«Köniz ist eine der ersten Gemeinden im Kanton Bern mit einer Ganztagesschule, darauf können wir stolz sein», fasst Tanja Bauer (SP) zusammen. 64 Kinder nutzen das Angebot in Wabern, «man musste sogar einige Anfragen ablehnen», unterstreicht die Mitinitiantin die Nachfrage. Für sie Grund genug, Ganztagesschulen in der Gemeinde auszudehnen. «So können Könizer Familien in unterschiedlichen Ortsteilen davon profitieren», wünscht sie sich.
Die Kostenfrage
Der Pilotversuch sei eine Erfolgsgeschichte, gerade mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besagt der Evaluationsbericht, der dem Parlament vorgelegt wurde. Die Ganztagesschule bietet im Gegensatz zur Tagesschule sanfte Übergänge zwischen Lern-, Lehr- und Lebensraum bei gleichbleibenden Ansprechpersonen. Soweit attestiert die Geschäftsprüfungskommission sowie die Schulkommission dem Pilotprojekt gute Noten. Roland Akeret (GLP) wünscht sich jedoch mehr Fakten. «Die Kostenneutralität ist ohne Zahlen ausgelegt und es fehlen Aussagen zum Raumprogramm», gibt er zu bedenken. Gemeinderat Thomas Brönnimann (GLP) ordnete die Kostenfrage schon einmal ein: «Die Klassen sind voll, damit stimmen auch die Kosten. Die Beiträge sind entsprechend der Einkommen der Eltern hoch, Fazit: In Wabern funktioniert es.» Die Betonung liegt auf Wabern, denn nicht jede kleine Schule hat das Potenzial für hohe Nachfragen oder Raumkapazitäten.
Die Einschätzung
Kritisch beleuchtet Adrian Burren (SVP) die Finanzfragen: «Wir befürchten, dass bei den freiwilligen Stunden die Gemeinde nur einen Teil der Einnahmen erhält, aber die vollen Infrastrukturkosten trägt. Es ist demnach eine erweiterte Tagesschule mit etwas mehr Wohlfühlprogramm. Die Kosten sind vermutlich viel höher als in der Regelschule.» Er verlangt entsprechend klar ausgewiesene Finanzen und glaubt: «Hier lauert ein riesiger Kostenträger.» Seine Partei war die einzige, die das Evaluationspapier ablehnend zur Kenntnis nahm. Die andere bürgerliche Partei, die FDP, kritisierte zwar auch die Kostenintransparenz, äusserte sich aber bezüglich des Angebots positiv. «Für uns Liberale sind Bildung sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtige Themen», begründet Selin Lopez die zustimmende Haltung.
Der richtige Weg
Bei dieser grossmehrheitlichen Zustimmung stellt sich die Frage, wie es nun weitergehen soll. Das Angebot in Wabern wird einerseits verlängert, anderseits will Bauer parallel zu den notwendigen Finanzzahlen den Ausbau planen. «Das muss man anhand des Bildungsreglements anschauen, Ganztagesschulen müssen darin verankert werden», antwortet Gemeinderat Brönnimann. Parteikollege Michael Gerber wies bereits darauf hin, dass man doch besser nicht einfach nur etwas verlängere, wenn die ganze Bildungsstrategie demnächst überarbeitet werden soll. «Das ist doch die Gelegenheit, die Rahmenbedingungen festzulegen. Wir sind der Meinung, dass eine zweijährige Verlängerung eher verzögert, statt nun die Grundlagen zu schaffen», bekräftigt er. Loslegen oder warten? «Es ist unumgänglich, diesen pädagogischen Mehrwert auszubauen, anderseits verstehen wir mit Blick auf die Finanzen, dass man hier erst Klarheit will», befindet auch Christina Aebischer (Grüne).
Konkret bleibt das Angebot im «Zündhölzli» bestehen, neue Angebote werden aber nur dort, wo Nachfrage und Möglichkeiten vorhanden sind, angedacht. Demnächst wohl auch im neuen Bildungsreglement. Schliern wäre so ein Kandidat. Dort besteht ohnehin Handlungsbedarf; Morillon wäre ein weiteres. Der Pilot ist sicher gelandet, neue Flüge sind angedacht, nur fehlt hierzu noch die finanzielle Sicherheit, dass sich die Ganztagesschulen rechnen. Die Zahlen regieren wohl auch die Art und Weise, wie das Angebot im Bildungsreglement Eingang findet. Ganz so schnell, wie Tanja Bauer sich das wünscht, wird es nicht gehen, aber «die SP hat bereits eine entsprechende Motion eingereicht. Wünschenswert wäre im nächsten, spätestens übernächsten Schuljahr mindestens ein neues Projekt zu starten», sagt sie entschlossen, weil sie davon ausgeht, dass es ohne riesige Mehrkosten eingehen wird, «viel eher mit höheren Steuereinnahmen» meint sie mit Blick auf all jene Familien, die solche Angebote nutzen. Fortsetzung folgt.