Muschernschlund – ein Paradies bewahren

Muschernschlund – ein Paradies bewahren

Auf dem Gemeindegebiet von Plaffeien befindet sich ein neues Waldreservat. Es umfasst 115 Hektaren und befindet sich im Spittel- und Chänel-Gantrisch. In diesem Gebiet wird es während 50 Jahren keine waldbaulichen Eingriffe mehr geben, damit sich der Wald wieder natürlich entwickeln kann. Die Reservate schützen den Wald zudem als natürliches Ökosystem und dienen der Erhaltung der Biodiversität.

Im 2001 hat der Kanton Freiburg das Konzept der Waldreservate verabschiedet. Ziel ist es, 10 % der Waldfläche für Reservate zu reservieren. Dieses Vorhaben soll bis 2030 realisiert werden. Der Kanton ist seinem Ziel nun etwas nähergekommen, da rückwirkend auf den 1. Mai 2023 eine Verordnung in Kraft getreten ist. Sie besagt, dass im Spittel- und Chänel-Gantrisch in Richtung Muscherenschlund ein neues Waldreservat entstanden ist. Auf die Frage, wieso man sich ausgerechnet für dieses Gebiet entschieden hat, antwortet Christian Aeschlimann, Leiter des 2. Forstkreises, folgendermassen: «Die Waldgebiete eignen sich als Waldreservat, weil sie natürlich gewachsen, schwer zugänglich und abgelegen sind.» Ein weiterer Pluspunkt für das genannte Reservat ist, dass keine Sicherheitsmassnahmen für allfällige Infrastruktur nötig sind. Von den besagten 115 Hektaren befinden sich 75 Hektaren in öffentlicher Hand und 40 Hektaren in Privatbesitz.

Waldreservat als Ökosystem: wie die verschiedenen Lebensräume geschützt werden

Es gibt drei Arten von Waldreservaten: Von einem Naturwald- oder Totalreservat spricht man, wenn ganz auf forstliche Eingriffe verzichtet wird. In Sonderwaldreservaten wird hingegen gezielt eingegriffen, um bedrohte Arten zu fördern. Dazu zählen vor allem Arten, die viel Licht und Wärme benötigen. Wenn beide Reservatstypen miteinander kombiniert werden, spricht man von Komplexreservaten. Im Waldreservat Spittel- und Chänel-Gantrisch wird bis zum 1. Mai 2073 auf waldbauliche Eingriffe verzichtet. Schon Cicero sprach davon, «dass Ausnahmen die Regeln bestätigen». Erlaubt sind weiterhin das Pilzsammeln, das Wandern und die Jagd. Ausserdem dürfen die Bäume und Äste entlang des Wanderwegs und der Skiroute gefällt werden. Eine weitere Ausnahme wäre zudem ein übermässiger Borkenkäfer-Befall. Der Kanton Freiburg will somit verhindern, dass der Borkenkäfer die benachbarten Wälder befallen könnte.

Naturschutz im Fokus

Was zeichnet das Waldreservat Spittel- und Chänel-Gantrisch aus? Dieses Gebiet verfügt laut Aeschlimann über eine hohe Biodiversität. Das Waldreservat beheimatet diverse Eulenarten und sechs unter besonderem Schutzstatus stehende Vogelarten. Ausserdem ist das Gebiet das Zuhause von vier Reptilienarten und einer imposanten Population von Alpensalamandern und Grasfröschen. Überspitzt formuliert, könnte man sagen: Das Waldreservat ist ein Ort, wo sich Reh und Hase noch gute Nacht sagen. Unter einem Waldstandorttyp versteht man ein Ökosystem mit einer speziellen Zusammensetzung von Pflanzenarten. Zu dem «besonders beachtenswerten Typ», gehört beispielsweise ein Torfmoor-Fichtenwald. Bereichert wird das Waldreservat Spittel- und Chänel-Gantrisch ausserdem von den «beachtenswerten» Zwergbuchs-Fichtenwäldern.

Innovation im Grünen: die Vision für Waldreservate von Pro Natura

Eine zentrale Forderung der ältesten Naturschutzorganisation der Schweiz ist: «Mehr Gebiete in Waldreservate umzuwandeln. In diesem Rahmen kann die enorme Artenvielfallt, die mit Wäldern verbunden ist, gefördert werden.» Laut Pro Natura ist das Schutzziel langfristig: «Die meisten Privateigentümer haben heute wenig Interesse daran, ihre Wälder zu bewirtschaften. Doch wie würde es aussehen, wenn sich der Holzpreis verdreifachen sollte? Wahrscheinlich würden viele von diesen geschonten Parzellen wieder genutzt werden, was für die Biodiversität zum Teil schädlich wäre. Gemäss Léo Constantin, Projektleiter Biodiversität im Wald, reicht das politisch definierte Ziel der Kantone nicht aus, um die Artenvielfalt zu erhalten. «Aber aus wissenschaftlicher Sicht ist es schwer zu definieren, welcher Prozentsatz ausreichen würde», räumt der Projektleiter ein. «Wir können uns jedoch ein Beispiel an den Kantonen Basel-Stadt und -Land nehmen, dort werden 17 % der Waldflächen für Reservate zur Verfügung gestellt.» Schon Jean-Jacques Rousseau soll gesagt haben: «Die Bäume, die Sträucher, die Pflanzen sind der Schmuck und das Gewand der Erde.»

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