Ratgeber rund um Betreuung und Pflege

Ratgeber rund um Betreuung und Pflege

«Wir haben einen Nachbarn, um den ich mir je längers je mehr Sorgen mache. Seit seiner Pensionierung vor zehn Jahren trinkt er regelmässig. Solange seine Frau noch lebte, ging alles noch einigermassen gut. Aber nun ist er seit zwei Jahren allein und es wird immer schlimmer. Wir versuchen, ihm so gut es geht zu helfen, aber er scheint schon am Morgen zu trinken, und auch der Haushalt verwahrlost immer mehr. Er wirkt zudem vernachlässigt. Wir befürchten, dass er gesundheitliche Probleme hat, die aber nicht behandelt werden. Er hat leider keine Familie, die ihm helfen könnte, und wir fühlen uns verantwortlich. Im Gespräch neulich hat er angedeutet, dass er sich helfen lassen möchte, aber Angst davor hat, dass er einfach versorgt wird. Was können wir tun?»

Vielen Dank für Ihre Frage und Ihre Fürsorge gegenüber Ihrem Nachbarn – damit tun Sie schon sehr viel für ihn, auch wenn Ihnen das vielleicht nicht so vorkommt. Einsamkeit, das Wegfallen der gewohnten Alltagsstruktur und der sozialen Kontakte – all dies kann die Entstehung eines Alkoholproblems gerade nach der Pensionierung begünstigen. Dies geschieht gar nicht so selten.
Obwohl das Leiden in einer solchen Situation oftmals gross ist, werden Hilfsangebote häufig als Bedrohung wahrgenommen. Es ist leider auch noch gar nicht so lange her, dass Betroffene «einfach versorgt» wurden, wie Ihr Nachbar das beschreibt. Wichtig für Ihren Nachbarn ist, dass seine Autonomie auch in dieser schwierigen Situation erhalten bleibt und seine Selbstbestimmung überall dort gilt, wo es möglich ist. Vielleicht kann Ihrem Nachbarn ja in einem ersten Schritt ein Angebot helfen, das ihm positive Möglichkeiten zur Alltagsgestaltung aufzeigt. Vielleicht ein Mahlzeitenservice für ein feines Mittagessen, zum Beispiel von pro senectute. Oder ein Nachmittagsangebot der Kirchgemeinde, oder eine Tagesstruktur wie der tilia Tagestreff.
Falls für Ihren Nachbarn der Aufenthalt in einer Pflegeinstitution in Frage kommt, ist es ganz wichtig, zu wissen, dass er damit nicht «einfach versorgt» wird. Die Grund­orientierung jeder Pflegepraxis richtet sich nach den vier Prinzipien «Gutes tun», «nicht schaden», «Autonomie» und «Gerechtigkeit». Ihr Nachbar und seine Bedürfnisse sollen dabei im Zentrum stehen und er soll auf seinem Weg, in seinen Entscheidungen und seiner Selbstbestimmung begleitet und unterstützt werden. Ein erster Schritt könnte sein, einen Übergangsaufenthalt von einigen Tagen oder Wochen in einem Pflegeheim zu organisieren. Dann könnte Ihr Nachbar sich ganz unverbindlich selbst ein Bild machen.

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