Nebelschwaden ziehen übers Mittelland, während sich im Dorfkern die Menschen ihren Weg bahnen. Es ist Donnerstagabend, 18 Uhr. Ein verregneter Tag klingt langsam aus, nicht so die Stimmung unter den Anwesenden. Begleitet von Speis, Trank und Musik wird erstmals auf das beinahe tausendjährige Bestehen angestossen.
Zweiter Festtag
Doch dabei sollte es nicht bleiben. Am frühen Freitagnachmittag sind die Temperaturen angenehm. Sonnenstrahlen fallen in die Gassen, und ein Lächeln spiegelt sich auf vielen Gesichtern. In Zusammenarbeit mit rund 30 Vereinen präsentiert Schwarzenburg an besagtem Wochenende ein buntes Programm. Wer am 22. August durch das Dorf schreitet, spürt: In der Luft liegt mehr als nur Wärme. Wird die erst kürzlich erschienene Chronik der Gemeinde schon bald um ein weiteres Kapitel ergänzt?
Offizielle Festeröffnung
Pünktlich um 16 Uhr beginnen die offiziellen Feierlichkeiten. Das Festzelt im Herzen Schwarzenburgs ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Ob Alt oder Jung, ob von nah oder fern, die Menschen kommen. Unter den Gästen sind ehemalige und amtierende Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, frühere Gemeindepräsidenten und der heutige Amtsinhaber Urs Rohrbach. Auch Politikerinnen und Politiker aus den Nachbargemeinden geben sich die Ehre. Alles, was Rang und Namen hat, versammelt sich, um den heimatlichen Klängen zum Festauftakt zu lauschen. «Potztuusig!» Das «Guggisberglied» erklingt. Noch bevor Rohrbach ans Mikrofon tritt, ist spürbar: Dieser Moment ist bedeutend. «Wir feiern lieber fünf Jahre zu früh als fünf Jahre zu spät», sagt er lächelnd zur Eröffnung.
Gemeinsam auf der grossen Bühne
Der Gemeindepräsident steht an diesem Nachmittag nicht als einziges politisches Schwergewicht auf der Bühne. Im geografischen Dreieck zwischen Freiburg, Bern und Thun stellt sich der eine oder andere prominente Name aus diesen Städten an seine Seite. Das Podium wird von zwei mit Hellebarden ausgerüsteten Leibgardisten bewacht, ein symbolischer Schutz, der eher zum Schmunzeln anregt. Glücklicherweise meinen es die beiden ehemaligen Zähringerstädte Bern und Freiburg heute besser mit dem Geburtstagskind als in vergangenen Jahrhunderten. Gemeinsam mit den geladenen Gästen blickt Rohrbach auf das, was war, was ist und was noch kommen mag. Die nächsten Feierlichkeiten werden es erneut offenbaren.
Eine lustige Anekdote am Rande
Was wäre ein Geburtstagsfest ohne Geschenke? Mal fliesst edler Wein, mal brennt ein klarer Tropfen. Und hin und wieder, wie im Fall des Thuner Stadtpräsidenten Raphael Lanz, ist es etwas ganz anderes: ein Schirm. Mit einem Augenzwinkern tritt er ans Mikrofon, hebt das Präsent in die Höhe und sagt: «Liebe Gemeinde Schwarzenburg, hier ein Schirm, der euch symbolisch vor Wind und Regen schützen soll.» Gemeindepräsident Rohrbach lässt sich nicht lange bitten und kontert schlagfertig: «Und an sonnigen Tagen wie heute wird er uns Schatten spenden.» Doch genau in dem Moment, als er den Schirm aufspannen will, geschieht das Unerwartete: nichts. Der Schirm klemmt. Keine Chance ihn zu öffnen. Ein kleines Missgeschick, das für umso grössere Heiterkeit sorgt. Klar ist: Für die Premiere des Theaterstücks «Dr Schirmflicker» dürfte für Lanz ein Ehrenplatz reserviert sein.
Dritter Festtag
Nach dem emotionsgeladenen Freitag erwacht Schwarzenburg am 23. August zu neuem Leben. Wer an diesem Samstag durch die Ortsmitte schlendert, sieht: Das Publikum hat sich verjüngt. Zwischen den 1000 Porträts entlang der Strassen zeigen sich immer mehr die Gesichter dahinter. Mit jeder Stunde wird der Dorfplatz belebter, die Stimmung ausgelassener. Es ist der bestbesuchte Festtag, der ganz im Zeichen von Livemusik steht. Die Sonne neigt sich langsam dem Horizont zu, die Abendstunden brechen herein. Auf der Bühne steht die Mundart-Popband «Rennfahrer». Sie bilden den Auftakt zu einer musikalischen Reise mit drei weiteren Auftritten. Was darf es sein? Rock, Blues, Country oder vielleicht ein Hauch Techno? Die Auswahl spiegelt die Vielseitigkeit des Dorfes wieder. «Wir sind dankbar für jede helfende Hand, die das möglich gemacht hat», sagt Janine Zahnd vom Organisationskomitee. Ein Abend, der zeigt: In Schwarzenburg ist Gemeinschaft mehr als nur ein Wort.
Vierter Festtag
Sonntag, der 24. August. Am Morgen liegt strahlend blauer Himmel über der Geburtstagsgemeinde. Nach einer langen Nacht kehrt zu früher Stunde für einen Moment Ruhe ein. Doch sie hält nicht lange. Die Menschen sind wieder unterwegs. Ein letztes Mal ziehen sie an den Seifenblasen vor der Apotheke vorbei.
Der vierte Festtag ist der Kultur und Kunst gewidmet. Sei es bei einem Abstecher ins Regionalmuseum oder im sagenumwobenen Pumpenhaus. Schwarzenburg zeigt sich von seiner kreativen Seite. Mit jeder Silbe haucht Andreas Sommer den alten Sagen Leben ein. In der Kunstausstellung wird das Gantrischgebiet wortwörtlich als Landkarte auf die Leinwand gebracht. Das Pumpenhaus: ein Haus der sagenhaften Künste.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Doch was wäre diese Gemeinde ohne die Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Bernaville? Farbloser. Mit Kittel, Pinsel und bunten Farben haben sie im Projekt «Kunst zum Mitmachen» gemeinsam mit der Dorfgemeinschaft ihr Innerstes nach aussen getragen. Dabei sind über 120 Gemälde entstanden, die mehr ausdrücken als Worte. Die letzten Zeilen gehören Isabel Kunz. Sie hat das künstlerische Wirken auf dem Schlossareal begleitet und sagt: «In diesen Bildern wird sichtbar, was Gemeinschaft bedeutet. Ein Miteinander, das Unterschiede nicht betont, sondern verbindet.»