Ob wir wollen oder nicht: Mit jedem Atemzug nehmen wir Gerüche auf. Oder anders gesagt: So lange wir atmen, riechen wir (vorausgesetzt, wir sind gesund). Manche Duftmoleküle regis-
trieren wir zwar nur unbewusst, dennoch üben sie – über das limbische System – einen direkten Einfluss auf unsere Emotionen aus. Auf Gerüche reagieren wir dann beispielsweise mit Angst, Ekel, Wohlbefinden oder Freude. Welche Gefühle ausgelöst werden, lässt sich indes nicht kon-
trollieren. Was wir riechen, kann längst vergessen geglaubte Erinnerungen wecken, zum Kauf animieren oder gar steuern, zu wem wir uns hingezogen fühlen.
«Riechen begleitet uns ständig. Am Morgen der Kaffeeduft, danach die Gerüche im öffentlichen Verkehrsmittel, sogar während des Schlafens. Bei letzterem wird das unbewusste Riechen sogar als Warnung angewandt, wie etwa bei Rauch», verdeutlicht Michael Hostettler den Stellenwert dieses Organs. Als Dipl. Aromatherapeut SfA hat er sich in den vergangenen Jahren ausführlich mit der Welt der Düfte auseinandergesetzt. Bei sich und anderen machte er wiederholt die Erfahrung, dass ätherische Öle verschiedenste Reaktionen auf der psychischen Ebene auslösen können. Das Spektrum ist dabei riesig: Es gibt Düfte, die anregend wirken, und andere, die beruhigen. «Aber auch physiologische Vorgänge wie Atmung, Herzschlag und Verdauung können über Duftbotschaften positiv beeinflusst werden.»
Spannende Biografie
Bisher betreibt Michael Hostettler seine Praxis Grasburgtherapie vor allem zu Randzeiten. Die Ruine Grasburg und ihre Umgebung, insbesondere die Sense, hätten ihn zu diesem Namen inspiriert, denn dort tanke er Energie. Diese kann der Schwarzenburger – im Hinblick auf sein Pensum – gut gebrauchen. Hauptberuflich arbeitet der Vater einer fünfjährigen Tochter zu 100% als Rettungssanitäter. Seine Leidenschaft für Aromatherapie bezeichnet er als Schnittmenge seiner bisherigen Tätigkeiten und Interessen. «Ich liebe die Natur – ätherische Öle werden aus Pflanzen gewonnen. Als ausgebildeter Chemielaborant kenne ich mich zudem mit den Inhaltsstoffen aus – dieses Wissen brauche ich, um Rezepturen herzustellen.»
Die Aromatherapie sieht er als Ergänzung zur Schulmedizin. «Diese ist nicht Ersatz, sondern Unterstützung», betont er. Den Wert solcher Behandlungen hätten mittlerweile auch Spitäler entdeckt. Diese würden ätherische Öle etwa zur Beruhigung oder gegen Schlafstörungen einsetzen, aber auch in der Behandlung von Depressionen.
Nicht ohne Wissen ausprobieren
Ätherische Öle sind keine Arzneimittel und frei käuflich. «Es muss jedoch beachtet werden, dass bei gewissen Ölen Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen sind», sagt Michael Hostettler eindringlich. Rosmarin etwa wirke blutdrucksteigernd, Zimtrindenöl könne Allergien auslösen. Er rät daher, sich ohne Kenntnisse nicht «irgendein Öl» zu kaufen und darauf zu achten, dass die Produkte keine Konservierungsmittel oder sonstigen synthetischen Zusatzstoffe enthalten.
Diese Garantie ist bei ihm gegeben. Er kreiert kundenspezifische Mischungen aus naturreinen ätherischen Ölen, wenn möglichst in Bio-Qualität. Diese wirken gegen Müdigkeit, Abgespanntheit, stressbedingte Verdauungsstörungen, schwere Beine. «Die Auswahl an ätherischen Ölen ist riesig, ebenso deren Anwendung», betont Hostettler. «Die einfachste und wohl beliebteste Art, ätherische Öle einzusetzen, ist das Verdampfen mittels einer Aromalampe.» Daneben gebe es z.B. Massagen mit ätherischen Ölen, Raumsprays, Körperwickel oder Badezusätze.
Der «Tausendsassa» unter den ätherischen Ölen sei übrigens Lavendel. Diesem wird u.a. eine ausgleichende, schmerzstillende, beruhigende und antiseptische Wirkung nachgesagt. Sein Tipp gegen den Winterblues: Eine Mischung aus Grapefruit und Bergamotte. Nicht nur er machte die Erfahrung, sondern auch die Verfasserin dieses Artikels: Diese Mischung hellt tatsächlich die Stimmung auf.