Carla Lehmann, woher der Wunsch, Modedesignerin zu werden?
Kleider, Farben und Stoffe waren schon immer meine Leidenschaft. Ich habe das Handwerk an der Schweizer Textilfachschule in Zürich gelernt und mich dort auch zum Fashion Designer ausbilden lassen. Danach war ich zehn Jahre in der Textilbranche als Designerin und Produktmanagerin tätig und konnte viele Erfahrungen sammeln. Meinen Traum vom eigenen Label habe ich vor zehn Jahren umgesetzt und im Herbst 2019 meine erste eigene Kollektion unter dem Label SODE auf den Markt gebracht. Ich habe einen treuen Kundinnenstamm aufgebaut und nun Anfang März meinen zweiten Traum verwirklicht und den eigenen SODE-Laden an der Könizstrasse 13 in Bern eröffnet.
Weshalb der Name SODE? Und: Ihre Kollektion ist von Japan inspiriert, weshalb das?
SODE heisst auf japanisch Ärmel (lacht). Wie sich die Menschen in Japan kleiden, fasziniert mich. Die weiten, fliessenden Kleider und die minimalistische Designsprache strahlen für mich eine Ruhe und Selbstsicherheit aus. Genau diesen Ausdruck möchte ich auch mit meinen Entwürfen einfangen und so einen Hauch Japan einfliessen lassen.
Wie gehen Sie bei einer neuen Kreation vor? Anders gefragt: Was geht in Ihnen vor?
Das Wichtigste für mich ist, dass Stoff und Schnitt genau aufeinander abgestimmt sind und harmonieren. Darum ist die Stoffauswahl ein zentraler Punkt. Durch das Fühlen des Stoffes entspringt in meinem Kopf sehr schnell eine genaue Vorstellung von der Silhouette des Kleidungsstückes und wie es werden soll.
Wie muss man sich Ihr Vorgehen vorstellen, in Stichworten, beginnend bei der Bleistiftskizze bis zur Modeschau?
Genau, beginnen tue ich mit Bleistiftskizzen und mache dazu ein Farbkonzept. Anhand meiner Skizzen und den Farben gehe ich auf die Suche nach den geeigneten Stoffen. Da spielt für mich die Haptik und die Qualität eine zentrale Rolle. Oft habe ich Glück und finde genau das, was ich mir vorgestellt habe, manchmal kommen auch noch neue Ideen dazu, die mir erst mit dem Fühlen eines Stoffes in den Sinn kommen. Danach beginne ich mit dem Entwickeln neuer Schnitte und dem Nähen der Prototypen. In diesem Stadium wird auch viel verworfen und von Neuem begonnen, bis sich die Prototypen so anfühlen, wie ich es mir vorgestellt habe. Danach werden meine Schnitte bei der Schnitttechnikerin digitalisiert.
Wo produzieren Sie?
Produziert wird alles in der Schweiz. Die Stoffteile werden im Nähwerk IDM in Thun genäht sowie im Tessin bei der Firma Punto 301, die von drei jungen Frauen geführt wird. Die gestrickten Stücke werden in der Textil AG in Huttwil aus zertifizierten Garnen gestrickt. Ich schätze den nahen und persönlichen Austausch mit meinen Produzentinnen und Produzenten sehr.