Das «Swisscom»-Gebäude an der Wangenstrasse 152 steht auf Stadtberner Gemeindeboden. Benutzt wird es allerdings seit Jahren von der Jugendarbeit Köniz als Jugendtreff. Nun ist der Jugendtreff aber geschlossen. An der Eingangstüre klebt ein Zettel: «Liebe Kinder und Jugendliche, der Treff wird zur Zeit nur noch auf Anfrage geöffnet…»
Im Februar dieses Jahres informierte die Jugendarbeit Köniz über diese Änderung im Betriebskonzept des «Malibu»: «In den letzten Jahren waren die Besucherzahlen im Jugendtreff Malibu rückläufig», heisst es in dem Schreiben an die Netzwerkpartnerinnen und Unterstützende der Kinder- und Jugendarbeit Wangental. Dafür seien verschiedene Gründe ausschlaggebend: «Die Jugendlichen nehmen aktiv am Vereinsleben teil und gestalten ihre Freizeitprogramm anderweitig», ist einer davon. Die Nähe zur Stadt Bern und damit zu einem «attraktiveren Erfahrungsfeld» ein anderer. Zudem stelle der Weg zum Jugendtreff Malibu ein Risiko dar. «Die nicht vorhandene Beleuchtung und der abgelegene Standort vermitteln den Jugendlichen wenig Sicherheit auf dem Weg zum Jugendtreff.» Eltern hätten deshalb Bedenken, ihre Kinder abends den Jugendtreff besuchen zu lassen, schreiben die JUK-Verantwortlichen.
Aus diesem Grund beschlossen die Jugendarbeiter, bis auf weiteres keine fix betreuten Öffnungszeiten im Jugendtreff Malibu anzubieten. Die Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter seien aber telefonisch erreichbar. «Sie arbeiten entweder an einem Standort nahe von Niederwangen oder im Gebiet selber, jedoch ausserhalb des Treffs.» Bei Bedarf werde das «Malibu» aber geöffnet – allerdings erst ab 5 Besucherinnen und Besucher.
Da die Lage, die Infrastruktur wie auch die Grösse des «Malibu» ideal für grosse Events sei, werde man den Jugendtreff an Private vermieten. «Diese Anlässe werden nicht von der juk betreut», steht im Schreiben an die Netzwerkpartner und Unterstützenden der Jugendarbeit Köniz. Neu kann der Treffpunkt ebenfalls freitags bis 22 Uhr gemietet werden. «Die Events sind gefragt und haben teilweise regionale Ausstrahlung, was uns sehr freut», erklärt Andreas Wyss, Leiter der Fachstelle Prävention, Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde Köniz, auf Anfrage. «Aber», so Wyss weiter, «dürfen wir wegen der aktuellen Fluchtweg-Situation nur 100 Personen einlassen, obwohl im ‹Malibu› bis zu 300 Personen Platz hätten.» Er bedauert diesen Umstand, auch weil bei Anlässen beziehungsweise bei Konzerten manchmal die richtige Stimmung fast nicht aufzukommen mag. Aber eine Kapazitätserhöhung sei nur möglich, wenn die Fluchtwege verbreitert würden. Und dies wiederum sei mit einem für die juk zu grossen finanziellen Aufwand verbunden, erklärt der Fachstellenleiter die Sachlage.
Denn die Gemeinde muss bekanntlich sparen. Und diese Absicht gelte grundsätzlich in allen Sparten, vor allem auch bei den freiwilligen Leistungen, welche die Gemeinde erbringt. Und dazu gehöre nun mal die Jugendarbeit und auch der Betrieb der Jugendtreffs, verdeutlicht der verantwortliche Gemeinderat Hans-Peter Kohler. «Aber beim neuen Öffnungskonzept des Jugendtreffs Malibu handelt es sich nicht um eine konkrete Sparmassnahme im Zusammenhang mit der Aufgabenüberprüfung.» Vielmehr sei die Jugendarbeit wie jede andere Abteilung und Fachstelle angehalten, im Rahmen ihrer Arbeit den Einsatz der zur Verfügung stehenden Ressourcen zu prüfen. «Die Optimierung ist ein laufender Prozess bei uns. Dazu gehört, dass wir die Notwendigkeit von fixen Öffnungszeiten hinterfragen. Es macht wenig Sinn, dass die Jugendarbeiterin oder der Jugendarbeiter einen leeren Jugendtreff betreut, während die Jugendlichen beispielsweise auf dem Schulhausareal ihre Freizeit verbringen würden», sagt Andreas Wyss. Zudem entstehe im Ried ein neues Quartier. Mit Blick darauf gelte es für die juk gut abzuwägen, welche Strategie sie künftig verfolge und wie sie ihre Ressourcen einsetze.
Beide, der Fachstellenleiter wie der Gemeinderat, machen keinen Hehl daraus, dass die Tage des heutigen «Malibu» wohl bald gezählt sind. «Wir haben bereits mit dem Vermieter gesprochen und ihm angekündigt, dass wir uns überlegen, den laufenden Vertag auf Frühling 2021 zu kündigen.» Aber Andreas Wyss warnt vor falschen Schlüssen: «Das Angebot der juk im Wangental wird dadurch nicht reduziert. Wir werden einen anderen Standort für einen Jugendtreff prüfen», verspricht er. «Ich bin überzeugt, dass wir im Wangental ein bedürfnis- und bedarfsgerechtes Angebot bereitstellen werden.»