Schneefall, trübes Wetter, Winterzeit. Der perfekte Tag also, um ein Auto zu testen. Insbesondere eines, das mit seinen urbanen Qualitäten wirbt. Das uns von der «Bahnhofgarage Gasel» zur Verfügung gestellte Testfahrzeug soll sicher ins verschneite Skigebiet und wieder zurückfinden.
Wie am Kaminfeuer
In Gasel glich der Winter noch eher einem Regentag. Schnell einsteigen und die Heizung anwerfen. Um dem kühlen Nass zu entrinnen, ist der «208 e» auf alle Fälle eine gute Wahl. Das Ambiente im Innenraum strahlt Wärme und Ruhe aus. Die feine Beleuchtung im Armaturenbrett ersetzt quasi das Kaminfeuer und sorgt für zusätzliches Wohlbefinden. Die digitalen Anzeigen in dreidimensionaler Form sind zudem ein echter Hingucker. Aussen hat Peugeot dem vollelektrischen Auto keinen allzu futuristischen Look gegeben. Ob Verbrennungsmotor oder Elektroantrieb, optisch unterscheiden sich die Versionen kaum. Markant sind aber die langen LED-Lichter, die ein wenig an Stosszähne erinnern.
Wie gemacht für Schnee
In Schwarzenburg übernimmt die Farbe Weiss das Landschaftsbild. Nach den ersten Kilometern ist man bereit für die kurvenreiche Strasse Richtung Riffenmatt und dann weiter bis tief in den Naturpark. Das relativ kleine Lenkrad liegt gut in der Hand und der Franzose überzeugt mit gut abgestimmtem Fahrverhalten. Zusehends verwandelt der Schnee die Strasse in eine Rutschbahn. Dem «Peugeot 208 e-GT-Line» scheint das nichts anzuhaben. Selbst die Fahrt von Riffenmatt Richtung Sangernboden, mit dem deutlichen Abstieg bis zum Dorf, meistert er wie ein Offroader. Erstaunlich: kein Rutschen, kein Spulen. Die Frage keimt auf, weshalb der «208 e» als Stadtauto angepriesen wird, wenn er selbst bei starkem Schneefall sicher die Spur hält?
Wie ein Versprechen
Vielleicht liegt es an der vermeintlich kleinen Reichweite, die man im Volksmund gemeinhin den Vollelektrischen noch nachsagt. Im Fall des Franzosen liegt diese bei 340 km. Im Vergleich zu den artverwandten Fahrzeugen liegt er damit im vorderen Mittelfeld. Stellt sich also die Frage, ob Schnee und Kälte dieser Leistung etwas anhaben können? Eher nicht. Das Auto kehrt aus seinem winterlichen Abenteuer zurück, ohne merklich viele Kilometer mehr verbraucht zu haben, als die Strecke effektiv gemessen lang ist. Klar beeinflusst der Winter die Leistung des 1,5 Tonnen schweren Autos. Aber nur in einem vernachlässigbaren Rahmen. Für die Batterie gibt Peugeot übrigens eine Garantie von 8 Jahren oder 160’000 Kilometer. Das von uns getestete Fahrzeug kostet 38’230 Franken.
Wie ein Sieger
Für die Rückfahrt aus dem tiefverschneiten Naturpark lohnt es sich, die Schaltung von D auf B zu wechseln. Diese Funktion bremst das Auto bei der Talfahrt nicht nur deutlich ab, sondern rekuperiert zusätzlich kräftiger als im Modus D. Das heisst, das Elektroauto lädt seine Batterie wieder auf. 6 Kilometer gewinnt er auf den 12 Kilometern von Guggisberg Dorf bis Schwarzenburg wieder dazu. Der Schnee macht langsam wieder dem kalten Nass Platz. Auf der Rückfahrt muss der 136 PS starke Wagen vor der Bahnschranke warten. Eine ideale Möglichkeit, im Anschluss die Beschleunigung zu testen. Die 260 Nm schieben kräftig an und der Spassfaktor hält mit der speziellen Optik der GT-Line vollends mit.
Weshalb also preist Peugeot den «208 e-GT-Line» als Stadtlöwe an? Ganz einfach: weil es stimmt. Nur weil er aber in der Stadt beste Werte liefert, heisst es nicht, dass er das auf dem Land und im Schnee nicht auch könnte. In den verschneiten Hügeln von Guggisberg fühlt er sich so wohl wie ein Offroader. Nicht umsonst hat er die Auszeichnung «Auto des Jahres 2020» gewonnen.