Kamera ab!

Kamera ab!

Planen, organisieren, interviewen, filmen, schneiden – bis eine Reportage im Kasten ist, braucht es unzählige durchdachte Schritte. Was nach mühseliger Arbeit klingt, ist für das junge Filmteam aus Köniz, kurz «YouReport», eine Leidenschaft.

«Je vous donne le résultat de l’éléction – Ergebnis der Wahl», tönt es offiziell durch den Nationalratssaal, Gemurmel ist zu hören. Wenige Augenblicke später ist klar: Simonetta Sommaruga ist zur Bundespräsidentin 2015 gewählt. Während ihrer Ansprache ist der frischgebackenen Bundespräsidentin ihre Freude anzusehen, in den darauffolgenden Interviews äussert sie sich klar zum kommenden Jahr. Eingefangen hat die Szenerie nicht etwa nur das SRF. Hinter der Kamera standen Daria Lehmann, Janis Wanger und Florian Helfer, allesamt unter 20 Jahre alt und Mitglieder von «YouReport». Den Auftrag, die Wahl und die Feierlichkeiten von Simonetta Sommaruga mit der Kamera zu begleiten, erhielt das Filmteam von der Gemeinde Köniz. «Diese Anfrage machte die Jugendlichen schon etwas nervös», erzählt Philippe Häni, Jugendarbeiter der reformierten Kirchgemeinde Köniz und Mentor des Teams. Dass die jungen Reporter diese Herausforderung annehmen würden, sei aber schnell klar gewesen. Das Resultat kann sich sehen lassen, qualitativ hochstehende Bilder, sinnvolle Interviews, durchdachte Schnittfolgen und ein guter Ton – schnell ist klar, dass die ambitionierten Reporter ihre Arbeit einwandfrei im Griff haben.

Entstanden ist das Projekt YouReport Anfang 2014. Nach ihrer Maturaarbeit, die sich ebenfalls um ein Filmprojekt drehte, sei Philippe Häni mit der Idee, ein Filmteam zu gründen, auf sie zugekommen, erinnert sich Daria Lehmann. Unterstützt wird das Projekt seit den Anfängen von der Kirchgemeinde Köniz. Im Gegenzug ist «YouReport» an Veranstaltungen der Kirchgemeinde mit Mikrofon und Kamera unterwegs und fängt Stimmen sowie Bilder ein. Das Grundhandwerk des Videojournalismus haben sich die Reporter in einem Einführungskurs, durchgeführt von Daria Lehmann, angeeignet. Technisches Equipment, Computerprogramme zum Schneiden, Finessen beim Wählen des Bildausschnitts – nur auf den Aufnahmeknopf drücken reicht bei Weitem nicht. «Das Medium Film ist sehr spannend, da auf mehreren Ebenen – Bild, Ton, Schnitt, Geschichte – gearbeitet wird», erklärt Janis Wanger sein Engagement. Ein Jahr und viele Erfahrungen später sind die damaligen Einsteiger Routiniers. Jugendarbeiter Häni hält sich bewusst im Hintergrund, erledigt die Administration und vereinbart mit den Auftraggebern die gewünschten Inhalte und Ziele. Alles Weitere liegt in den Händen der Jungreporter. Zu Beginn hatte die Leitung der Projekte Daria Lehmann, die ihre Erfahrung gerne weitergibt, heute haben auch andere Crewmitglieder die Federführung. Seit sie sich mit Filmarbeit beschäftigt, hat sich viel verändert. «Der sonntägliche Tatort ist nicht mehr das Gleiche wie vor meiner Arbeit hinter der Kamera», lacht sie, «nun, da ich weiss, was dahintersteckt». Highlights gebe es immer wieder, erzählt die Geografiestudentin. Der Beitrag über Bundesrätin Simonetta Sommaruga sticht dabei natürlich hervor. «Im Bundeshaus neben all den professionellen Journalisten zu drehen, war sehr eindrücklich», berichtet Wanger. Die Profis der verschiedenen TV- und Radiosender haben die Youngsters durchaus ernst genommen und ihnen sogar Tipps gegeben. Die drei sind mit dem Resultat ihrer Arbeit sehr zufrieden. Insgesamt besteht das Team momentan aus sieben Filmbegeisterten, die sich in unregelmässigen Intervallen treffen. Bei diesen Gelegenheiten tauschen die Jugendlichen Erfahrungen aus, bringen Projekt-
ideen ein oder vertiefen bei einem Workshop ihr Wissen. «Das Resultat der Arbeit zu sehen und den Prozess zu kennen, der dazu geführt hat, ist toll», schwärmt Florian Helfer. Die Motivation, die eigenen Fertigkeiten an der Kamera zu verbessern, bewegt die ganze Gruppe, und mehr als einer der Jungreporter träumt davon, die Leidenschaft fürs Filmen mit dem Beruf zu kombinieren. Bis es so weit ist, fliesst zwar sicherlich noch viel Wasser die Aare hinab. Der Grundstein jedoch ist gelegt; und jede Reportage bringt die Filmbegeisterten ein Stück weiter. Daria Lehmann bringt es auf den Punkt: «Obwohl das Endprodukt nie ganz perfekt ist, ist es die investierte Zeit aufgrund der gemachten Erfahrungen längstens wert.»
Christa Pfanner

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