Seit 60 Jahren arbeitet er als Goldschmied. 47 Jahre lang hat er in der Stadt Bern sein eigenes Atelier betrieben. Zunächst während 36 Jahren an der Marktgasse, danach an der Münstergasse. Das Geschäft hat er vor fünf Jahren zwar aufgegeben, aber nicht seine Leidenschaft und die Arbeit am Schmuck. «Jetzt arbeite ich nur noch, wann ich will», erklärt Günter Mohr, als er seine private Werkstatt im Erdgeschoss des Wohnhauses präsentiert. Bei schönem Wetter gibt er heute einem spontanen Ausflug an die Sonne gerne den Vorzug.
Seine Lehre hat er gegen Ende der 50er-Jahre in Zürich absolviert, danach eine Stelle in Winterthur gefunden – und dabei seine spätere Frau Erika kennengelernt, die im Geschäft ihre Ausbildung als Bijouterieverkäuferin machte. Ihre Wege trennten sich 1964 kurzfristig, weil sie als Aupair nach England ging und er eine Stelle in Genf gefunden hatte, um sich im Juwelenschmuck weiterzubilden. «Wegen der Liebe» zog es Günter Mohr 1965 nach Bern – Erika hatte hier nach ihrer Rückkehr aus England eine neue Stelle angetreten. So gründete er als 23-jähriger (zusammen mit seiner Frau) in der Stadt ein eigenes Geschäft und danach auf dem Land eine Familie.
Kreativer Teilzeit-Hausmann
Anfangs der 80er ist das Paar nach Rüschegg Heubach gezogen. Zunächst führten sie nebenbei einen Hof mit vier Hektaren Land und einigen Pferden. Und als ihre drei Kinder ausgezogen waren und der Hof zu gross wurde, baute das Paar in der Nähe ein kleineres Bauernhaus um – ihr heutiges Heim. Da die Beratung der Kunden im Geschäft in Bern einen immer grösseren Teil der Arbeitszeit in Anspruch nahm und seine Frau diese Aufgabe bestens erledigte, konnte Günter Mohr einen grossen Teil seiner Kreationen zu Hause anfertigen. Im privaten Domizil betreute er auch als Teilzeit-Hausmann die Kinder. Bei der Arbeit zu Hause haben diese ihm öfters über die Schulter geschaut.
Beruflich fällt der Apfel nicht weit vom Stamm. «Alles, nur nicht Goldschmiedin», habe sich Günter Mohr gedacht, als die jüngste Tochter zur Berufswahl kam. «Der Gedanke, für Barbara einen Ausbildungsplatz zu finden, war für mich eine grosse Sorge», erklärt er. Dass es sich doch so entwickelt hat, ist heute ein Glücksfall. Nach 17 Jahren Zusammenarbeit im gleichen Atelier konnte sie das Geschäft übernehmen und weiterführen.
Das Goldschmieden sei ein hartes Geschäft, erklärt Erika Mohr. Es sei schwierig, eine Stelle zu finden, und bei der Arbeit herrsche heute grosser Produktionsdruck. Zudem hat auch hier die Moderne Einzug gehalten. Ein guter Teil des Handwerkes ist der Serienproduktion gewichen. Heute werden am Computer 3-D-Modelle erstellt und direkt in Wachsvorlagen umgesetzt, in die das Gold gegossen wird. «Wir haben fast nie gegossen», erklärt Günter Mohr. «Und wenn, dann haben wir die Modelle noch von Hand gefertigt». Wer spezielle Dinge kreiere, könne mit dem Handwerk heute noch gut existieren. Die Handarbeit erlaube es, persönlichere Schmuckstücke herzustellen. Seine Ideen beginnen deshalb mit einer Skizze auf Papier. Persönlich entwirft er am Liebsten schwungvolle, markante Ringe mit grossen Steinen. Seit er für sich zu Hause arbeitet, hat er auch begonnen, einfachere Steine selber zu schleifen und einzufassen.
Ausstellung im Schloss
Vom 24. bis zum 26. November zeigt Günter Mohr eine Auswahl seiner Kreationen an einer Ausstellung im Schloss Schwarzenburg. Der Künstler freut sich darauf und hat ebenso die acht Schauvitrinen selber erstellt. «An einem so schönen Ort auszustellen, ist etwas Spezielles», schwärmt er. Zeigen will er in thematischen Gruppen Ringe, Anhänger und Ohrhänger, «alles Unikate», wie er betont. «Ich will in unserer hektischen Zeit das Handwerk präsentieren». Als Gast wird Galerist Niklaus Gilgen von der Art Galerie Murten die Ausstellung mit Bildern aus seiner Sammlung umrahmen.