Keine Nachfolge für den «Hosechnopf»

Keine Nachfolge für den «Hosechnopf»

Ein halbes Jahr Aufschub hatte Vreni Racle der Schliessung ihres Geschäftes nochmals gegeben. Da sich in der Zwischenzeit noch immer keine Anschlusslösung ergeben hat, wird sie Ende September das letzte Mal den Schlüssel drehen und in den Ruhestand treten.

1984 hatten zwei Frauen in Schwarzenburg die Idee für eine Kinderkleiderbörse und eröffneten einen kleinen Laden gegenüber dem Schulhaus Schlossgasse. Zwei Jahre darauf stiess Vreni Racle zum Verkaufsteam. Die Adelbodnerin war 1975 nach Schwarzenburg gezogen, da ihr Mann in der Region eine Anstellung gefunden hatte. «Ich habe jung geheiratet und war danach Hausfrau. Und als die Kinder ein wenig grösser waren, habe ich wieder eine Herausforderung gesucht», erläutert sie ihr Engagement. 1989 zog das Geschäft um, in die heutige Lokalität unweit des Bahnhofs. Weitere zwei Jahre später übernahm sie das Geschäft als alleinige Inhaberin.

Seit mehr als 30 Jahren arbeitet Vreni Racle jetzt in dem Geschäft, drei Nachmittage pro Woche von 14 bis 17 Uhr und am Samstagvormittag. Eigentlich wollte sie sich bereits im April zurückziehen und die Pensionierung antreten. Ihr Herzenswunsch wäre jedoch eine Geschäftsübergabe gewesen, und da sie einige Interessentinnen gehabt hatte, hängte sie nochmals eine Saison an. Ende September ist jetzt aber wirklich Schluss mit dem «Hosechnopf». Eine konkrete Folgelösung habe sich trotz intensiven Gesprächen nicht ergeben. Meist sei es an den Finanzen gescheitert, erzählt sie: «Ich wollte das Geschäft nicht verschenken und auch nicht Bank spielen.»

Viel Arbeit und Idealismus
Der Aufwand für das Geschäft war gross. Etwa die Hälfte des Sortiments besteht aus gebrauchten Artikeln und wurde jeweils im März und im August ausgewechselt. Neben Kleidern und Schuhen gibt es auch Autositze, Spielzeug, Bücher und viele weitere Accessoires zu finden. Dabei ist Vreni Racle stets wählerisch geblieben und hat auch Verkaufsartikel abgelehnt: «Mir war immer wichtig, dass die Ware qualitativ in einwandfreiem Zustand und sauber ist», sagt sie. Jedes Kleidungsstück wurde vor dem Verkauf nochmals gebügelt, sauber etikettiert und nach Farbe ins Sortiment eingeordnet, der Eingang und der Verkauf sorgsam in ein Buch eingetragen. Den Verkaufspreis für die Artikel hatte sie jeweils selber festgelegt, die Hälfte der Einnahmen ging Ende der Saison an die Besitzer. Daneben sorgte sie dafür, dass die Inneneinrichtung immer einfach, aber sauber und zweckmässig blieb, mit selber gestalteten Regalen und Aufhängevorrichtungen. Oft hat sie für diese Arbeiten auch den Samstagnachmittag oder den Sonntag investiert.

Reich ist Vreni Racle trotz der vielen Arbeit nicht geworden, zumindestens in finanzieller Hinsicht: «Die Einnahmen der Börse mussten einfach immer die Kosten für die Miete und die Nebenkosten decken», sagt sie «aber davon leben könnte man nicht.» Genossen hat sie dafür die vielen Begegnungen mit den jungen Eltern. Für einige sei sie mit der Zeit sogar eine Vertrauensperson geworden, der man private Dinge anvertraut habe. «Es war auch schön zu sehen, dass Leute zu mir ins Geschäft gekommen sind, die erzählt haben, dass bereits ihre Eltern bei mir eingekauft haben», erzählt sie.
Mit viel Schwung in die Rente
Im September werden die Besitzer der verkauften Second-Hand-Artikel das letzte Mal ausbezahlt. Natürlich sind Kunden bis zur Geschäftsaufgabe weiterhin gerne gesehen und können von den Ausverkaufsrabatten profitieren. Was mit zurückgebliebenem und nicht verkauftem Material geschieht, weiss sie noch nicht. Vreni Racle hat keine Angst, dass ihr ab Oktober langweilig werden könnte. Sie ist ein Bewegungsmensch, oft und gerne mit dem Velo unterwegs, geht wandern oder Ski fahren, spielt in einer Volleyballgruppe und hat mit dem Ablesen von Stromzählern bereits eine neue Beschäftigung, welche sie auf Trab hält. Daneben klopft sie gerne einen Jass oder bewirtschaftet ihren Garten. Und auch ihre Enkel werden sich freuen, dass die Grossmutter in Zukunft mehr Zeit für sie hat.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Keine Nachfolge für den «Hosechnopf»»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2