Pfeil und Bogen – so heisst auch das Geschäft, das Zimmermann am 1. April von Daniel Gygax übernommen hat. Was hat ihn zu diesem Schritt bewegt? «Das Bogenschiessen ist mein Ein und Alles. Der Hauptgrund war und ist, dass ich den Menschen meine Passion näherbringen möchte», erzählt er mit leuchtenden Augen. Zimmermann strahlt während des gesamten Gesprächs eine besondere Ruhe aus. Er ist einer dieser Menschen, in deren Nähe man sich einfach wohlfühlt. Geboren im Jahr 1974, aufgewachsen und wohnhaft in der Region Thun, ist er seit 2010 selbst begeisterter Bogenschütze. Seine Liebe zu dieser alten Kunst lebt er mit viel Herzblut in zahlreichen Vereinen aus, sei es als Gründungsvater oder als Mitglied.
Mit klarem Ziel vor Augen
Wie beim Bogenschiessen ist es auch im Geschäftsleben wichtig, sich immer wieder zu fragen: Wer bin ich? Wo stehe ich? Wohin will ich? So kristallisiert sich idealerweise ein klares Ziel vor dem geistigen Auge heraus. Zimmermann pendelt rund fünfzig Kilometer von seinem Zuhause nach Laupen und zurück. Siebzig Prozent seiner Zeit arbeitet er als Elektromechaniker, den Rest investiert er in den Ausbau seines Unternehmens. Dazu gehören eine Bogenhalle und eine Werkstatt, in der handgefertigte Holzpfeile entstehen, kleine Präzisionsstücke. Beim Bogenschiessen, so betont Zimmermann, macht der Bogen etwa dreissig bis vierzig Prozent aus, während der Pfeil mit sechzig bis siebzig Prozent die entscheidendere Rolle spielt. Entsprechend legt er bei der Herstellung gros-sen Wert auf Gewicht, Geradheit und den Spine-Wert, also die Biegefestigkeit der Pfeile. Ergänzt wird das Angebot durch ein sorgfältig ausgewähltes Sortiment im Bogenshop, das sowohl Anfänger als auch Profis anspricht. Welche Ziele der treffsichere Unternehmer als nächstes anvisiert? Pläne hat Zimmermann jedenfalls genug. «Ich möchte mehr Menschen fürs Bogenschiessen begeistern», sagt er. Gemeinsam mit Fachpersonen aus verschiedenen Bereichen möchte er ein vielseitiges Angebot aus Kursen und Vorträgen auf die Beine stellen. Seine Vision ist ein Kompetenzzentrum für Menschen im Bogensport – ein Ort, an dem nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Gemeinschaft gelebt wird.
Dank Instinkt voll ins Schwarze getroffen?
Immer noch Samstagmorgen, mittlerweile 9.30 Uhr. Die Sonne bahnt sich weiter ihren Weg durch das Himmelszelt. Die Kaffeetasse ist fast leer. Ein letzter Schluck bleibt. Es wird Zeit, die Theorie gegen die Praxis zu tauschen. Nun stehen wir gemeinsam im Zentrum seines Geschäfts, in der Bogenhalle. Vor uns vier Zielscheiben und detailgetreue 3D-Tiermodelle. Ob Spannung in der Luft liegt? Wenn überhaupt, dann nur auf dem Bogen. Ganz gelassen und erfahren gibt Zimmermann Anweisungen und erklärt, worauf es ankommt. «Der sichere Stand ist das A und O», sagt er. «Die Füsse stehen schulterbreit, das Gewicht ist gleichmässig verteilt. Der Rücken bleibt gerade, der Blick klar aufs Ziel gerichtet.» Fast schon andächtig demonstriert Zimmermann, wie der Holzpfeil auf die Pfeilauflage am Bogen gelegt wird. «Jetzt die Sehne mit der Zughand greifen, am besten mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger, und langsam kontrolliert nach hinten ziehen, bis deine Hand den sogenannten Ankerpunkt erreicht», erläutert er. «Das ist der feste Orientierungspunkt, etwa an der Kante des Mundes oder am Kinn.» «Lass die Spannung nicht einfach fallen, sondern gib dem Pfeil den Weg frei. Verlasse dich auf deinen Instinkt», sagt Zimmermann ruhig. Ich lasse los. Der Pfeil schiesst empor und bahnt sich seinen Weg durch die Luft. Ob er voll ins Schwarze getroffen hat, bleibt an dieser Stelle ein ungelüftetes Geheimnis, das in der Bogenhalle weiterlebt.
Beruf wird Berufung
Was kein Geheimnis, sondern eine Offenbarung ist: Zimmermanns Herzblut für den Bogensport. Nur selten trifft man Menschen, die mit solcher Leidenschaft bei der Sache sind. Mit der Übernahme von Pfeil und Bogen hat er zweifellos ins Schwarze getroffen. Für ihn ist das mehr als ein Beruf, es ist eine Berufung. Wie viele Menschen er mit seiner Begeisterung erreichen kann, bleibt abzuwarten. Die Zeit wird es zeigen.