«Der grosse Vorteil einer solche Metro liegt darin, dass das Spitalzentrum Insel endlich den Verkehrsanschluss erhält, den es verdient», meint er. Nicht unbedingt eine teure Lösung, denn mit dem Ausbau des neuen unterirdischen RBS-Bahnhofs zu einem Durchgangsbahnhof besteht eine Chance, ein kurzes Stück Metro zu bauen. Geht es dabei also nur um die bessere Anbindung an das Inselspital?
Köniz fraglich
«Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich eine unterirdische Linienführung bis Liebefeld und Köniz rechnet. Darüber muss aber eine Zweckmässigkeitsbeurteilung (ZMB) durchgeführt werden», verweist von Graffenried an die Kosten-Nutzen-Rechnung. Eine Metro vom RBS Bahnhof via Inselspital bis Köniz bezeichnet die FDP Köniz hingegen als «Leuchturmprojekt». Die Liberalen sehen darin den Königsweg für zukünftige Generationen. Ganz so euphorisch ist der Stadtpräsident nicht: «In der Region Bern besteht ein Bedarf für eine Metro nur im sehr dicht genutzten Umfeld des Hauptbahnhofs.»
Hauptsache S-Bahn
In Köniz müssen die Verkehrsverbindungen ausgebaut werden. Die Tramlösung wie in Wabern kam aber in Köniz nicht zu Stande. Deshalb setzt die Gemeinde vorerst auf Doppelgelenk-Trolleybusse bis Schliern. «Mittelfristig macht ein Ausbau der S-Bahn viel mehr Sinn», sagt Berns Präsident. Aus seiner Sicht jedoch nicht unter Tage. «Wenn die RBS-Linien bis Köniz und einzelne Kurse bis Schwarzenburg geführt werden, ist das eine Verbesserung der ÖV-Erschliessung. Diese kann weitgehend auf den vorhandenen Gleisfeldern geschehen», begründet er. Köniz würde damit nicht nur an das Stadtzentrum angebunden, sondern darüber hinaus ergeben sich Verbindungen Richtung Bern Nord nach Worblaufen oder Ittigen.
Geniale Idee
Eine Metro könnte die laufenden Ausbauten ergänzen. «Ich gehe davon aus, dass sich eine unterirdische Führung nur via Inselspital bis Ausserholligen rechnet. Ab dort müsste die Linie vermutlich, wie heute, oberirdisch verlaufen. Die Metrolösung ist aber nicht so abenteuerlich, wie sie vorerst klingen mag. Mit dem RBS für Köniz, erachte ich sie für ziemlich genial», meint der Stadtpräsident. Die FDP glaubt wie das Komitee aber weiterhin an eine längere Linie bis Köniz und schreibt in einem Mediencommuniqué: «Nun liegt eine nachhaltige Pionieridee auf dem Tisch.»
Zusammenarbeit entscheidet
Köniz hat sich unlängst gegen die «Kooperation Bern» ausgesprochen und damit gegen eine Fusion mit der Landeshauptstadt. Stellt sich die Frage, ob das Konsequenzen für die Verkehrspolitik hat? Denn die Lösungen bedingen eine überkommunale, mitunter regionale Zusammenarbeit. «Das Nein von der Gemeinde hat keine Konsequenzen. Die Pflicht zur Zusammenarbeit bestand schon vorher», antwortet von Graffenried. Dennoch sieht er das Resultat eher als Momentaufnahme und ergänzt: «Früher oder später werden die Gemeinden fusionieren oder sonst wie enger zusammenarbeiten müssen. Bern und Köniz sind keine Schrebergärten, sondern ein gemeinsamer und dynamischer Wirtschafts- und Sozialraum. Das heutige Gärtli-Denken hat ausgedient.» Klare Worte an eine Gemeinde, die ebenso klar eine Fusion ausschliesst. Die Zusammenarbeit ist entscheidend, sollen die zukünftigen Projekte gelingen. Köniz wird aber eher gut schweizerisch auf bilaterale Verhandlungen setzen, statt Beitritt.
Ob bilateral oder nicht: Die Verkehrspolitik im Grossraum Bern eröffnet die Möglichkeit einer Metro. Wie weit diese geht und wieviel ÖV unter Tage rollt, darüber wird in den kommenden Monaten beraten. So gross wie in Paris oder Moskau wird sie sicherlich nicht werden. Im gleichen Atemzug wie die beiden Landeshauptstädte, kann Köniz deshalb auch nicht genannt werden. Bern hingegen schon eher.
Sacha Jacqueroud