Das Spital Riggisberg umfasst die ambulante und stationäre Grundversorgung der Bevölkerung im Gantrischgebiet, im Schwarzenburgerland und im Gürbetal. Gut drei Jahre nach der Schliessung der Geburtshilfe wird das Angebot Mitte Jahr um eine Neuro-Reha erweitert. Sie ergänzt das Neurozentrum Bern und garantiert dem Patienten nach einem Hirnschlag oder einer Hirnverletzung eine «optimale hochspezialisierte und vernetzte Behandlung aus einer Hand», erläuterte Prof. Claudio Bassetti, Direktor der Universitätsklinik für Neurologie, Anfang Januar vor den Medien.
Welche Vorteile die Aufgabenteilung zwischen Universitäts- und Landspital im Bereich der kognitiven und restaurativen Neurologie hat, zeigte Abteilungsleiter Prof. René Müri am Beispiel einer Hirnschlag-Patientin: «Solange sie noch akutmedizinische Betreuung im hochspezialisierten Unispital benötigt, findet die Neuro-Reha wie bisher auf dem Insel-Campus statt. Sobald die Situation stabil ist und die Patientin die nächsten Schritte auf dem langen Weg zurück in den Alltag unternehmen kann, erfolgt die Verlegung nach Riggisberg.»
Reha soll Zukunft sichern
Für Andreas Bütikofer, den Standortleiter des Spitals Riggisberg, ergänzt die neurologische Rehabilitation das Angebot im Spital Riggisberg sehr sinnvoll und sendet der Bevölkerung medizinisch, wirtschaftlich und politisch ein positives Signal: «Erhalt und Weiterentwicklung des Spitals Riggisberg sind für die Randregion Gantrisch-Gürbetal von enormer Bedeutung. Die Region behält ihren Stützpunkt der Grundversorgung, und im Spital Riggisberg werden zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen.» Joseph Rohrer, Verwaltungsratspräsident der Insel Gruppe AG, unterstrich den Stellenwert des neuen Riggisberger Angebots innerhalb der Gruppen-Strategie: «Das Spital Riggisberg hat sich mit der Grundversorgung in der Region Gantrisch etabliert und übernimmt nun mit der Universitären Neurorehabilitation eine zentrale Funktion innerhalb der Insel-Gruppe. Dieses neue und zusätzliche Angebot unterstützt das Spital auch in finanzieller Hinsicht. Das Spital Riggisberg hat eine langfristige und gesicherte Zukunft und kann sich so weiterentwickeln.»
Reha statt Akutspital?
Das Komitee der «Spital-Standort-Initiative» sieht die Erweiterung weniger positiv. Die Initianten befürchten die Umwandlung des Akutspitals in ein Reha-Zentrum – und damit eine weitere Verschlechterung der Versorgung der Bevölkerung in der Region. «Die damalige Führung wollte nach der Schliessung der Geburtshilfe umgehend ein Konzept für neue ‹innovative Angebote› vorlegen», heisst es in einer Medienmitteilung. Das jetzige Angebot wecke jedoch unangenehme Erinnerungen an das Vorgehen beim Spital Belp. «An diesem Standort wurde der Betrieb des Akutspitals langsam heruntergefahren und durch Reha-Angebote ersetzt.»
Das Vorgehen zum Spital Riggisberg sei als konzeptlos zu werten, heisst es weiter. Zuerst werde eine aufstrebende, über die Kantonsgrenzen hinaus gesuchte Geburtshilfe geschlossen und Arbeitsplätze abgebaut. Darauf folgten Jahre der Ungewissheit und Unsicherheit für Patienten und Personal, um nun ein neues Angebot aufzubauen, für das noch Personal gesucht werden müsse.
«Wir erinnern die Verantwort-
lichen der Insel Gruppe an die hängige ‹Spital-Standort-Initiative›, die am Spital Riggisberg eine vollständige Akutversorgung für Medizin und Chirurgie, inkl. Rund-um-die-Uhr-Notfallversorgung und -Geburtshilfe, gesetzlich vorschreibt. Massnahmen, welche die Umsetzung des Volkswillens weiter behindern, sind zu unterlassen.»