Zum eigenen Geschäft kam Elisabeth Aebischer per Zufall. Sie hatte 1995 in Schwarzenburg zum Wandern abgemacht, stand vor dem Antiquariat und kam mit dem Geschäftsführer ins Gespräch, der seinen Laden aufgeben wollte. Die Idee eines gemeinsamen Projektes trugen sie und ihr Partner schon eine Zeit lang mit sich – und hier war plötzlich eine Möglichkeit für die Umsetzung. Bald darauf kauften sie dem Besitzer das Haus ab, bezogen die Wohnung im Obergeschoss, renovierten die Räume und funktionierten das Antiquariat schrittweise in eine Buchhandlung um. 1998 starb Elisabeth Aebischers Partner, und sie zog das Projekt alleine weiter, wofür sie mit ihrer langen Verlags-, Vertriebs- und Verkaufserfahrung hervorragend ausgebildet ist. Mittlerweile liegt in der Schwarzenburger Schmiedgasse die einzige Buchhandlung im Dreieck zwischen Bern, Freiburg und Thun und kann auf eine treue Stammkundschaft zählen.
Suche nach einer Nachfolge
«Vor 2 Jahren wurde ich 64 Jahre alt», erzählt Aebischer. «Die Situation war schwierig, mit dem Preiszerfall, der Konkurrenz aus dem Internet und Bibliotheken, die mich nicht mehr unterstützten.» Nach 20 Jahren steter Präsenz im Geschäft war sie auch auf der Suche nach Freiraum für sich selber. Sie begann, die Fühler nach einer Nachfolge auszustrecken – ohne Erfolg. «Jemand wollte mir das ganze Haus abkaufen. Aber das stand ausser Frage, da ich meine Wohnung hätte verlassen müssen», sagt sie. Genau in dieser schwierigen Phase kam Alexandra Vonlanthen zu Besuch.
Die beiden Frauen kannten sich bereits seit ihrer Kindheit in Tafers, wenn auch nur vom Sehen. Beide verliebten sich früh in die Welt der Bücher, schlugen den beruflichen Weg als Buchändlerin ein und trafen sich später wieder, in der Kanisius-Buchhandlung in Freiburg.
Win-Win-Situation
Ein Wort ergab das nächste und vor einem Jahr begann Vonlanthen ein kleines Pensum als Aushilfe. Der Zeitpunkt war gut, denn sie hatte im vorangegangenen Sommer nach 45 Jahren ihre Arbeit in Freiburg niedergelegt und die Bücher begannen ihr zu fehlen. «Ein Leben ohne Buchstaben kann sich Alexandra nicht vorstellen», scherzt Aebischer und Vonlanthen retourniert lachend: «Dafür habe ich es nicht so mit den Zahlen.» Eines Nachts kam Aebischer die Idee, ihre Freundin für die Nachfolge anzufragen. «Das war zu Beginn eigentlich kein Thema», räumt Vonlanthen ein, «aber ich habe nicht lange überlegt und ‹ja› gesagt, denn für mich ist das ein tolles Altersprojekt.» Aebischer behält ihre Wohnung und wird in Zukunft für Vertretungen zur Verfügung stehen, kann aber endlich die Verantwortung abgeben. Eine klassische Win-Win-Situation.
Beratung im Fokus
«Ich bin sehr gut aufgenommen worden in Schwarzenburg», schwärmt Alexandra Vonlanthen. «Im Grossbuchhandel läuft es ganz anders. Man sitzt meist vor dem Computer und hat kaum Zeit, die Leute zu beraten.» Dabei macht für die Leser gerade die Beratung den Unterschied zu den Discountern im Internet. Einige ihrer alten Kunden seien mittlerweile auch nach Schwarzenburg gekommen. «Ich lese sehr viel und empfehle nur Bücher weiter, die ich gelesen habe», erzählt Vonlanthen. «Vor Weihnachten bekomme ich manchmal Listen von Personen, für die ich Bücher aussuchen soll.» Kompetente Beratung heisst aber nicht, dass das Geschäft in der Vergangenheit stehen geblieben ist: Über die Webseite kann man Bücher online bestellen und findet auch eine Plattform für den Download von E-Books.
Elisabeth Aebischer spürt eine Verbundenheit der Menschen mit den kleinen Läden: «Man fährt lieber zu uns als in die Stadt, schon wegen der Parkplätze. Ich höre oft: ‹Euer Dorf ist noch intakt.› Das bedingt aber, dass man die Geschäfte im Dorf berücksichtigt.» Eine Buchhandlung zu haben, scheint sogar ein Zuzugskriterium zu sein, ergänzt sie: «Ich kenne Paare, die von Bern weg sind und sich deshalb unser Dorf ausgesucht haben.» Umso besser, wenn das Geschäft weiterlebt.