Vielen Dank für Ihre Frage und Ihre Fürsorge gegenüber Ihrem Nachbarn – damit tun Sie schon sehr viel für ihn, auch wenn Ihnen das vielleicht nicht so vorkommt. Einsamkeit, das Wegfallen der gewohnten Alltagsstruktur und der sozialen Kontakte – all dies kann die Entstehung eines Alkoholproblems gerade nach der Pensionierung begünstigen. Dies geschieht gar nicht so selten.
Obwohl das Leiden in einer solchen Situation oftmals gross ist, werden Hilfsangebote häufig als Bedrohung wahrgenommen. Es ist leider auch noch gar nicht so lange her, dass Betroffene «einfach versorgt» wurden, wie Ihr Nachbar das beschreibt. Wichtig für Ihren Nachbarn ist, dass seine Autonomie auch in dieser schwierigen Situation erhalten bleibt und seine Selbstbestimmung überall dort gilt, wo es möglich ist. Vielleicht kann Ihrem Nachbarn ja in einem ersten Schritt ein Angebot helfen, das ihm positive Möglichkeiten zur Alltagsgestaltung aufzeigt. Vielleicht ein Mahlzeitenservice für ein feines Mittagessen, zum Beispiel von pro senectute. Oder ein Nachmittagsangebot der Kirchgemeinde, oder eine Tagesstruktur wie der tilia Tagestreff.
Falls für Ihren Nachbarn der Aufenthalt in einer Pflegeinstitution in Frage kommt, ist es ganz wichtig, zu wissen, dass er damit nicht «einfach versorgt» wird. Die Grundorientierung jeder Pflegepraxis richtet sich nach den vier Prinzipien «Gutes tun», «nicht schaden», «Autonomie» und «Gerechtigkeit». Ihr Nachbar und seine Bedürfnisse sollen dabei im Zentrum stehen und er soll auf seinem Weg, in seinen Entscheidungen und seiner Selbstbestimmung begleitet und unterstützt werden. Ein erster Schritt könnte sein, einen Übergangsaufenthalt von einigen Tagen oder Wochen in einem Pflegeheim zu organisieren. Dann könnte Ihr Nachbar sich ganz unverbindlich selbst ein Bild machen.
Wie Generationenwohnen gelingen kann
Er gehört zu den Urgesteinen der Könizer Politik. Der ehemalige Parlamentarier Christian Roth hat sich…