«Ich wünsche mir, dass sich mehr Frauen trauen»

«Ich wünsche mir, dass sich mehr Frauen trauen»

Sie hat ein Hob­by, das sich von vielen anderen in ihrem Alter und Geschlecht abhebt: Jasmin Studer löst knifflige Denkaufgaben, programmiert und überlegt gerne logisch. Nun gewann sie eine Bronzemedaille an der «Schweizer Informatikolympiade» und nahm an der neuen «Europäischen Informatik-Olympiade für Frauen» teil.

Die 16-Jährige besucht noch das Gymnasium Lerbermatt in Köniz, spielt in ihrer Freizeit Klavier und singt im Jugendchor. Nebenbei qualifizierte sie sich im Mai als eine von 15 Jugendlichen für das Finale der Schweizer Informatik­olympiade (soi), an der sie eine Bronzemedaille gewinnen konnte. «Ich hätte nie gedacht, dass ich so weit kommen würde», zeigt sie sich erfreut über das Ergebnis. Auch eine Gold- und eine Silbermedaille gingen an eine Bernerin und einen Berner: Ema Skottova und Caspar Schucan, beide vom Gymnasium Kirchenfeld. «Im Herbst 20 begann die erste Runde. Dazu mussten die Teilnehmenden von Zuhause aus Aufgaben lösen. Die besten durften dann ins Trainingslager, bevor sie in die zweite Runde kamen, bei der eine fünfstündige praktische und theoretische Prüfung anstand», erläutert Studer, die durch ihren Vater auf die Olympiade aufmerksam wurde. Die zwölf besten qualifizieren sich dort für das Finale an der Uni Bern: Vier Prüfungstage, fünf Stunden pro Tag. «Dieses Jahr durften am Finale aufgrund der engen Resultate 15 Personen teilnehmen», erzählt die Sekundanerin (3. Jahr im Gymnasium), die als Schwerpunktfach «Physik und angewandte Mathematik» hat. Mitmachen können alle Personen unter 20 Jahren, die noch nicht an der Uni sind.

Viel Fleiss und Freude
Bei den Aufgaben gehe es darum, komplexe Probleme zu lösen. «Beispielsweise hat man ein Strassennetzwerk und soll den kürzesten Weg zwischen zwei Punkten herausfinden. Dazu muss man möglichst effizient programmieren», meint Studer. Sie habe schon als Kind immer gerne Rätsel gelöst, fand aber Mathematik erst ab der 7. Klasse – als es anspruchsvoller wurde – interessant, sagt sie. «Es ist mein Lieblingsfach. Wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt, merkt man, dass es megaschön ist», bemerkt sie und fügt an: «Manchmal überlegt man eine Stunde und kommt kaum vorwärts, hat dann plötzlich eine Idee und kann das Ganze in 10 Minuten lösen.» Die meisten ihrer Freunde verstehen nicht, dass sie das «cool» findet, lacht sie. Doch ihren Erfolg an der Schweizer Informatikolympiade hat die Gymnasiastin nicht nur ihrem Flair für Mathematik und Informatik zu verdanken, sondern auch ihrem Fleiss: Jede Woche machte sie von Zuhause aus Trainings mit Theorie und praktischen Aufgaben. Die investierte Zeit zahlte sich aus. Nach dem Gewinn der Bronzemedaille nahm Studer im Juni schliesslich als eine von vier Schweizerinnen an der Europäischen Informatik-Olympiade für junge Frauen teil. Diese fand zum ersten Mal statt – auf Schweizer Initiative und zur Frauenförderung in der IT-Branche. Studer konnte von insgesamt 160 Teilnehmerinnen aus 43 verschiedenen Ländern den 61. Platz ergattern.

Eine Vorbildfunktion
Teilnehmerinnen machen weniger als 15% an der «sio» aus. «Es war so schön für mich, auch andere Mädchen zu sehen, die meine Freude teilen», zeigt sie sich begeistert. «Viele haben ein mangelndes Selbstvertrauen oder ziehen es gar nicht erst in Betracht, an einem Wettbewerb teilzunehmen, da die IT-Branche männerdominiert ist», ergänzt sie. Umso mehr sei es ihr wichtig, Geschlechtsgenossinnen zu ermuntern. «Ich wünsche mir, dass sich mehr Frauen trauen», meint Studer. Deshalb freue sie sich auf ein Trainingslager im September, das explizit für junge Frauen gedacht ist und bei dem sie auch mit dabei sein wird. «Mein Ziel ist es, einmal an Weltmeisterschaften und natürlich an weiteren Wettbewerben teilzunehmen», erklärt sie. Die Qualifikation für die Schweizer Olympiade 2022 beginnt im Herbst. Dort wird die Schülerin wieder dabei sein. Und mit ihr vielleicht noch andere Teilnehmerinnen, die sich durch Vorbilder wie sie ermutigt fühlen.

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