Als junges Büsi ist sie einem Auto in die Quere gekommen. Darauf musste ihr der Schwanz amputiert werden. Auch sonst war ihr Gesundheitszustand desolat, bevor sie auf dem Schlosshof Unterschlupf fand und aufgepäppelt wurde. Immer wieder fanden sich Menschen, denen das Wohlergehen des kleinen Geschöpfs besonders am Herzen lag. Mit der Zeit verlagerte sie ihr Revier vom Schlossareal auf den benachbarten Friedhof, wo man sie bald zu den Bestattungen erwartete. Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, beiden Trauerzügen das Schlusslicht zu sein. Danach war sie präsent, bis die Trauergemeinschaft sich auflöste.
Viele der regelmässigen Besucher des Friedhofs freuten sich auf eine Begegnung mit Miggeli und brachten nichtselten Leckerbissen mit.
Herr Wäfler und sein Team von Gärtnerinnen und Gärtnern sorgten konstant dafür, dass sie nicht hungern oder frieren musste. Auch mit Streicheleinheiten wurde sie grosszügig eingedeckt, ab und zu quittierte sie diese mit aufgebrachten Pfotenhieben. Sie war eine eigenständige und eigenwillige Katzenpersönlichkeit,
jedoch körperlich vielen ihrer Artgenossen unterlegen. Als diese begannen, ihr das Revier streitig zu machen, unternahm Miggeli erneut Erkundungsstreifzüge.
Diese führten sie Richtung Stapfenstrasse. Anwohner stellten ihr auch hier Häppchen vor die Türe. Bei Nässe und Kälte zog sie es vor, die Happen drinnen zu verspeisen. Nach und nach kam sie immer öfter ins Haus – sass nach einer draussen verbrachten Nacht am Morgen erwartungsvoll vor unserer Haustüre.
Einige Jahre war sie bei uns vor allem im Winter zu Gast, im Sommer liess sie sich dann oft kaum mehr blicken. Mit der Zeit jedoch wurden ihre Besuche häufiger. Sie blieb auch in der warmen Jahreszeit präsentund wir fingen an, vor unseren Ferien nach Betreuungslösungen zu suchen. Das Friedhofsbüsi wurde Quartierstammgast und eroberte auch diesseits der Stapfenstrasse die Herzen von Jung und Alt. Für unsere Familie war das der Moment, sie gedanklich als «unser Büsi» zu bezeichnen. Ihre Widerborstigkeit nahm mit zunehmendem Alter ab und sie verdankte unsere Zuneigung mit Vertrauensbekundungen und berührender Anhänglichkeit. Irgendwann begannen ihre anfangs so wachen Sinne abzunehmen und das Überqueren der Strasse wurde zunehmend zum Risiko.
Nach diversen Beinaheunfällen liessen wir Miggeli nur noch unter Beobachtung vors Haus. Das machte ihr nicht viel aus – einen Grossteil ihrer Zeit verbrachte
sie schlafend auf einem ihrer Lieblingsplätzchen. Friedhofsbesucher und das ganze Quartier sorgten sich um ihr Wohlergehen und fragten regelmässig nach ihrem
Befinden. Nun hat sich in diesem Herbst ihr hohes Alter (deutlich über 20 Jahre alt ist sie geworden) bemerkbar gemacht. Augen und Ohren versagten ihren Dienst
ganz. Als auch die Nieren nicht mehr zuverlässig arbeiteten entschlossen wir uns schwersten Herzens, Miggeli ziehen zu lassen.
Auf dem Friedhof, wo das treue Büsi jahrelang für Trost und Aufmunterung sorgte, wird eine Tafel mit ihrem Namen am Gemeinschaftsgrab an ihr aussergewöhnliches Leben und Wirken erinnern.
Wie Generationenwohnen gelingen kann
Er gehört zu den Urgesteinen der Könizer Politik. Der ehemalige Parlamentarier Christian Roth hat sich…