Man hört im Zusammenhang mit Augenerkrankungen oft den Begriff der altersbedingten Makuladegeneration (AMD), was bedeutet dieser genau?
Mit der Netzhautmitte, der sogenannten Makula, betrachten wir die Dinge, die wir scharf sehen wollen: Gesichter, Farben oder Texte. Ein Ausfall der Makula, z.B. durch eine altersbedingte Makuladegeneration, führt zu einem Verlust der zentralen Sehschärfe und hat somit schwerwiegende Folgen für unsere Sehkraft.
Gibt es unterschiedliche Formen von altersbedingter Makuladegeneration?
Ja, man unterscheidet die sehr viel häufiger vorkommende trockene Form von der feuchten Form der AMD.
Rund 90% der Patienten mit AMD sind von der trockenen Form betroffen. Es kommt hierbei zu kleinen gelblichen Ablagerungen unter der Netzhaut, den sogenannten Drusen. Diese verursachen meist keine Symptome. Im Verlauf kann es zum Absterben der darüberliegenden Photorezeptoren kommen.
Bei der feuchten AMD hingegen wachsen krankhafte Blutgefässe unter die Netzhaut ein. Diese Blutgefässe bluten leicht und lassen Flüssigkeit unter und direkt in die Netzhaut austreten. Dadurch kommt es zu einem sogenannten Makulaödem mit Verdickung der Netzhaut.
Wird es schlimmer? Kann man daran erblinden?
Bei der trockenen AMD ist der Prozess der Sehverschlechterung meist schleichend und entwickelt sich glücklicherweise nur langsam. Von initialen Problemen wie verschwindenden Buchstaben beim Lesen kann es über Jahre zu einem dunklen Fleck in der Mitte des Gesichtsfeldes kommen.
Die feuchte AMD schreitet unbehandelt viel schneller voran als die trockene Form. Auch hier sind zu Beginn oft Leseprobleme im Vordergrund, dazu kann das Verzerrtsehen von geraden Linien auftreten. Im fortgeschrittenen Stadium entsteht eine Narbe in der Netzhautmitte, welche als dunkler Fleck wahrgenommen wird. Bei beiden Formen bleibt aber das periphere Sehen erhalten, so dass es nicht zu einer kompletten Erblindung kommt und man sich weiterhin räumlich orientieren kann.
Kann man etwas dagegen unternehmen?
Leider gibt es bisher keine wirksame Therapieform gegen die trockene AMD. Die Krankheit schreitet aber glücklicherweise nur langsam voran. Präventiv wirksam sind aber sicher eine gesunde Ernährung, Verzicht auf das Rauchen sowie UV-Schutz durch Tragen einer hochwertigen Sonnenbrille.
Bei der feuchten Makuladegeneration sind die frühe Erkennung und Behandlung mit Medikamenten sehr wichtig. So lässt sich der Krankheitsverlauf deutlich verlangsamen oder ganz unterbinden. Hierzu werden sogenannte VEGF-Hemmer mittels Injektion in das Augeninnere eingebracht. Die Behandlung ist sehr effektiv und dank betäubenden Augentropfen nahezu schmerzfrei. Sie muss allerdings in regelmässigen Abständen wiederholt werden.
Wie ist mein Risiko?
Das Risiko an einer AMD zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter, daher auch der Name «altersbedingte (oder auch altersabhängige) Makuladegeneration». Es gibt auch Hinweise auf eine genetische Veranlagung, sie kann also familiär gehäuft auftreten. Bekannt ist zudem der wesentliche negative Einfluss des Rauchens auf die Entwicklung einer AMD.
Ab wann und wie häufig sind Kontrollen sinnvoll?
Zur frühen Erkennung sind regelmässige Vorsorgeuntersuchungen sinnvoll. Insbesondere ab dem 60. Lebensjahr empfehlen wir auch ohne Beschwerden Kontrollen durchzuführen. Bei erhöhtem Risiko sollte dies jährlich erfolgen.
Was genau macht man bei der Kontrolle?
Die Kontrolle umfasst in der Regel einen Sehtest, um die bestmögliche Sehschärfe zu messen. Dann wird die Makula mit der Spaltlampe und Lupe mikroskopisch untersucht. Allenfalls wird dann auch noch eine OCT-Aufnahme gemacht. Dabei wird mittels optischer Kohärenztomographie (OCT) eine Schicht-Aufnahme der Makula gemacht, wobei selbst feinste Veränderungen festgestellt werden können.
Als Selbsttest wurde von einem Schweizer Augenarzt das Amsler-Gitter entwickelt. Es ersetzt zwar keine augenärztliche Beurteilung, aber kann Hinweise geben, ob eine beginnende AMD vorhanden ist. Hierzu deckt man ein Auge ab und betrachtet mit dem anderen mit allfälliger Korrektur in Lesedistanz den schwarzen Punkt in der Mitte des Gitters und beurteilt, ob die umgebenden Linien gerade oder verzerrt, durchgängig oder unterbrochen dargestellt werden. Sind diese nicht gerade und klar, sollte eine genaue Augenuntersuchung stattfinden. Aber auch wenn der Selbsttest nicht auffällig ist, ist regelmässige Vorsorge insbesondere ab dem 60. Lebensjahr zu empfehlen – dies übrigens auch zur Früherkennung anderer Augenerkrankungen wie zum Beispiel dem Grünen Star.