Sich überlagernde Termine, Wahlveranstaltungen, Allianzen schmieden mit wichtigen Interessensgruppierungen, Reden halten, auf alles die passende Antwort wissen – Wahlkampf ist anstrengend. Gerade für das Präsidium einer Gemeinde, die so vielseitig, vorwärtsgerichtet und gross ist wie Köniz. Das unterscheidet den Ort von kleineren Gemeinden, in denen man schon froh ist, wenn sich überhaupt jemand für ein Amt zur Verfügung stellt. In Köniz hat man die Wahl. Köniz wird kantonal, mitunter gar national, wahrgenommen. Wie wichtig eine Gemeindewahl ist, beschreibt Konrad Adenauer folgendermassen: «Nach meiner Erfahrung wird Demokratie am besten in den Gemeinden gelehrt, weil dort die praktische Arbeit und das Ergebnis einer Abstimmung unmittelbar sichtbar werden.»
Debatte statt Kampf
Das alles deutet auf wenig Sommerferien und viel Wahlkampf hin. Doch die Vermutung trügt. Die Diskussionen sollen sachlich ausfallen, es soll um die Gemeinde gehen. Persönliche Kritik klammern die beiden Kandidierenden schon im Vornhinein aus. Bauer und Burren eint aber noch mehr als nur die Bereitschaft, fair zu bleiben, und der Anfangsbuchstabe ihrer Namen: die Fähigkeit mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, ohne dass die Qualität darunter leidet. Bei Tanja Bauer heisst das im Konkreten, dass sie mit einer Sommeraktion aufwartet. Sie will von ihren potenziellen Wählerinnen und Wählern wissen, welches ihre schönsten Orte in Köniz sind, und möchte, dass die entsprechenden Bilder davon auf den sozialen Medien gepostet werden – unter dem Motto: «Den Rest des Jahres gibt es gute Nachrichten für Köniz.» Eine gute Nachricht für Köniz ist für Gemeinderat Christian Burren sicherlich schon einmal, dass die Bevölkerung zum Budget «Ja» gesagt hat. Bei ihm ist von Wahlaktionen noch etwas weniger zu spüren; kein Wunder, die Abstimmung war für Köniz wichtig und im Vorfeld hörte man ihn vermehrt sagen: «Es wäre für mich ein Armutszeugnis, wenn Köniz vom Kanton übernommen werden müsste.» Infolgedessen kämpfte er an vorderster Front für die politische Lösung. Mit Erfolg. Doch seine Wahlkampagne steht; quasi nebenbei hat er diese vorbereitet. Er setzt – ohne zu überraschen – auf seine Erfahrung. «Wir wählen, wen wir kennen, kennen wir, wen wir wählen?» stellt er eine Frage, die auf seine Amtszeit als Gemeinderat abzielt.
Die Unterschiede
Hier beginnen die Unterschiede. Politerfahrungen haben beide, aber diese sind verschieden. Bauer ist als gestandene Grossrätin erfahren in der Kantonalpolitik und prägt dort manches Thema, etwas was Burren nicht vorweisen kann. Er hingegen geniesst im Gemeinderat einen guten Ruf und ist breit akzeptiert. Darauf deutet, dass seine Partei, die SVP, sowie die FDP, die GLP, die Mitte und die EVP ihn unterstützen. Bei Bauer sind es ihre Partei, die SP, sowie die Grünen. Bürgerlich gegen links könnte man sagen, wäre da nicht die GLP, die sich auf die Seite des Gemeinderates geschlagen hat. Ein Mann aus der kommunalen Regierung trifft auf eine Frau aus dem kantonalen und kommunalen Parlament.
Der Showdown
Kommunale Politik ist getreu Adenauer direkt und unmittelbar. Beide signalisieren in diesem Zusammenhang ihre parteiübergreifenden Fähigkeiten zur Lösungssuche. Die SVP-Sonne scheint nicht nur gelb und die Sozialdemokratin sieht nicht nur rot. Die beiden debattieren demnächst zu direkten und unmittelbaren Fragen rund um Köniz für einen Beitrag im August in dieser Zeitung. Alt-Gemeinderätin Katrin Sedlmayer meint: «Dank ihrer breiten politischen Erfahrung findet Tanja Bauer Lösungen auch in herausfordernden Situationen.» Welche das sind, wird sie beantworten. GLP-Parlamentarierin Sandra Röthlisberger hingegen sagt: «Christian Burren könnte fast ein Grünliberaler sein. Er ist kompetent, konsensfähig und fährt Velo.» Wie grün Burren wirklich ist? Er wird es verraten.
Sommer ja, Ferien nein. Wahlen ja, Kampf nein. Die Kandidierenden befinden sich nicht in den Sommerferien, sondern stehen dem Volk zur Verfügung, damit dieses herausfinden kann, wen es unterstützen will. Soll es der erfahrene Gemeinderat mit dem Velo sein oder die nicht minder erfahrene Politikerin mit der Sammlung an Lieblingsorten? Den Sommer spüren die beiden also in etwa wie ein Marathonläufer den Schweiss, wenn er seine Distanz unter der sengenden Hitze absolviert. Das Ganze nennt man dann in diesem Falle Sommer-Ferien-Wahl-Kampf.