Die Kulisse für das Schiessen «Schluss mit Schuss» hätte nicht besser sein können: Das Wetter und die Stimmung waren hervorragend, dazu kam, dass mit Reto Stoll der beste Schütze aus dem gastgebenden Verein stammte. 191 Teilnehmende traten beim letzten Schiessen im Hirschhorn an. So auch Hans Rohrbach (Jahrgang 1931), der älteste Schütze. Er ist wahrscheinlich der einzige, der 1949 schon beim Eröffnungsschiessen dabei war. Mit seinem Sohn Markus und Enkel Claudio war es ein 3-Generationen-Wettkampf. «Es war ein gelungenes Fest. Schade, dass es das letzte war», sagt Romy Pitsch, die Kassiererin der Schützen Rüschegg. In der Festwirtschaft sass man gemütlich beisammen, das Schwyzerörgeliquartett «Schlitzorae» trat am Freitag auf, samstags sorgte der Barmann für musikalische Begleitung. «Es war trotzdem auch ein trauriger Anlass. Wir hatten eine wunderbare Zeit mit unzähligen, schönen Erinnerungen. Wie zum Beispiel 2014 als wir das dreifache Maximum-Resultat beim Feldschiessen erreichten», schwärmt Pitsch.
Weniger Training
Solche guten Ergebnisse hätten sicher auch damit zu tun, dass man in Rüschegg in der feudalen Lage war, dank der 2 Schiessstände zweimal in der Woche trainieren zu können: «Übung macht den Meister, das ist immer noch das A und O in unserem Sport», so die Laupenerin. Bei rund 55 Aktiven reduziert sich jetzt natürlich die Trainingszeit eines jeden Einzelnen. Glücklicherweise hat der Schützenverein Hirschhorn 2016 mit den Feldschützen Rüschegg Graben fusioniert. Denn sonst wäre es mit dem «Verlust der Anlage» schwierig geworden für die Vereinsmitglieder, da die Stunden, in denen eine Schiessanlage genutzt werden darf, vom Verband stark reglementiert sind.
Neues Reglement
Warum aber ist nach 72 Jahren Schluss im Hirschhorn? Ab 2021 gilt ein neues Reglement des Bundes. Blei darf nicht mehr in den Boden geschossen werden. Das bedeutet, man hätte den Kugelfang sanieren müssen. Die Anschaffungskosten für Kugelfangsysteme betragen pro Scheibe zirka 6000 Franken. Bei 8 Scheiben kommt ein hoher Betrag zusammen. «Das kann sich unser Verein nicht leisten. Die Gemeinde hat uns grosszügigerweise schon bei der Sanierung der Anlage im Graben unterstützt, das können wir nicht noch einmal verlangen», erklärt die Kassierin. Die Entscheidung gegen Hirschhorn hängt auch mit den örtlichen Gegebenheiten zusammen. Dort muss man noch rund 80 Meter den Hang hochlaufen, was für ältere Mitglieder nicht ideal ist. Im Rüschegg-Graben kann man direkt vor Ort parken.
Ende
Das Schützenhaus wird nun abgebrochen, da keine weitere Verwendung dafür gefunden wurde. Die Lage sei für die meisten angedachten Projekte nicht optimal gewesen. Der Kugelfang wird vorläufig eingezäunt. Zurück bleibt ein Stück ungenutztes Land, welches für die Landwirtschaft ohne kostspielige Bodensanierung nicht zu bewirtschaften ist. So gingen im September nach 72 Jahren und unzähligen Schüssen die Lichter im Hirschhorn aus.