Hubert Waeber hat selbst nie Eishockey gespielt, war aber schon als Kind Fan des «HC Fribourg Gottéron»: «Ich erinnere mich gerne an die Zeit. Ich wuchs in Tafers auf und mit 13/14 Jahren liefen wir oft durchs Vallé de Gottéron in die Altstadt, um Spiele zu sehen.» Tickets hätten sie meistens keine gehabt, aber damals konnte man unter dem Gerüst durchgehen und dann die Matches verfolgen. «Manchmal haben wir Fondue gemacht», schwelgt Waeber in Erinnerungen. Damals seien die Spieler noch «zum Anfassen» gewesen: «Man konnte mit ihnen ins Restaurant Zum Engel gehen.»
Erste Schritte
Den Aufstieg vor 40 Jahren empfand der heutige Präsident als sehr emotional, aber mit dem Umzug in die Eishalle wurden seine Matchbesuche sporadischer: «Ich war in vielen Vereinen tätig zu der Zeit und hatte nicht mehr so viel Zeit.» Aber die Begeisterung wuchs auch wieder und er verfolgte die Spiele von «Gottéron» im Fernsehen. 2009 kam der Kontakt zum Freiburger Eishockeyclub durch Sponsoring zustande. «Durch Opel und meine Firmengruppe sind wir uns nähergekommen», erklärt Hubert Waeber. Sein Bruder Daniel war beim damaligen Club «ENB SenSee» engagiert bevor er von «Fribourg Gottéron» angefragt wurde, ob er dem Verwaltungsrat (VR) beitreten wolle, um die Strukturen in der Juniorenabteilung neu zu gestalten. Nachdem dies erfolgt war, wurde die Planung des heutigen Eisstadions konkreter. Sein Bruder Daniel wollte für ein neues Verwaltungsratsmitglied Platz machen, das sich den Strukturen des Clubs annimmt. Der «HC Fribourg Gottéron» wollte Hubert Waeber für dieses Amt gewinnen: «Ich habe es verneint, weil ich dachte, es sei nicht gut, wenn ein Bruder in den Verwaltungsrat nachrückt. Aber ich fragte trotzdem nach, was denn meine Aufgabe sei.» Die Antwort lautete, dass er Verbindungen zu deutschsprachigen Sponsoren herstellen solle. Bis dahin gab es jeweils nur ein Mitglied im VR, das nicht Französisch als Erstsprache hatte. «Ich wollte wissen, wie man das messen wolle, und wies auf die zum Teil fehlenden Strukturen im Verein hin», erläutert der 58-Jährige. Damals wurde das gesamte Budget in die erste Mannschaft investiert. Die Strukturen im Club litten, da zu wenig Geld für den Rest überblieb: «Alles lief auf Sparflamme, es gab keinen Ausbildungschef und nur wenige Angestellte in der Administration.»
Wahl zum Präsidenten
So sagte er im Mai an der GV ab, aber schon im September kam man wieder auf ihn zu. Waeber liess sich schlussendlich doch überzeugen. Er führte Pflichtenhefte ein, baute Strukturen auf. «Die Fans wollten es nicht hören, aber wir kürzten das Budget der ersten Mannschaft zugunsten des Strukturaufbaus und um die neue Halle zu realisieren. Denn mit dieser haben wir grösseres Potenzial durch mehr Zuschauer», erläutert der Unternehmer. Der Verein reorganisierte sich und wollte mit dem Umzug in die neue Halle einen Schritt nach vorne machen. Hohe Schulden wurden keine gemacht: «Wir müssen mit dem arbeiten, was wir haben. Es gibt keinen Mäzen, der Löcher stopft.» In dieser Zeit waren sich Waebers Vorgänger und die Hauptaktionäre in verschiedenen Punkten uneinig und er gab seinen ordentlichen Rücktritt. So kam es zu dem Vorschlag der Taferser solle doch für das Amt kandidieren. «Meine erste Reaktion war: undenkbar! Ich bin Besitzer von 11 Betrieben und 13 Firmen. Die früheren Präsidenten hatten ein 60 bis 70%-Pensum», erklärt Hubert Waeber seine damaligen Gedankengänge und ergänzt: «Ich fand das eigentlich falsch, dass der Präsident so viel im operativen Teil mitmischt. Der Verwaltungsrat sollte mehr strategisch arbeiten.» Keiner seiner VR-Kollegen wollte es machen, aber ein Aussenstehender, der die Strukturen nicht kennt, sollte es dann auch nicht sein. «Ich sagte dann, ich mache es, wenn jeder mehr Verantwortung übernimmt. Ein 20%-Pensum ist ok, mehr geht nicht», berichtet Hubert Waeber. Es zeigte sich, dass die anderen VR-Mitglieder, der Generaldirektor und die Leute in der Administration froh waren, als sie mehr Verantwortung und Kompetenzen bekamen. «Ich führe als Präsident, wie als Chef eines grösseren KMU, aber Sport bleibt zum Glück emotional. Ich kann nicht gleich handeln, wie in der Privatwirtschaft, aber die Struktur ist so geführt, wie in meiner Firma.»
