In den Startlöchern

In den Startlöchern

Wie alle anderen Kulturbetriebe auch, musste der «Kulturhof Köniz» im März seine Arbeit einstellen und die Veranstaltungen absagen. Nun soll es mit der «HELGA Silent Disco» wieder losgehen – dahinter steckt viel Arbeit und Planung der Mitarbeitenden.

Veranstaltungen waren geplant, die Vermietungen liefen gut, der «Kulturhof Köniz» war ein brummender Betrieb. «Als die erste Begrenzung auf 1000 Leute Anfang März beschlossen wurde, haben wir uns schon gedacht, dass es weitere Folgen für uns geben könnte», erzählt Co-Betriebsleiter Robi Maurer. Am 16. März sei es dann zum vollständigen Stopp gekommen und die Mitarbeitenden mussten in die Kurzarbeit geschickt werden. Ein paar konnten im Homeoffice arbeiten. Die Betriebsleitung traf sich im Rahmen der Kurzarbeit, um das zu erledigen, was gemacht werden musste: «Wir haben die Zeit in kleiner Formation überbrückt.» Die Übergabe beim Praktikantenwechsel, der alle 9 Monate stattfindet und in diesen Zeitraum fiel, sei nicht so gut gewesen, was aber unter den Umständen nicht anders zu erwarten war.

«Wir haben ein duales System. Die Vermietungen subventionieren die Kultur. Wir sind auf diese angewiesen», erklärt Maurer weiter. Sie machen einen grossen Teil der Ausfälle aus. Wie viel der «Kulturhof» geltend machen kann, ist noch nicht klar. «Wir haben uns sofort um die Formalitäten der Kurzarbeit und der Ausfallsentschädigung gekümmert. Das war aufwendig. Wie gross der Schaden ist, können wir noch nicht sagen», räumt der Co-Betriebsleiter ein. «Es ist noch offen, wie viel Entschädigung wir bekommen. Der Entscheid steht noch aus. Wir blicken aber zuversichtlich in die Zukunft.» Von Mitte März bis Ende August sind rund 230 Events und Vermietungen abgesagt worden. Wie viele davon nur verschoben sind und wann sie stattfinden können, werden die nächsten Wochen zeigen. Denn das «Kulturhof»-Team ist kräftig am Planen und Organisieren. «Die Aussicht mit bis zu 300 Besuchern Veranstaltungen durchzuführen ist schon einmal positiv», erläutert Robi Maurer.

Der Schlosshof soll das Zentrum bilden, in dem das Sommerprogramm stattfinden wird. «Wir werden ihn dekorieren und möblieren. Es soll verschiedene Sektoren geben, sodass man stehend oder sitzend verweilen kann. Der Schlosshof ist gross genug, damit sich 300 Leute unter Einhaltung der Abstandsregelungen dort treffen können. Wir sind in der Lage sämtliche Auflagen zu erfüllen», beschreibt der Kulturliebhaber die Pläne des «Kulturhof»-Teams. Beliebte Reihen wie Konzerte unter der Linde und Tanzen im Schlosshof dürfen stattfinden. Dazu kommen das Openair-Kino, Theater und Konzerte in und vor der «Schlossschüür». Eine weitere Idee ist, dass Co-Produktionen mit Veranstaltern eingegangen werden, um diesen eine Plattform zu bieten. «Zum Beispiel mit dem ‹Radio Bollwerk›, einem Gemeinschaftsradio, das ‹Avantgarde Clubmusik› in der DNA trägt, haben wir eine dreitägige Präsenz mit Liveübertragung aus dem Schloss vereinbart.»

Auf die weiteren Entscheidungen am 24. Juni wartet das Team gespannt, man hofft auf weitere Lockerungen. «Fast alle anderen können wieder arbeiten, den Kulturschaffenden ist es dagegen nur faktisch möglich. Es ist eine dermassen grosse Hürde vorhanden, dass es nahezu unmöglich ist, wirtschaftlich zu arbeiten. Die Sperrstunde und Abstandsregelungen sind für die meisten Veranstalter und Clubbesitzer ein grosses Problem», ärgert sich Maurer. So sei der Veranstaltungsbereich der erste, der von Schliessung betroffen gewesen sei und nun der letzte, der wieder geöffnet wird. Gut sei, dass mit Simonetta Sommaruga und Alain Berset 2 Bundesratsmitglieder kulturaffin seien, damit «wurden uns die Millionen zur Unterstützung so früh zugesagt». Aber insgesamt sei zu merken gewesen, dass die Kulturbranche politisch gesehen schlecht aufgestellt ist: «Wir haben verschiedene Verbände und jeder wurschtelt für sich. Wir bräuchten mehr Leute im Parlament, die sich dem Thema annehmen.» Denn mit der wachsenden Entspannung sei das Interesse der Bevölkerung nach Treffen und Unterhaltung wieder gestiegen. «Man sieht die Gesellschaft braucht Kultur und den Austausch. Man kann nicht auf Dauer allein zu Hause sitzen», ist Robi Maurer überzeugt: «Darum muss der Staat die Strukturen retten und erhalten, wir können nicht wieder bei null anfangen.» Er freut sich auf den Sommer und darauf, dass es endlich wieder losgeht: «Wir sind grundsätzlich positiv eingestellt, auch wenn es natürlich noch Fragezeichen gibt. Wir haben aber grosse Hoffnung, dass die Menschen kommen.»

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«In den Startlöchern»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2