Ratgeber – rund um Betreuung und Pflege

Ratgeber – rund um Betreuung und Pflege

«Meine Mutter wird nächstes Jahr 80 Jahre alt. Sie ist geistig noch fit und lebt selbständig in ihrer Wohnung. Der Haushalt strengt sie jedoch je länger je mehr an, sie mag oft nicht mehr. Ich und meine Geschwister unterstützen sie, wo wir können, jedoch zeichnet sich für uns über kurz oder lang ab, dass sie mehr Unterstützung braucht. Ich finde, wir sollten lieber frühzeitig nach geeigneten Möglichkeiten suchen, anstatt zu warten, bis es nicht mehr geht. Meine Mutter will davon jedoch gar nichts wissen. Sie weigert sich zum Beispiel, überhaupt auch nur ein Altersheim anschauen zu gehen. Wir wissen nicht, mit welchen Argumenten wir sie überzeugen können, es zumindest mal zu versuchen?»

Wir alle, die wir uns um die oft zitierte Altersgrenze um die 50 herumbewegen, haben es schon erlebt, dass uns manche Sachen nicht mehr ganz so leichtfallen wie mit 20 oder 30. Und Ihrer Mutter geht es wohl mit vielen Alltagsdingen genauso. Zu realisieren, dass man an seine Grenzen kommt, ist nie einfach – ganz unabhängig vom Alter. Unterstützung zu suchen, ja sie anzunehmen, wird manchmal als Zeichen der Schwäche empfunden. Gerade für ältere Generationen gilt häufig: Hilfe beanspruchen, das macht man nicht, das machen höchstens die anderen.
Wenn die zunehmende Hilfsbedürftigkeit dazu noch mit dem Älterwerden zusammenhängt, ist es wohl noch schwieriger, sich dem zu stellen. Denn damit stehen automatisch die grossen Themen im Raum: alt werden, leben, sterben. Wohl kaum jemand stellt sich diesen existentiellen Themen ohne Fragen oder Ängste. Da scheint die Scheuklappen-Methode doch alleweil besser: Augen zu und durch, nur nicht zu viel überlegen, irgendwie geht es dann schon.
Vielleicht kann ein behutsames Gespräch ein erster Schritt sein – wenn Ihre Mutter Verständnis von Ihrer Seite spürt, können vielleicht erste Ängste schon abgebaut werden. Oft besteht ja die Angst, an einem Ort «versorgt» zu werden – vielleicht können Sie Ihrer Mutter zeigen, dass es Ihnen nicht darum geht, sondern dass Sie sich für sie Erleichterung und einen angenehmeren Alltag wünschen. Dienstleistungen zu Hause, auch für Tätigkeiten im Alltag, können ein Einstieg sein, mit dem Ihre Mutter eine solche Entlastung erleben kann. Das kann auch nur für vereinzelte, ihr mühsam gewordene Aufgaben sein, z.B. die Wäsche bügeln. Solche Dienstleistungen bieten die Spitex Ihrer Gemeinde, die tilia heimex und die verschiedenen privaten Spitex-Organisationen an.
In Bezug auf ein Alters- oder Pflegeheim kann helfen, wenn Sie einen solchen Ort mit Ihrer Mutter ganz unbelastet von der Frage eines möglichen Eintritts kennenlernen können. Die meisten Alters- und Pflegeheime verfügen über eine öffentlich zugängliche Cafeteria. Gehen Sie doch statt einer offiziellen Besichtigungmit Ihrer Mutter einmal an einem solchen Ort einen Kaffee trinken und ein Stück Kuchen essen. So erfahren Sie schon ganz viel von dem Ort, ob es Ihrer Mutter dort wohl sein könnte, ob es einen schönen Garten hat, ev. mit Tieren, wer an einem solchen Ort so ein- und ausgeht usw. Und ob der Kaffee gut ist.
Häufig gibt es in Alters- und Pflegeheimen auch Anlässe, Vorträge oder Kurse, welche an die allgemeine Öffentlichkeit gerichtet sind. Auch dies kann eine Gelegenheit sein, ein Alters- oder Pflegeheim kennenzulernen, ohne dass es bereits um einen Eintritt geht.
Wichtig bei allem ist sicher, dass sich Ihre Mutter mit ihren Bedürfnissen gehört und ernst genommen fühlt. Vielleicht gibt es unerfüllte Sehnsüchte, oder ungelebte Träume, über die es sich zu sprechen lohnt? Vielleicht können Sie das eine oder andere ja gar gemeinsam realisieren, ganz unabhängig vom Thema Pflegeheim? Damit Ihre Mutter erfahren kann, dass ein Pflegeheim nicht ein Ort ist, wo die Zeit bis zum Tod überbrückt wird – sondern ein Ort des Lebens, wo ganz viel Farbiges und Lebensbejahendes möglich ist. Ganz nach dem Motto: Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben. Sich dieser Aufgabe zu stellen, erfordert viel Mut. Jemand hat einmal gesagt: «Das Alter ist nichts für Feiglinge» und hat damit wohl sehr recht gehabt.

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