beitragen, kulturell bedingte Tabus zu brechen. Bisher finanziert sie ihr Anliegen vollumfänglich selbst, bringt die Binden persönlich nach Kamerun und organisiert dort kleinere Anlässe zur Information und Aufklärung der Menschen. «Mein Wunsch für die Zukunft ist es, in meiner afrikanischen Heimat Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und ein Nähatelier für Frauen der Landwirte einzurichten. Ausserdem würde ich sehr gern meine Idee hier in der Schweiz noch bekannter machen, zum Beispiel in Schulen und Warenhäusern des Schweizer Gross- und Einzelhandels», erklärt die engagierte Afrikanerin.

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