Sie ist eine bemerkenswerte Frau, diese Johanna Richner, mit einer ausgeprägten sozialen Ader. Nach vielen Jahren Aufenthalt in Afrika, wo sie als Ausbildnerin von künftigen Ausbildnern arbeitet, kommt die Bernerin nach Köniz zurück, wo sie ein Mehrfamilienhaus geerbt hat. Und mit dieser Liegenschaft und ihren Mietparteien schwebt ihr Ungewöhnliches vor.
Miteinander
Johanna Richner möchte nämlich eine besondere Beziehung zu ihren Mieterinnen und Mietern. Mehr noch: Der gemeinsam zu erarbeitende Rahmen der Hausgemeinschaft beinhaltet Mitverantwortung, Mitarbeit und Mitbestimmung in Verwaltung, Haus und Garten.
Im Laufe der Zeit finden sich Menschen, die eine ähnliche Lebenseinstellung haben, Dominique Schicker etwa, die mit ihrem Mann zuvor auf dem Land gelebt hat und bewusst eine «etwas lebendigere Umgebung» sucht. Da ist auch Hans Gerber mit seiner Partnerin, dem das bisherige Mietshaus in Bern zu gross geworden ist. «Nie hätte ich mir vorstellen können, nicht in der Stadt Bern zu leben, aber ich gebe es gerne zu: Wir haben Köniz unterschätzt», lacht er.
Ökologisch und kulturell
Das Vorhaben von Johanna Richner funktioniert, nicht zuletzt deshalb, weil neue Mieterinnen und Mieter von den «Bisherigen» einstimmig gewählt werden müssen, frei nach den 3 Musketieren von Alexandre Dumas «Einer für alle, alle für einen». Kein Wunder also, stimmt man auch im Alltag überein: Niemand besitzt ein Auto, es wird konsequent sortiert und kompostiert, Lebensmittel kauft man, wenn immer möglich, auf dem Märit, die Milch holt man beim Bauern.
Auch kulturell sind die Bewohnerinnen und Bewohner auf Augenhöhe, nicht bloss der Treppenhaus-Bücherei wegen, wo sie sich Titel kostenlos ausleihen können: Theateraufführungen werden besprochen und empfohlen, ebenso Konzerte. Wichtigster Ort des ganzen Hauses: Der ungefähr 500m² grosse Garten, ein Juwel.
Und was, wenn Johanna Richner einmal nicht mehr unter uns weilen wird? Sie kann beruhigen: «Die Liegenschaft wird an eine Stiftung vererbt, die unsere Hausgemeinschaft im gleichen Sinn weiterführen wird.»