Schweigen ist kein Gold

Schweigen ist kein Gold

«Will ich recht haben oder will ich weiterkommen?» Eine Frage, die sich in Konflikten nur wenige stellen. Schade eigentlich, denn darin steckt ein Wegweiser, wie man aus Konflikten am Arbeitsort herausfindet. Es ist schon fast ein Navigationssystem durch die Arbeitswelt, das Dierdre Messerli bietet. Als Coach hilft sie Firmen und Führungskräften, aus den Konflikten hin zu mehr Menschlichkeit zu finden.

«Dr Gschider git na, dr Esel blibt staa.» Was aber, wenn der Esel am Berg steht und gar nicht mehr weiter kommt? Dann helfen andere Redewendungen wie «Ohne Fleiss kein Preis» oder «Der Weg zum Erfolg führt bergauf» nicht mehr. Und der Spruch «Reden ist Silber, Schweigen ist Gold» erst recht nicht. Nein, dann braucht es die Empfehlungen von Dierdre Messerli. «Menschlichkeit macht Unternehmen erfolgreich», sagt die Könizerin.

Innere Klarheit
Der Fokus auf das Zwischenmenschliche verbessere nachweislich die Zusammenarbeit und erhöht die Produktivität oder Effizienz, ist sich Messerli sicher. Man muss miteinander reden, aber «mit guter Vorbereitung und innerer Klarheit», sagt sie. Konflikte sind sozusagen zum Lösen da. Schweigt man Silodenken, Misstrauen oder Machtkämpfe aus, nisten sie sich ein. «Das geht in aller Regel sehr schnell», weiss die Soziologin. Führungskräfte müssen sich selbst klar sein, was geht und was nicht, damit man bei Grenzüberschreitungen reagieren oder besser ansprechen kann.

Ungeschriebene Gesetze
«Wir Menschen wissen, was man soll, was geht und was nicht. Auch in der Firma. Diese ungeschriebenen Gesetze beschäftigen uns. Wieso halten wir uns daran? Weil wir von einem sozialen Gewissen geprägt sind, also all dem, was allgemein für alle gilt», erklärt sie.

Den Kontext kennen
Das ist durchaus wertneutral zu verstehen. Es gibt also gute und weniger gute ungeschriebene Gesetze. Deshalb kann es auch trotz dieser Hilfestellung zu Konflikten kommen. Nun wird man diese Probleme kaum einfach so zerreden können. «Nein, hier muss man den Zusammenhang miteinbeziehen», ergänzt die Konfliktexpertin. Einfach gesagt, geht es darum, nicht linear und in Kausalitäten zu denken, sondern die Zusammenhänge, Abhängigkeiten und Variablen im ganzen Umfeld miteinzubeziehen. Messerli nennt ein Beispiel: «Wenn man in einem Team ist und Person A schnauzt dauernd Person B an, Person C versucht daraufhin, B zu schützen, geht es weniger um den Inhalt der Aussagen als um das Verständnis der gruppendynamischen Zusammenhänge. Wie ist es zu dieser Situation gekommen?» Man kann die Situation auch umkehren und feststellen, wieso anderswo im Netzwerk diese Probleme nicht auftreten. Wenn man dieses Problem lösen wolle, müsse man den ganzen Kontext kennen und löse nicht selten mit dem Auslöser des Problems gleich noch andere Konflikte mit. «Oft hat das komische Verhalten eines Menschen nichts mit derjenigen Person zu tun, die dummerweise grad daneben steht und die ‹Brause› abbekommt.»

Wie geht es dir?
Respekt könnte man dazu auch sagen. Die Vorstellungskraft entwickeln, sich in andere hineinzuversetzen, das grosse Ganze zu erkennen. Und plötzlich hat man Verständnis für alle und alles? «Ein respektvoller Umgang heisst nicht, dass man alles gut finden muss oder immer alles harmonisch sein soll», fügt Messerli an. Aber wertschätzend sollte man sein. Miteinander reden wird dann zum Problemlöser oder Erfolg, wenn man respektvoll miteinander kommuniziert. Jeder Mensch ist jedoch unterschiedlich. Wertschätzung kann für die eine schon sein, wenn man zuhört, wiederum ein anderer freut sich über Komplimente. «Wissen, wie es dem Gegenüber geht, ist Wertschätzung und Respekt», fasst sie zusammen. Die ungeschriebenen Gesetze sind de facto die Firmenkultur, «wegschauen ist definitiv das Schlimmste, was man tun kann.»

Und wie kam es dazu, dass Dierdre Messerli hinschaut, erst recht, wenn es um Konflikte geht? «Das ist mir wohl in die Wiege gelegt worden. Schon zu Schulzeiten habe ich vermittelt», erinnert sie sich. Firmen können ähnlich wie ein Schulhof sein, dann etwa, wenn man über jemanden flucht. Wenn dieser dann aber am Meeting sitzt, schweigt man lieber. «Wieso sagt man nichts, wenn man etwas sagen sollte? Diese Frage hat mich stets umgetrieben. Denn was in Gruppen alles passiert, hat einen grossen Einfluss darauf, wie effizient man ist.» Und schon ist die Expertin wieder weg von sich selbst und taucht in das Metier ein, das ihr auf den Leib geschneidert ist: Probleme zu lösen, Verbesserungen in Firmen zu bewirken, Firmenkulturen aufzubauen. Eines hat die Expertin, die längst auch international tätig und Buchautorin ist, schon einmal bewiesen. Der Spruch «Reden ist Silber, Schweigen ist Gold» gilt als widerlegt. Schweigen ist kein Gold, offen und wertschätzend miteinander reden dafür umso mehr.

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