Ambitionen haben
Er ist der erste deutschsprachige Präsident von «Fribourg Gottéron» seit Richard Waeber (eine Verwandtschaft besteht nicht) vor 26 Jahren: «Die Deutschfreiburger machten Witze und sagten: endlich Einer von uns, die Welschen konnten den Titel nie holen.» Der Club habe immer zu tiefgestapelt, etwas, das Hubert Waeber änderte: «Ich bin es gewohnt, hohe Ziele zu stecken, selbst wenn ich diese nicht erreiche, so komme ich wenigstens in die Nähe davon. Das habe ich dem Staff beigebracht.» Wichtig sei ihm auch gewesen, dass man wieder zur «Freiburger DNA» zurückfindet: kämpfen bis zum Umfallen, mit Emotionen spielen, eine verschworene Truppe sein, wo jeder für jeden da ist, ambitiöse Ziele haben und eine Familie sein. Das zahle sich nun aus: «Wir können Spieler zu uns holen, für die das Umfeld viel mehr Wert hat, als ein hoher Lohn. Es heisst wieder Gottéron hat Ambitionen, da will ich spielen und so ist es uns gelungen, gute Schweizer Spieler zu verpflichten.»
Harter Arbeiter
Hubert Waeber hatte eben im Berufsleben auch immer hohe Ziele. Er begann als Automechaniker, 1998 beteiligte er sich an einer Opel-Garage in Tafers und übernahm sukzessiv andere Garagen. «Ich habe damals gesagt, dass wir der Opelhändler mit dem grössten Verkaufsvolumen in der Schweiz werden wollen», erläutert er seine damaligen Ziele. Viele hätten darüber geschmunzelt, schliesslich war man national die Nummer 50. Aber zehn Jahre später war es soweit, man war die Nummer eins. «Man muss Möglichkeiten sehen und diese packen, die Augen offenhalten. Doch es geht nur im Team. Wenn man Leute begeistern kann und mit ihnen zusammenarbeitet, dann erreicht man viel. Manchmal braucht es auch ein wenig Glück», fasst Waeber zusammen, wie man mit Ambitionen viel erreichen kann und bekräftigt: «Ich habe mit null Franken angefangen, nichts geerbt.» Umso beeindruckender ist es, dass er heute Herr über 11 Garagen und 13 Firmen ist.
Private Seite
Seit 36 Jahren ist der Sensler verheiratet. Seine Frau musste viel Verständnis aufbringen, denn er war schon immer sehr engagiert. Sei es im GM-Händlerverband, im Europäischen Verband, in der Markenkommission usw. «Ich habe ein intensives Leben. Früher war ich nicht viel daheim und mit vier Kindern, eins davon schwerstbehindert, hatte meine Frau es nicht immer leicht», gibt Hubert Waeber zu. Er war dazumal auch Präsident eines Vereins für Cerebral Gelähmte. Sein Sohn ist inzwischen verstorben. Sein Leben sei intensiv und so zeigt er sich selbstkritisch: «Im Nachhinein gesehen, habe ich zu wenig Zeit für die Kinder gehabt, aber wenn ich da war, dann war ich wirklich für sie da.» Heute ist der Musikliebhaber mehr zu Hause, denn wenn ein Betrieb wächst, dann baue man auch mehr Strukturen auf: «Ich delegiere mehr, gebe Verantwortung ab. Ich sage immer, allein erreicht man nichts, sondern nur im Team. Das gilt überall.» Man glaubt ihm, wenn er betont, dass hinter dem Erfolg Teamarbeit steckt, wenn er erklärt, dass es nur klappt, wenn man andere begeistert und dass die Bereitschaft dazu gehört, sowohl Siege als auch Niederlagen zu teilen. So hält er es auch bei «Fribourg Gottéron»: «Gemeinsam sind Misserfolge weniger schwer. Ich stehe als Präsident nicht im Vordergrund, sondern diejenigen, die an der Front sind. Aber ich will nicht unsichtbar sein für die Fans.» Wichtig sei ihm, zu wissen, was im Verein vor sich geht, wie es den Spielern und dem Staff geht. Das gehöre auch zur «Freiburg-DNA»: «Das macht sich bemerkbar. Einige Spieler, die bei uns unterschrieben haben, machen dies, weil sie spüren, dass sie bei uns nicht nur eine Nummer sind.»
Transparenz
Beim Zuschauen muss er sich als leidenschaftlicher Anhänger nun etwas zurücknehmen. «Ich lebe das Spiel, aber in meiner jetzigen Funktion ist mir bewusst, dass ich in der Wortwahl vorsichtiger sein muss und keine Spieler persönlich kritisieren darf», erzählt der begeisterte Skifahrer. Der Unterschied zu seiner Frau sei, dass diese sich zu Hause noch immer über Spiele aufregen kann, während «ich im Moment fuchsteufelswild bin, dann ist es aber auch wieder gut». Momentan schaut sich Hubert Waeber die Spiele gemeinsam mit den anderen VR-Mitgliedern an, aber er freut sich darauf, wenn endlich wieder Zuschauer zu den Spielen dürfen. Das sei nicht nur wichtig für die Stimmung, sondern auch für die Finanzen. Den Fans gegenüber müsse man authentisch und ehrlich sein: «Wir sagen, was möglich ist oder nicht. Sprechen über unsere Ambitionen, sind aber auch transparent, was die finanzielle Lage angeht.» Es sei wie im Geschäft, man muss offen sein und keine Ausreden suchen.
Während im letzten Jahr einige in der Autobranche «abgehängt» haben, in ein Loch fielen, arbeitet Hubert Waeber mehr als zuvor: «Man braucht einen Captain, der vorausgeht, Motivator und Vorbild ist, damit die anderen mitmachen. Meiner Meinung nach sollte man nicht sagen: ok, es läuft nichts, dann fahr ich in die Ferien. Im Gegenteil. Jetzt muss man als Chef vorangehen. Wenn es wieder rundläuft, dann werde ich verreisen.» Bei so viel Leidenschaft und Überzeugung möchte man selbst auch gleich loslegen, sei es im Beruf oder im Sport.
Kirstin Burr