Latour freute sich über den Auftritt: «Ich finde es grossartig, wenn der Funke auf das Publikum überspringt – wie dies heute der Fall war – und sich die Menschen an ihre eigenen Erlebnisse mit Tieren erinnern.» Auch Walter Oswald, bei den «Senioren Köniz» für die Veranstaltungen zuständig, zeigte sich begeistert: «Ich finde es phänomenal, wie Latour die Menschen packen kann.»
Träfe Geschichten aus Latours Natur-Alltag
Der ehemalige Fussballtrainer schaffte dies unter anderem durch das Zeigen vieler faszinierender Fotos von Alpenvipern, Goldmeisen oder Waldkäuzen. Seinen Vortrag reicherte er mit einem Feuerwerk witziger Anekdoten an. So begründete er die Tatsache, dass auf einem Bild mit zwei Spatzen das Männchen neben und das Weibchen im Kasten sitzt mit folgenden Worten: «Das isch es Männli, wo schnarchlet.» Und mit viel Humor erklärt der Vater und Grossvater das Phänomen Armut: «Nach dem Volksmund wurde reich, wer bei einem Kuckucks-
Ruf eine Münze anfasste. Doch heute haben alle nur noch Kreditkarten im Sack.» Mit solchen und vielen weiteren Geschichten gelang es dem Vortragenden, die Menschen abzuholen und zu packen, immer wieder erkannte jemand ein Tier auf den Bildern, womit eigene Naturerlebnisse vor dem inneren Auge lebendig wurden.
Leben in intakter Natur
Latour will die Menschen mit seinen Vorträgen für die Natur begeistern und wirbt gleichzeitig für ein Miteinander von Menschen, Tieren und Pflanzen. Als Beispiele zeigte er Fotografien von nistenden Störchen auf Strommasten oder ein Mauersegler-Pärchen, das auf einer Internetbox ihr Nest gebaut hat. Latour verzichtet auf Fachlatein und verwendet ausschliesslich deutsche Tiernamen. Er habe nichts gegen Fachexperten – doch Menschen ohne solchen Hintergrund möchten Geschichten hören und Bilder sehen. «Die Leute wollen nicht nur wissen, wie schlimm es ist, sondern auch, dass es in der Schweiz auch viel intakte Natur gibt. In diesem Sinn müssen wir ihr Sorge tragen, wenn meine Message so rüberkommt, bin ich zufrieden.» Und auch Biologinnen und Biologen, die Latour bei Bedarf wissenschaftlich beraten, bestärken ihn in seinem Engagement. Denn dieser komme bei seinen Vorträgen mit Menschen in Kontakt, die Wissenschaftler nur schlecht oder gar nicht erreichten.
Engagement vor der Haustüre
Auch in der Ferienwohnung im Berner Eriz beschäftigt sich der Hobbygärtner mit Umweltthemen. Vor seinem Haus legte er einen naturnahen Garten an, in dem sich nach dessen Fertigstellung immer mehr Tiere eingefunden haben. Zu diesem Zweck liess der Tier- und Pflanzenfreund sogar die Fichten entfernen, denn diese verdrängen einheimische Tiere sowie Wald- und Grasgewächse. Ebenfalls im Eriz gestaltete er eine Magerwiese, die verschiedene Tiere beherbergt. Wie die Anwesenden an diesem Nachmittag sahen, trugen die Anstrengungen Früchte: Sie kamen so in den Genuss von Marder-, seltenen Goldmeisen- sowie Molchbildern. Und dass der Ex-Trainer viel von naturnahem Gärtnern versteht, beweisen auch die vielen Besuche von Gärtner-Weiterbildungsklassen, die beim Naturmenschen zuhause vorbeikommen. Ihn macht es stolz, «dass sich ausgebildete Gärtnerinnen und Gärtner von mir inspirieren lassen.»
Apéro als Krönung
Den Anlass besuchten rund 200 Personen, nach dem Vortrag, den Latour gerne noch weitergeführt hätte, gab es ebenfalls in der Schüür einen Apéro Riche, zu dem sich auch der Referent dazugesellte. Und was ist für Oswald und Latour wichtig im Alter? Beide sehen es als eine Priorität und als ein Glück, im Alter gesund zu bleiben. Zudem sollten Senioren vielfältige Angebote, wie Vorträge oder Ausflüge wahrnehmen und somit am Leben teilhaben. Eine gute Eigenschaft der Schweizerinnen und Schweizer sei zudem deren Solidarität, wie Latour sagt. Dieser Eindruck bestätigte sich auch am Senioren-Anlass: Wer den Apérosaal nicht mehr aus eigener Kraft erreichte, den unterstützten helfende Hände. Zusammen geht es – ein Motto, welches an diesem Nachmittag nicht nur für das Miteinander der Anwesenden galt, sondern auch für einen menschlichen Umgang mit der Natur.