Beat Siegenthaler wird nicht müde zu malen. Selbst nach arbeitsintensiven Tagen zog es den gelernten Offsetdrucker und ehemaligen Verkaufsleiter einer Druckerei am Abend noch in sein Atelier in Liebefeld. «Es gab Zeiten, da kam ich erst um zwei oder sogar vier Uhr morgens nach Hause», erinnert er sich und meint schmunzelnd: «Ich habe gemalt wie ein Verrückter.» Die künstlerische Arbeit half ihm Stress abzubauen und neue Energie zu schöpfen. Inzwischen geht es der 78-Jährige etwas ruhiger an. Doch an Kreativität mangelt es ihm nicht und so verbringt er noch heute fast täglich Zeit in seinem Atelier.
Erfolg ohne Ausbildung
Ursprünglich wollte Beat Siegenthaler einen kreativen Beruf erlernen. Doch wie zu der damaligen Zeit üblich, war die Lehrstellensuche die Angelegenheit der Eltern. Er absolvierte die Ausbildung zum Offsetdrucker mit dem festen Ziel, sich später der Kunstausbildung zu widmen. Nach der Lehre besuchte der passionierte Maler Abendkurse an der Kunstgewerbeschule, wo er sich dem Aktzeichnen, Freihandzeichnen und der Kalligrafie widmete. Durch private und berufliche Umstände blieb es ihm jedoch verwehrt eine anerkannte Kunstausbildung zu absolvieren. «Dieser Umstand stand mir oft im Weg», sagt er etwas nachdenklich und erklärt: «Ich habe mir über all die Jahre selbstständig enorm viel Wissen und Fertigkeiten angeeignet. Ich konnte jedoch kein anerkanntes Diplom vorweisen, wenn es zum Beispiel um Ausschreibungen von Wettbewerben ging.» Trotzdem war Beat Siegenthaler mit seiner Kunst erfolgreich. Seine Bilder verkauften sich weit über die Schweizer Grenze hinaus, unter anderem sogar bis in die USA. An zahlreichen Galerien wurden seine Werke ausgestellt. Zuletzt in der «Galerie Kulturhof» im Schloss Köniz.
Von Südafrika in die Schweiz
Beat Siegenthaler blickt zufrieden auf sein Leben zurück. Er erinnert sich gerne an Lebensetappen, wie zum Beispiel die neun Jahre, als er in Südafrika lebte und im Druckereigewerbe arbeitete, abenteuerliche Safaris unternahm und sogar den Kilimanjaro bestieg. Nach der Genesung einer schweren Malariaerkrankung kehrte er für die Hochzeit seiner Schwester in die Schweiz zurück und lernte dort seine grosse Liebe und heutige Frau Giovanna kennen. Zusammen gründeten sie eine Familie, reisten viel und erfreuten sich an den heranwachsenden Kindern. Die Kunst hat Beat Siegenthaler all die Jahre begleitet und sein Leben bereichert. Seine Frau habe ihn unterstützt und es ihm ermöglicht, seiner Passion neben Beruf und Familie nachzugehen.
Spontane Entstehungen
In seinem künstlerischen Schaffen lässt sich Beat Siegenthaler nicht gerne unter Druck setzten. Selbstbestimmtes und freudvolles Malen stehen im Vordergrund. Er folgt seiner Intuition und lässt Bilder spontan entstehen. «Mit dem Denken fange ich erst später an», witzelt der Könizer und erläutert weiter: «Sobald durch Zufall Formen entstanden sind, konstruiere ich diese und das Bild entwickelt sich zu einem beschaulichen Ganzen.» Er bezeichnet sich selbst als «Suchender». Neugierig geht er durch die Welt und experimentiert mit den unterschiedlichsten Materialien, die ihm gerade in die Hände kommen. Das kann Packpapier, Fischkleister, Ei, Wein oder auch Holzstaub eines Baumstrunkes sein. «Elitäre» Kunst sage ihm nicht zu. «Wichtig ist, dass das, was man macht aus tiefstem Herzen kommt. Das macht die Kunst persönlich und authentisch», meint er voller Überzeugung und sagt augenzwinkernd: «In jedem von uns steckt ein Künstler. Schlussendlich zählen nicht Diplome, sondern die Aussage und der Tiefgang eines Bildes, egal was Kunstkritiker sagen.»
Helene Wieland
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